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Eulen auf der SpurZu Besuch beim kauzigen Nachbarn in Zülpich

Lesezeit 4 Minuten
Zwei kleine Eulen sind zu sehen.

Skeptisch schaut das Steinkauzpärchen in die Kamera.

In der Serie „Faszination Heimat“ schauen wir uns in der Natur vor der Haustür um, diesmal im Lebensraum der Steinkäuze in Zülpich.

Peter Josef Müller stapft über eine Weide bis hin zu einem großen Baum. Es ist ein diesiger Morgen Ende März. Ein kalter Wind weht. Müller bückt sich und pflückt etwas aus dem Gras. „Wilder Lauch“, sagt er und riecht an den dünnen, dunkelgrünen Stängeln. Dann wirft er sie wieder hin. Wegen der Botanik ist er an diesem Morgen nicht in der Zülpicher Börde unterwegs.

Er geht zum Baum, klettert auf eine Leiter und macht sich an einem länglichen Kasten auf einem der Äste zu schaffen. Eine Steinkauznisthilfe. 300 Stück gibt es davon laut Müller im Kreis. Er muss es wissen, schließlich hat er viele davon selbst montiert. Müller ist Eulen-Experte. Schon seit 1980 setzt er sich für die Steinkäuze im Kreis Euskirchen ein.

Einst gab es nur noch etwa 40 Käuze im Kreis Euskirchen

„Vorher haben wir den Uhu in der Eifel eingebürgert“, berichtet der 71-Jährige. Er ist Mitglied der EGE – Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen. Als sie mit den Maßnahmen für Käuze angefangen haben, habe es im Kreis nur noch 35 bis 40 Paare gegeben. „Wir haben nur da Steinkäuze gefunden, wo noch eine intakte Nisthilfe war“, berichtet Müller. Das Problem: Lebensraumverlust.

Steinkäuze bevorzugen laut Müller gut einsehbare beweidete Grünflächen. So können sie Jäger kommen sehen und finden viel Nahrung, wie Mäuse, Käfer und Regenwürmer. Die Pfähle von Weidezäunen seien dabei ideale Jagdansitze für die Käuze. Und sie brauchen alte Bäume, mit Höhlen zum Brüten. „Eulen bauen alle keine Nester, das haben die nicht gelernt“, erläutert Müller.

Vogelschützer sind auf die Kooperation der Landwirte angewiesen

Während andere Eulenarten bei der Wahl ihres Nistplatzes allerdings nicht ganz so wählerisch seien und auch mal mit einem Elsternnest oder einer Felsspalte vorliebnähmen, habe der Steinkauz da höhere Ansprüche. Solche Lebensräume werden aber laut Müller immer seltener. Deshalb gibt es die Nistkästen. Sie stehen auf Obstbaumwiesen oder Weiden, weshalb man immer auf die Kooperation der Landwirte angewiesen sei, so Müller.

Heute ist er unterwegs, um einige der Nistkästen zu kontrollieren und die Steinkäuze zu zählen. Im Winter zögen die Eulen oft in Scheunen, da sei es wärmer. Jetzt zur Balzzeit besetzen sie die Nistkästen. Müller schraubt den Kasten seitlich auf und lugt vorsichtig hinein. „Keiner da“, ruft er. Nur ein altes Ei liegt in dem Kasten. Müller wirft es auf den Boden. Dann verschließt er den Kasten wieder und klettert die Leiter runter.

Auf dem Ast eines Baumes ist ein Kasten befestigt.

Gibt es 300 Mal im Kreis Euskirchen: Eine Nisthilfe für Steinkäuze.

Ein Kauz drängt sich in die Ecke eines Nistkastens.

Blick in die Nisthilfe: Ein Steinkauzweibchen sitzt im hinteren Teil.

Neben den Steinkäuzen gibt es laut dem Eulen-Experten noch vier weitere Eulenarten im Kreis Euskirchen. Den Waldkauz, die Waldohreule, den Uhu und die Schleiereule. Der Waldkauz komme hier am häufigsten vor, er brüte im Wald, beispielsweise in alten Spechthöhlen, so Müller.

Der Uhu sei ein Waldrandjäger, und die Waldohreule bekomme man auch immer häufiger in Dörfern zu Gesicht. Neben den Steinkäuzen macht sich Müller aktuell um die Schleiereulen Sorgen. „Weil viel Grünland fehlt, jagen die am Straßenrand“, berichtet er. Da alle Eulen im Tiefflug jagten, führe das dazu, dass viele Schleiereulen überfahren würden. Auch für sie stellt die Gesellschaft Nistkästen auf.

Eierschalen liegen auf dem Boden.

Das zerbrochene Ei beweist, dass hier Steinkäuze gebrütet haben.

Federn und Kotspuren seien deutliche Zeichen, dass die Kästen bewohnt seien, sagt Müller. Das reiche ihm aber nicht. „Ich sage immer: Ein frisches Ei oder einen Kauz musst du sehen.“ Beim vierten Kasten hat er endlich Glück. Ein Steinkauz-Paar sitzt drinnen. Die beiden Eulen flattern empört mit den Flügeln, als Müller sie herausnimmt, um die Nummer an ihrem Fußring abzulesen.

Jedes Jahr werden die Jungvögel beringt, so behält die Gesellschaft einen Überblick, wie sich die Population entwickelt. Natürlich gebe es noch eine Dunkelziffer, sagt Müller. Nicht alle Käuze nisteten in den Kästen, und immer wieder kämen Eulen aus Nachbarkreisen in das Gebiet. Er spannt die Flügel des einen Steinkauzes auf.

Das sei ein Jungtier aus dem vergangenen Jahr, stellt er mit prüfendem Blick fest. Die Eulenfedern sind ganz weich. Das trage dazu bei, dass die Käuze fast geräuschlos fliegen könnten, erklärt Müller. Er setzt die Steinkäuze sanft zurück in den Nistkasten, packt seine Sachen zusammen und stapft über die Wiese zurück zum Auto.


Schon immer vogelinteressiert

Die nächste Nisthilfe wartet. Die Tätigkeit bei der EGE– Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen macht Peter Josef Müller Spaß. „Ich war immer schon vogelinteressiert. Als Kind schon“, sagt der 71-Jährige. Bei den Kontrollgängen zu den Nisthilfen sei er aber nie alleine unterwegs. Das sei ihm zu gefährlich, berichtet er.

Schließlich könne er ja auch einmal von der Leiter fallen. An diesem Tag wird er von Sebastian Grundig (25) und Hubert Metzen (56) begleitet, die beide bei der biologischen Station im Kreis Euskirchen einen Bundesfreiwilligendienst leisten.

Das Bild zeigt einen bärtigen Mann.

Peter Josef Müller hat viele der Nisthilfen in der Börde selbst angebracht.

Seit mehr als 30 Jahren gibt es die Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen schon. Sie ist 1991 aus der Aktion zur Wiedereinbürgerung des Uhus hervorgegangen und nach eigenen Angaben ein Zusammenschluss engagierter Praktiker und Wissenschaftler im Naturschutz. Die Wiederansiedlung des Uhus ist laut der Gesellschaft eines der erfolgreichsten Artenschutzprojekte. Wie überall fehle es auch bei der Gesellschaft an Personal, berichtet Müller. Wer sich engagieren wolle, sei herzlich willkommen.