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Dirk PiegsaNeuer Notar in Zülpich

Lesezeit 3 Minuten

Dirk Piegsa, neuer Notar in Zülpich.

Zülpich – Für eine ältere Dame, die das Schild an dem Haus Nideggener Straße 29 interessiert unter die Lupe nahm, war der Name noch gewöhnungsbedürftig. Allen anderen Römerstädtern dürfte es genauso ergehen.

16 Jahre lang war dort nachzulesen, dass Dr. Dieter Stöhr der für Zülpich bestellte Notar ist. Jetzt steht der Name von Dirk Piegsa auf dem Schild.

In Freiburg, Berlin und Bonn studiert

Stöhr hat es Anfang des Jahres nach Kerpen verschlagen. Die Rheinische Notarkammer sowie die Präsidenten der Oberlandesgerichte in Köln und Düsseldorf haben sich als zuständige Justizverwaltungsorgane für den 40-jährigen Piegsa als Nachfolger Stöhrs entschieden.

Am 1. Juli hatte der gebürtige Recklinghausener in Zülpich seinen ersten Arbeitstag.

Zahl der Notare ist begrenzt

Piegsa studierte in Freiburg, Berlin und Bonn. Dass er die beiden Staatsexamen mit Prädikat bestand, versteht sich fast von selbst: „Ohne Prädikatsexamen hat man keine Chance, Notar zu werden.“

Während sich Rechtsanwälte niederlassen dürfen, wo sie wollen, ist die Zahl der Notare begrenzt. Notariate sind von der Justizverwaltung nur dort vorgesehen, wo genügend Beurkundungen anfallen. Piegsa hat im Kreis Euskirchen nur sieben Kollegen: drei in Euskirchen und jeweils einen in Bad Münstereifel, Schleiden, Gemünd und Blankenheim.

Für Piegsa ist es das erste eigene Notariat, das er mit sechs Mitarbeiterinnen führt, die er teils von Stöhr übernommen, teils neu eingestellt hat. Piegsa: „Sie sind alle in der Region verankert.“ Zuvor hat er aber einen zehnjährigen Weg der beruflichen Qualifikation hinter sich gebracht. Fünf Jahre lang arbeitete Piegsa als Zivilrichter, genauso lange war er anschließend Notarassessor.

In einer Kanzlei in Erftstadt lernte er die praktische Arbeit vor Ort kennen, die restliche Zeit als Assessor saß er quasi „auf der anderen Seite“. Bei der Rheinischen Notarkammer bearbeitete Piegsa in Köln Beschwerden über Notare.

Auch für Scheidungsvereinbarungen zuständig

Trocken findet er den Job nicht: „Sie glauben gar nicht, wie spannend es ist, wenn einem ein völlig zerstrittenes Ehepaar gegenübersitzt.“ Hier versteht er sich vor allem als Mann des Ausgleichs, während er als Zivilrichter Urteile fällen musste, wenn keine Einigung mehr unter den Parteien zu erzielen war.

Als Notar ist er nicht nur für Eheverträge und Vereinbarungen über Scheidungsfolgen zuständig, sondern unter anderem auch für die Beurkundung von Grundstücksverträgen und Vorsorgevollmachten, die Gründung von Gesellschaften und eine Vielzahl von testamentarischen Verfügungen.

Interessant findet Piegsa an seiner Aufgabe auch die unternehmerische Tätigkeit. Dass Notare wirtschaftlichen Schiffbruch erleiden, ist indes eher unwahrscheinlich. Bei gewissen Rechtsgeschäften ist ihre Mitwirkung eben vorgeschrieben.

Piegsa darf im gesamten Bezirk des Amtsgerichts Euskirchen tätig werden, vorgeschrieben ist ihm allerdings Zülpich als Sitz des Notariats. In Ausnahmefällen darf er auch in fremden Revieren Hausbesuche abstatten, etwa wenn ein Mandant umgezogen und am neuen Wohnort bettlägerig geworden ist.

„Menschen sind gelassener“

Piegsa wohnt noch mit seiner Frau, einer Staatsanwältin, und den beiden Kindern in Köln, will aber in den nächsten Monaten umziehen. Obwohl es auch bei Notaren den Trend zur Landflucht gebe, habe er sich bewusst um die Stelle in Zülpich beworben. Er habe während seiner Station im benachbarten Erftstadt die Mentalität der Menschen der Börde schätzen gelernt.

„Sie sind weit weniger hektisch als die Großstädter und lassen sich ausführlicher beraten.“ Piegsa kann sich gut vorstellen, in Zülpich zu arbeiten, bis er die Rente durch hat. Ein ausgiebiger Nachhilfeunterricht über die Historie der Römerstadt wurde Piegsa bereits von Mitgliedern des Geschichtsvereins erteilt.