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Brauchtum lebtTrotz Corona und Flut Mitgliederzuwachs bei Bürvenicher Schützen

Lesezeit 3 Minuten
Der neue Schützenkönig wird auf den Schultern durch das Festzelt getragen.

Traditionsgemäß trugen die Bürvenicher Schützen ihren neuen König Thomas Geuer auf den Schultern ins Festzelt.

175 Jahre nach der Gründung steht die St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft Bürvenich sehr gut da. Ihr Schriftführer nennt das Erfolgsrezept.

Im Minutentakt donnerte am Montag der laute Knall aus dem Gewehr über den Platz, mit dem die Bürvenicher Schützen auf den Königsvogel anlegten. Dennoch ging dieser Lärm beinahe in den aufgeregt geführten Gesprächen und Anfeuerungsrufen unter, mit denen die Zuschauer ihrer Begeisterung Ausdruck verliehen.

An allen Tagen war der Besucherandrang fast schon erschreckend groß. Am Samstag reichte die Warteschlange sogar bis zur Straße.
Jörg Kempen, Vorstandsmitglied der St.-Sebastianer-Schützenbruderschaft Bürvenich.

Ein komplettes Wochenende lang hatte ganz Bürvenich das Schützenfest zum 175-jährigen Bestehen der Bruderschaft gefeiert, und nun fieberten sie dem großen Höhepunkt entgegen. Jeder einzelne Treffer wurde lautstark kommentiert, bis sich die Aufregung nach dem 57. Schuss in ohrenbetäubendem Jubel Bahn brach und alle Anwesenden auf ihren soeben ermittelten Schützenkönig zustürmten.

Schützenkönig Thomas Geuer lässt sich feiern.

Nach dem 57. Schuss durfte sich Thomas Geuer (5.v.r.) als neuer Bürvenicher Schützenkönig von seinen Bruderschaftskollegen hochleben lassen.

„Ich habe mich erst kurz vorher dazu entschlossen, überhaupt bis zum Ende mitzuschießen. Dass es so schnell ging, macht mich völlig sprachlos“, fasste dieser seine Gefühle kurz nach dem entscheidenden Treffer zusammen. Mit freudestrahlendem Lächeln genoss Thomas Geuer das Bad in der Menge und konnte sich kaum von seinen Gratulanten losreißen.

„Obwohl ich schon einige Jahre nicht mehr in Bürvenich wohne, sind dieser Ort und seine Menschen immer noch in meinem Herzen. Hier liegen meine Wurzeln, und es ist einfach großartig, König in meiner wahren Heimat zu sein.“ Traditionsgemäß hievten ihn seine Schützenbrüder kurz darauf auf die Schultern, um ihn durch das Spalier der Zuschauer ins Festzelt zur Krönung zu tragen.

Während Corona und nach der Flut ist der Zusammenhalt gestiegen

Traditionen wie diese standen beim Schützenfest in Bürvenich im Mittelpunkt. Denn die Sebastianer feierten mit dem 175. Geburtstag ihrer Bruderschaft ein für alle Beteiligten besonderes Jubiläum. „Auf eine derart lange Historie zurückzuschauen, ist ein unbeschreiblich schönes Gefühl, und ich bin sehr stolz darauf, Teil des Ganzen sein zu können“, freute sich der stellvertretende Schriftführer Jörg Kempen.

„Besonders die letzten Jahre waren durch Corona und die Flut auch für uns eine Herausforderung, die wir gemeinsam mithilfe einer großartigen Dorfgemeinschaft jedoch gemeistert haben.“ Mit dem Bau des neuen Dorfgemeinschaftshauses und einem Mitgliederzuwachs selbst während der Pandemie-Jahre sei der Zusammenhalt dieser großen Familie sogar noch weitergewachsen.

Glaube, Sitte, Heimat und die Erwartungen der jungen Menschen

Diesen Erfolg führte Jörg Kempen neben dem unermüdlichen Einsatz der Verantwortlichen auch auf die stete Weiterentwicklung der Bruderschaft zurück. „Wir bewahren nach wie vor die alten Traditionen Glaube, Sitte, Heimat, die schon vor 175 Jahren wichtigster Bestandteil waren. Dennoch waren wir uns immer bewusst, dass die Welt sich weiterdreht und wir uns auch auf die Erwartungen des Nachwuchses einrichten müssen.“

Wie schon zu Gründungszeiten führten auch am Sonntag die Bürvenicher ihren Festzug hoch zu Ross an, und ihr neuer König unternahm mit Gattin Hanni Geuer seine Rundfahrt durch den Zülpicher Ortsteil in einer festlich geschmückten Kutsche. Mit einer Summer-Dance-Party und Live-Musik der Showband Wheels präsentierten sich die Sebastianer am Samstag hingegen deutlich moderner.

Das Foto zeigt den Festzug, der durch Bürvenich geht.

Angeführt von Schriftführer Jürgen Hoscheid begleiteten am Sonntag 18 Bruderschaften den Festzug der Bürvenicher Schützen.

„An allen Tagen war der Besucherandrang fast schon erschreckend groß. Am Samstag reichte die Warteschlange sogar bis zur Straße“, berichtete Jörg Kempen. Dies sei ein gutes Zeichen, dass sich das Konzept der Bruderschaft auch über die Ortsgrenzen hinaus großer Beliebtheit erfreue.

„Da wir in diesem Jahr zusätzlich auch noch das Bezirksschützenfest in Bürvenich austragen durften, standen wir über Monate unter Strom.“ Zahlreiche schlaflose Nächte und abgekaute Fingernägel seien dennoch kein Grund gewesen, die hohe Belastung zurückzufahren.

„Tage wie heute, wenn man die Früchte dieser Arbeit ernten und die Begeisterung in den Gesichtern sehen kann, entschädigen aber für alle Mühen. Wenn wir morgen ausgeschlafen sind, werden wir uns schon wieder mit Vorfreude auf die Vorbereitungen für das nächste Schützenfest stürzen, um unsere Traditionen zu erhalten und an die nächste Generation weitergeben zu können.“