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34 Tonnen TechnikgeschichteAltes Trafohäuschen kommt ins Freilichtmuseum Kommern

Lesezeit 3 Minuten
Das alte Trafohäuschen aus dem Jahr 1904 wird am Stück von Bürvenich ins Kommerner Freilichtmuseum transloziert. Ein Kran hievt das Gebäude auf einen Schwertransporter.

Das alte Trafohäuschen wurde auf der Stephanusstraße in Bürvenich auf einen Schwertransporter verladen.

Ein altes Bürvenicher Trafohäuschen wurde für den Transport ins Kommerner Freilichtmuseum vorbereitet.

Um genau 13.41 Uhr klatschten die Schaulustigen am Dienstag Beifall: Gerade mal eine halbe Stunde hatte es gedauert, bis das alte Trafohäuschen aus dem Jahr 1904 von seinem Standort hinter dem historischen Spritzenhaus an der Stephanusstraße in Bürvenich per Schwerlastkran auf einen bereitstehenden Schwertransporter verladen worden war. In der Nacht zum Mittwoch startete dann der Transport zum Kommerner Freilichtmuseum.

Mitarbeiter einer Fachfirma bei der Translozierung des alten Bürvenicher Trafohäuschens.

Zentimetergenau setzten die Mitarbeiter einer Fachfirma das 34 Tonnen schwere Gebäude aus dem Jahr 1904 auf dem Tieflader ab, um es nach Kommern zu transportieren.

„Die Vorarbeiten für diese Translozierung haben natürlich länger gedauert“, sagte Raphael Thörmer, Hausforscher des Kommerner Freilichtmuseums. Er blickte auf die vergangenen zwei Wochen zurück: „Zunächst musste das Fundament freigelegt werden.“ Danach wurden Kernbohrungen durchgeführt und von zwei Seiten schwere Doppel-T-Träger eingesetzt, um das Gebäude schließlich als Ganzes anheben zu können. „Man muss ein Gefühl für die Statik entwickeln, um das Gebäude zu verstehen“, so Thörmer weiter.

Nordeifel war Vorreiter bei der neuen Technik

Ein hölzernes Stützkorsett von außen und weitere Verstrebungen im Inneren bieten die notwendige Stabilität für den Transport ins Freilichtmuseum. Auf dem „Marktplatz Rheinland“ soll das 34 Tonnen schwere Bauwerk den Museumsbesuchern ein Stück regionale Technikgeschichte vermitteln: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts nämlich war die Elektrifizierung das „ganz große Ding“. Und im Vergleich zu anderen ländlichen Gebieten Deutschlands galt die Nordeifel bei der neuen Technik sogar als führend.

Zahlreiche Anwohner und Schaulustige, darunter Museumschef Carsten Vorwig (l.), Ortsvorsteher Jörg Körtgen und Bürgermeister Ulf Hürtgen, verfolgten die Verladung in Bürvenich.

Freuten sich über die geglückte Verladung: Museumschef Carsten Vorwig (l.), Ortsvorsteher Jörg Körtgen, Bürgermeister Ulf Hürtgen und zahlreiche Anwohner aus Bürvenich.

Denn als in Heimbach im Jahr 1905 das Wasserkraftwerk seinen Betrieb aufnahm, da wurde der Strom nicht nur nach Aachen oder zu den Textilfabriken entlang der Rur transportiert, sondern eben auch in zahlreiche Eifel-Dörfer. Gerade einmal zehn Kilometer Luftlinie beträgt die Distanz zwischen dem Kraftwerk und dem Ort Bürvenich. Da verwundert es nicht, dass auch dort zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Vorbereitungen zur Nutzung des elektrischen Stroms begannen. „Die Stromleitung verlief von Heimbach zunächst nach Embken. Dort wurde in einer so genannten A-Station die Spannung von 34000 Volt auf 5000 Volt transformiert“, hat Thörmer recherchiert: „Bürvenich war eine B-Station, wo der Strom dann auf die bekannten 220 Volt gebracht wurde.“

„Erneuerbar“ seit fast 120 Jahren

Während in Heimbach auch heute noch Energie per Wasserkraft erzeugt wird, wird das Bürvenicher Trafohäuschen seit mehr als 50 Jahren nicht mehr genutzt. „Wahrscheinlich ist es sogar deutlich länger außer Betrieb“, so Ortsvorsteher Jörg Körtgen. Bei ihm, wie auch bei vielen Anwohnern, überwiegt daher die Freude, dass das Gebäude nun ins Freilichtmuseum umzieht: „Wir haben schon vor rund zehn Jahren als Dorfgemeinschaft überlegt, ob und wie wir das Trafohäuschen nutzen könnten. Es wäre aber allein schon durch seinen Standort hinter dem Spritzenhaus nie so richtig zur Geltung gekommen.“

Eine Nutzung für das Spritzenhaus wurde indes gefunden: Dort haben die Bürvenicher einen begehbaren, öffentlichen Bücherschrank eingerichtet, der sich großer Beliebtheit bei der Dorfbevölkerung und bei Besuchern erfreut.

Hauptaufgabe für das Team des Freilichtmuseums wird es nach dem Umzug des Trafohäuschens sein, die technische Ausstattung zu beschaffen. „Wir sind optimistisch, dass uns das rasch gelingt“, sagte Museumsdirektor Dr. Carsten Vorwig: „Einen Transformator aus den 1950-er Jahren haben wir schon gefunden. Aber vielleicht schaffen wir es sogar, den technischen Ur-Zustand von 1905 wieder herzustellen.“ Wann die offizielle Eröffnung des Trafohäuschens gefeiert werden kann, stehe noch nicht fest. „Alle Bürvenicher haben bis Ende Mai aber freien Eintritt ins Museum, um sich den neuen Standort schon einmal persönlich anzuschauen“, so Vorwig.