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Naturschutz an den ÄckernIm Kreis Euskirchen gibt es 250 Kilometer Blühstreifen

Lesezeit 3 Minuten
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Über die Vielfalt freuen sich Prof. Dr. Wolfgang Schumacher (l.) und Rolf Höveler.

Kreis Euskirchen/Zülpich – Das Ambiente ist bezaubernd, die Kulisse einmalig. In Rot und Blau, in Gelb und Grün erstrahlen in diesen Tagen Teile der Zülpicher Börde. Zwischen den auffälligen Blüten des knallroten Klatschmohns, den kompliziert gedrechselten Kornblumen oder dem blau leuchtenden Rittersporn summt und brummt es, als wäre das Insektensterben nur die Idee eines verschrobenen Science-Fiction-Autors und nicht traurige Realität. Denn hier, rund um Schwerfen, ist es gelungen, eine Vielzahl von Blühstreifen anzulegen und ihre Zukunft auch vertraglich zu sichern.

„Im Zuge der Flurbereinigung in Schwerfen, die vor zehn Jahren durchgeführt wurde, konnten diese Blühstreifen auf 30 Jahre gesichert werden. Das ist doch was“, sagt Prof. Dr. Wolfgang Schumacher und blickt zufrieden auf die Blütenpracht. Mit Rolf Höveler aus Siegburg ist er in der Zülpicher Börde unterwegs, um die Blütenpracht in Augenschein zu nehmen. Höveler ist Naturkundler und beschäftigt sich vor allem mit der Kartierung der in der Eifel heimischen Orchideen wie Ochsenriemen, Hängender Mensch oder Bienen-Ragwurz.

Die Landwirte erhalten finanzielle Entschädigungen

Doch nicht nur die Blühstreifen erfreuen die beiden Naturkundler, sondern auch die Äcker auf den Höhen oberhalb von Schwerfen . „Hier sind drei Äcker im Besitz der NRW-Stiftung, und die werden von den Landwirten extensiv bewirtschaftet“, so Schumacher. Er hat früh erkannt, dass Naturschutz nur möglich ist, wenn Landwirte in die Projekte einbezogen und ihre Einkommensverluste kompensiert werden. So gilt er als Initiator des Vertragsnaturschutzes, der vor rund 25 Jahren startete.

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Ein auffälliges Bild bieten die Blühstreifen bei Schwerfen und Enzen, die im Zuge der Flurbereinigung gesichert wurden.

Natürlich habe der Landwirt Ernteverluste, er schätze sie auf dem besonders prächtig blühenden Acker auf rund 50 Prozent. „Doch durch die finanzielle Kompensation steht sich der Landwirt meiner Meinung nach besser, als wenn er spritzen und düngen würde“, betont Schumacher. „In diesem Jahr ist der Rittersporn hier besonders gewachsen“, sagt er und deutet auf die blau blühenden Pflanzen, die sich zwischen den Mohn gemischt haben. Ein Anzeiger für kalkreiche Böden sei diese Pflanze – anders als die Kornblume, die eher den Lößboden liebt und besonders reichhaltig entlang der K11 nach Enzen blüht.

Lebensraum für bedrohte Tier- und Pflanzenarten

Doch diese Pflanzen gedeihen nur auf Flächen, die regelmäßig umgebrochen werden. „Die Samen sind im Boden und keimen nur, wenn sie auf der Erde oder kurz unter der Oberfläche sind“, erläutert Schumacher. Wenn die Flächen nicht mehr gepflügt werden, würden die Pflanzen innerhalb von zwei oder drei Jahren verschwinden.

Doch nicht die Blütenpracht sei das eigentliche Ziel, sondern den vielen bedrohten Tier- und Insektenarten einen Lebensraum zu geben. „Wir haben hier zum Beispiel an Vogelarten Nachtigall, Lerche und vier Arten der Grasmücke: Dorn-, Mönchs-, Garten- und Klappergrasmücke“, erläutert Höveler. Viele Käfer und Fluginsekten sind hier unterwegs und finden Nahrung. „Das gefällt mir richtig gut“, freut sich Schumacher.

Schmale Flächen auf 250 Kilometern im Kreis Euskirchen

Diese Streifen haben eine wichtige biologische Funktion, erläutert er: „Ein Minimum an Biodiversität muss da sein.“ In den Zwischenflächen spielen sich regulatorische Prozesse durch Käfer, Insekten und Bakterien ab, die wichtig für das Ökosystem sind. Und nicht zuletzt sei es ein Höhepunkt in der Landschaft, so dass viele Menschen anhalten, um den Anblick zu genießen. Die sechs Meter breiten Blühstreifen seien zwar nur schmale Flächen, würden sich aber insgesamt im Kreis Euskirchen über rund 250 Kilometern erstrecken.

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Dass Brachflächen wieder intensiv beackert werden sollten, um die Welternährung zu sichern, hält Schumacher für ein vorgeschobenes Argument: „70 Prozent des Getreides werden verfüttert.“ Dagegen seien nur vier Prozent der landwirtschaftlichen Flächen als Brachflächen umgewidmet worden: „Da haben die Landwirte in der Regel auch nicht ihre fruchtbarsten Flächen für genommen, sondern eher die, die wenig Ertrag gebracht haben.“