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Nach drei JahrenStadt weiht das Zülpicher Weiertor nach ersten Sanierungen ein

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Im Zweiten Weltkrieg wurde das Stadttor zerstört, nun lässt die Verwaltung es restaurieren.

Zülpich – Im Zweiten Weltkrieg wurde das Weiertor in Zülpich bei einem Angriff stark beschädigt. Fast 80 Jahre später wird es aufgebaut. Nun fand das Richtfest des Stadttores statt, an das vor Jahrzehnten noch der Tagebau grenzte.

„Wir freuen uns, dass es so voran geht“, sagte Zülpichs Bürgermeister Ulf Hürtgen. Die Idee zum Wiederaufbau hatten die Hovener Jungkarnevalisten Zülpich (HJK), die laut des Verwaltungschefs auch die Hauptnutzer sein werden.

Für den Richtspruch hatten sich Hürtgen, HJK-Präsident Gerd Wallraff, sein Vize Oliver Hohn und der verantwortliche Zimmermann Willi Schneider auf dem Gerüst zusammen gefunden.

2019 kam der Anstoß zu den Reparaturen

HJK-Vizepräsident Hohn ließ die vergangenen Jahre seit der Idee noch einmal Revue passieren: „Im Januar 2019 wurde der Stein ins Rollen gebracht“, sagte er. Kurz darauf habe bereits die Stadt Zülpich angerufen. Und das mit einer guten Neuigkeit: „Es gibt Förderungen für genau solche Projekte“, zitierte Hohn die Worte von damals.

Zwei Monate später habe man sich das erste Mal mit der Stadt zusammengesetzt. Im Juni 2020 sei der Förderantrag bei der Bezirksregierung eingegangen, erzählte der Vize. Elf Monate später bewilligte die Bezirksregierung den Antrag.

Am 22. Februar 2022 begannen die Bauarbeiten an der Substanz, berichtete Hohn weiter. So richtig ans Eingemachte sei es aber erst vor rund fünf Monaten gegangen: „Die eigentlichen Hochbauarbeiten haben im Mai 2022 begonnen“, sagte der HJK-Vize. Und seitdem ist bereits so viel passiert, dass jüngst der Richtkranz über dem Torturm hing.

Verantwortlicher Zimmermann sprach mit 86 Jahren den Richtspruch

Den Richtspruch sprach Zimmermann Schneider. Mit seinen 86 Jahren hat er laut Hohn noch selbst mit angepackt. „Das erste Richtfest war wahrscheinlich 1493“, sagte Schneider über das Tor.

Bei einem Bombenangriff 1944 an Heiligabend sei es stark beschädigt worden. Nun schließt sich „der Ring der vier Stadttore wieder“, führte der Zimmermann aus. Nach seinem Richtspruch trank Schneider sein Glas aus und ließ es an der Wand des Tores zerschellen.

Schneider kenne das Tor noch aus Zeiten, als dort Kühe standen. „Er ist Zimmermann und Zeitzeuge“, sagte Bürgermeister Hürtgen. Mittlerweile hat Schneider den diamantenen Meisterbrief und ließ es sich laut Hohn nicht nehmen, die Balken im Turm mit seinem Team selbst anzubringen. „Die Balken sind 300 Jahre alt, und einer wiegt etwa eine Tonne“, so der 86-Jährige.

Projekt Weiertor sei „ein bisschen wie Eltern werden“

Für alle Beteiligten, aber vor allem für die HJK, war es ein sehr emotionales Richtfest: „Das Projekt Weiertor ist ein bisschen wie Eltern werden, die Vorfreude ist meistens riesig“, sagte Hohn: „Es steckt viel Leidenschaft und Herzblut drin.“

Der Verein sei sich dieser Verantwortung aber auch bewusst, so der HJK-Vize weiter. Dass der Wiederaufbau eines Stadttors aus dem 15. Jahrhundert nicht ganz ohne kleinere Schwierigkeiten über die Bühne gehen kann, mussten auch die Hovener Jungkarnevalisten am eigenen Leib erfahren.

Zum einen hätte die Umsetzung mehr gekostet als ursprünglich angenommen. „Wir haben mit 700.000 Euro kalkuliert, jetzt sind wir bei 1,1 Millionen“, so Hohn.

Auch Schwierigkeiten mit der Lieferkette habe man gehabt. Und in puncto Inneneinrichtung hat die Mitglieder des Karnevalsvereins dem Vizepräsidenten zufolge eine Frage auch sehr beschäftigt: „Wo kommt die Theke hin?“

Die Fertigstellung des Weiertors soll laut Hohn im Sommer 2023 erfolgen. Bis dahin ist noch einiges zu tun. Denn momentan sind die Steine an der Fassade des Torturms noch weiß, so soll es laut Hohn aber nicht bleiben: „Es kommen Klinkersteine davor.“