Ärger über lange WartezeitenBei Techno-Party am Zülpicher See lief nicht alles rund
Zülpich – Rund 6000 Techno-Fans aus dem Rheinland und der Eifel feierten im Seepark Zülpich beim „Beachzauber“-Open Air das Ende der Corona-Beschränkungen. Für Ärger bei den Besuchern sorgten mehrstündige Wartezeiten beim Einlass Der Grund: Zahlreiche gefälschte Eintrittskarten wurden bei der Ticketkontrolle entdeckt.
Dorfkirmes als Alternative
Magdalena und ihre Clique waren es kurz nach 20 Uhr am Samstagabend einfach leid: „Wir fahren jetzt nach Engelgau zur Kirmes!“ Fast zweieinhalb Stunden hatten sie gehofft, beim Techno-Abend mit in der Region bekannten DJs an der Seebühne des Seeparks Zülpich abraven zu können – vergeblich.
Stattdessen hatten sie sich in einer mehrere hundert Meter langen Warteschlange vor dem Einlass mit Kartenkontrolle wiedergefunden. „Es geht nicht vor und nicht zurück“, beklagte auch Otto aus Zülpich.
Er und vier Freunde und Freundinnen aus der Römerstadt – darunter die hochschwangere Tina – wollten im Gegensatz zu den Fans aus der Gemeinde Nettersheim ihren Warteschlangenplatz nach dreistündigem geduldigen Anstehen zwar nicht so einfach aufgeben, doch die Alternative zum Samstagabendprogramm (Tina: „Wir feiern im Garten!“) wurde langsam konkreter.
Hunderte warteten
Wie viele hundert Technofans, die auch nach Beobachtungen der Polizei, die mit einem Dutzend Einsatzkräften vor Ort Präsenz zeigte, offenbar alle eine Eintrittskarte hatten, so in der frühsommerlichen Abendsonne der Dinge harrten, ist unklar. Schnell machten allerdings unter den Wartenden Gerüchte die Runde, es seien wohl deutlich mehr Karten als zugelassen verkauft worden.
„Das stimmt absolut nicht“, wehrte sich Veranstalter Safak Toptas entschieden gegen die Vorwürfe. Er hatte allein 104 Security-Mitarbeiter und -Mitarbeiterinnen engagiert, um das erste Beachzauber-Technofest nach Ende der Corona-Auflagen sicher über die Bühne zu bringen. Es sei zwar absehbar gewesen, dass es deshalb und auch aufgrund des guten Wetters zu Warteschlangen vor dem Einlass kommen werde – aber was sich nun vor den Zäunen zum Seeparkgelände abspielte, das überraschte auch ihn.
Des Rätsels Lösung war ihm wie Veranstaltungsleiter Olaf Jastrob aus Geilenkirchen und der Polizei nach einigen Krisenrunden dann leider doch nicht ganz unbekannt: Es seien zahlreiche gefälschte Tickets aufgetaucht, so die Polizei. Demnach werden offenbar die auf den ersten Blick nicht weiter personalisierten Eintrittskarten online gekauft, dann aber mehrfach ausgedruckt.
Jede Karte hat jedoch einen individuellen Scan-Code. „Und so werden sie beim Einlass natürlich doch entdeckt“, so Olaf Jastrob: „Wir haben damit das Problem, das viele Veranstalter haben. Wir müssen die, die eine gefälschte Karte haben, leider nach Hause schicken.“
Einlassstopp als Lösung
Ergebnis am frühen Abend: Einlassstopp. Offenbar gab es auch Probleme, die zugelassene Besucherzahl auf das gesamte Seepark-Gelände zu verteilen. Am Ende seien aber alle erlaubten 6300 Zuschauer eingelassen worden, so Olaf Jastrob. „So viele Karten haben wir auch verkauft.“
Reaktionen
In den Sozialen Netzwerken machten zahlreiche Fans, die am Samstag vergeblich auf Einlass zur Veranstaltung gewartet hatten, ihrem Ärger Luft: „Während der Wartezeit von mindestens drei Stunden gab es keinerlei Informationen vom Veranstalter, kein Getränke-Angebot oder Ähnliches“, so einer der Besucher. „Fast vier Stunden angestanden und dann trotzdem nicht reingekommen trotz Vorverkaufskarte“, beklagte sich ein anderer.Ein Sprecher der Polizei Euskirchen konnte nach der Veranstaltung von einer Ingewahrsamnahme eines Besuchers berichten. Insgesamt neun Strafanzeigen seien gefertigt worden, unter anderem wegen Körperverletzung, Sachbeschädigung, Betrug und übler Nachrede, so der Sprecher.Bei einer Veranstaltung dieser Größenordnung, so die Polizei weiter, sei dies alles aber „nichts Außergewöhnliches“. Es habe sich um einen vorgeplanten Einsatz gehandelt, zu dem man mit insgesamt 13 Einsatzkräften angerückt sei. (thw)
Um die Sicherheit von Rettungswegen zu gewährleisten, konnten die Fans nach Aufhebung des Einlassstopps allerdings nur noch schubweise und zunächst nur bis zum oberen Bereich des Veranstaltungsgeländes, wo die Cateringwagen und -zelte stehen, eingelassen werden. Bis 22 Uhr, zwei Stunden vor Ende der bis Mitternacht genehmigten Veranstaltung, warteten so etliche Fans immer noch auf den Zugang zur Hauptbühne neben dem Seehaus.
Denn dort, unmittelbar am Seeufer, wo die eigentliche Raver-Party stattfand, war schon am späten Nachmittag kaum noch ein Platz frei. Da waren Jasmin und ihre Clique aus Euskirchen schon lange vor Ort. „Wir waren um 15.30 Uhr, eine halbe Stunde vor Einlassbeginn, hier, und haben kaum gewartet“, so Jasmin.
Tomorrowland-Feeling am Zülpicher See
Der Lohn des Frühstarts: Stehplätze in der ersten Reihe, direkt am Absperrgitter vor der Bühne, wo DJ Crunkz sein Bestes gab, unterstützt von Lichtshow und wabernden Trockeneisnebelwolken. Ein kleines bisschen „Tomorrowland“-Stimmung am Zülpicher See, um eines der bekanntesten Rave-Festivals im belgischen Boom zu nennen.
Veranstalter Toptas hat am Ende einige Hausaufgaben für den nächsten „Beachzauber“-Techno-Abend, der im August geplant ist, mitbekommen: Nicht nur wollen zahlreiche der nach vergeblichem Warten abgereisten Fans vermutlich ihre – rechtmäßig – gekauften Eintrittskarten erstattet bekommen.
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Zumindest die Clique um Otto aus Zülpich und Magdalena aus Nettersheim hat auch ganz konkrete Verbesserungsvorschläge: Mobile Toilettenanlagen und idealerweise ein Getränkeverkauf – beides vor dem Seegelände. Für künftige Warteschlangen, zu denen es ja nicht mehr unbedingt kommen muss.