ShoppingLaden-Leerstände in der Zülpicher Innnenstadt bereiten Sorgen

19 Jahre stand ihr neues Ladengeschäft leer: Simone-Ariane Spork (v.l.), Alina Clev und Sylvia Schweizer richteten jetzt in der Guinbertstraße einen Friseursalon ein.
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Zülpich – Nicht wenige bezeichnen die Zülpicher Innenstadt als „tot“. Gerade in Sachen Shopping habe die Stadt rund um die Köln- und Münsterstraße nicht viel zu bieten – Leerstände und trostlose Fassaden bestimmten das Stadtbild.
Allein auf der etwa 200 Meter langen Kölnstraße stehen zehn Ladenlokale leer. Darunter finden sich auch großflächige Räumlichkeiten, die von „Ihr Platz“, „Schlecker“ und „Plus“ genutzt wurden. Aber auch Geschäfte, die über Jahrzehnte nicht aus der Geschäftswelt Zülpichs wegzudenken waren, haben geschlossen. Seit Jahren steht das Spielzeuggeschäft Gatzweiler leer.
Kleinere Erdgeschosse werden aktuell zu Wohnungen umgebaut, da die Eigentümer, so Bürgermeister Ulf Hürtgen, keine Einzelhändler fänden. Auch auf der Münsterstraße hängen an mehreren Schaufenstern die Schilder „Ladenlokal zu vermieten“.
In der Guinbertstraße – sie geht in die Münsterstraße über – ist nun ein Leerstand mit Leben gefüllt worden. 19 Jahre stand die Immobilie leer, in der seit Anfang August Haare gewaschen, geschnitten und geföhnt werden.
„Wir haben uns bewusst für Zülpich entschieden, weil wir zahlreiche Kunden aus der Region rund um die Römerstadt haben“, sagt Geschäftsführerin Simone-Ariane Spork. Der Zustand der Immobilie sei sehr gut gewesen, so dass nach nur drei Wochen der Laden eingerichtet gewesen sei: inklusive zweier hundert Jahre alte Frisierstühle, die im Herrenbereich eine neue Heimat gefunden haben.
Nicht immer finde allerdings die Kundschaft auf Anhieb einen Parkplatz in der Nähe des Geschäfts. „Wir hatten ein bisschen Zeit, die Kunden auf die Situation vorzubereiten. Beschwert hat sich bisher noch niemand. Schön ist die Situation aber nicht“, versichert Spork.
Vor drei Monaten sei der Entschluss gefallen, in Zülpich einen weiteren Friseursalon zu eröffnen – in der alten Tuchfabrik Ruhr/Lückerath in Euskirchen betreibt „Sporks“ ebenfalls einen Salon. „Ich habe Zülpich als charmant kennengelernt. Die Leute waren von Beginn an neugierig auf uns und ich kann nicht behaupten, dass die Innenstadt tot ist“, sagt Spork. Die Stärke des Innenstadtbereichs sei die Qualität der Fachgeschäfte: beispielsweise durch kompetente Beratung.
Im Gegensatz zum Geschäft in der Tuchfabrik sei man in der Römerstadt nun mit einem „Problem“ konfrontiert, das man in der bisherigen Firmengeschichte nicht kannte: Laufkundschaft.
„In Euskirchen kommen die Leute nur mit Termin, weil wir dort ein wenig ab vom Schuss sind. Das ist in Zülpich natürlich anders. Das ist spannend“, berichtet die Geschäftsführerin. Obwohl sie mit dem Start hochzufrieden sei, wünsche sie sich eine Entspannung der Parkplatzsituation und den Mut weiterer Geschäftsleute, Zülpich zu beleben.
„Natürlich hoffe ich, dass den Kunden mehr Parkplätze in Ladennähe zur Verfügung stehen“, so Spork. Zur Verschärfung der Parkplatzsituation trug vor mehr als vier Jahren der Wegfall der Stellgelegenheiten auf dem Marktplatz bei. Seit dem 1. März 2013 dürfen dort keine Autos mehr geparkt werden, weil mit den der Stadt zugesagten Städtebauförderungsmittel keine Parkplätze subventioniert werden dürfen. Parkplätze, die rund ums Rathaus – und damit in der Innenstadt – schmerzlich vermisst werden.
Seitdem wird in Zülpich viel mit Stellplätzen experimentiert. Die eingeführten Parkgebühren im Bereich der Köln- und Münsterstraße, dem Adenauerplatz und dem Parkplatz am Kölntor wurden teils angepasst, teils wieder abgeschafft.
Die Zülpicher Verwaltung sieht die Gebühren allerdings nicht als Grund für den Leerstand. „Wir hatten schon leerstehende Ladenlokale, da wurde noch nicht einmal über die Einführung von Parkgebühren diskutiert“, sagt Zülpichs Bürgermeister Ulf Hürtgen. Beigeordneter Ottmar Voigt fügt hinzu: „Hauptproblem des stationären Handels ist einerseits das veränderte Kaufverhalten der Kunden und andererseits die in vielen Innenstädten festzustellende rückläufige Kundenfrequenz.“
Dies weise nicht zuletzt das für den Standort Zülpich bereits im Jahre 2006 vom Geographischen Institut der Universität Bonn erstellte Einzelhandelskonzept aus.
Ein konkretes Konzept zur Belebung der Innenstadt – beispielsweise „Zülpich 2020“ – gebe es nicht. „Wir haben die Belebung der Innenstadt bei jeder Entscheidung im Blick. Beispiele sind der Naturkinderkarten und das Bademuseum.
Der Effekt ist vielleicht nicht konkret messbar, aber er ist vorhanden“, versichert Beigeordneter Voigt.