AboAbonnieren

Blindes VertrauenKutschenfahrer zeigen in Zülpich ihr Können

Lesezeit 4 Minuten
Das Bild zeigt ein Kutschengespann, das durch ein Hindernis fährt.

Insgesamt 45 Gespanne nahmen an den Kreismeisterschaften in Zülpich teil.

Dorit Santema verteidigt bei den Kreismeisterschaften im Gespannfahren ihren Titel. Aber es gab in Zülpich auch weitere starke Leistungen zu bestaunen.

Hochkonzentriert, den Blick stets auf das nächste Hindernis gerichtet, jagte Siela Mee durch den weitläufigen Parcours. Die Kommandos ihrer Gespannpartnerin Eva Wallrath im Ohr, führte das elfjährige, sächsisch-thüringische Warmblut das Gespann zielsicher zwischen den eng stehenden Pylonen hindurch.

Immer wieder sorgte das beeindruckende Zusammenspiel zwischen Fahrerin und Stute dabei für begeisterte Ausrufe unter den zahlreichen Zuschauern, die am Samstag und Sonntag Zeuge der Kreismeisterschaften im Gespannfahren des Zülpicher Fahrvereins St. Medardus wurden.

Kreismeisterschaft: Pferd und Mensch müssen aufeinander eingespielt sein

„Seit mittlerweile sieben Jahren arbeite ich mit Siela Mee zusammen, und in dieser Zeit haben wir beide einen großen Respekt zueinander aufgebaut“, berichtete Eva Wallrath. Die aus der nahe Düsseldorf gelegenen Gemeinde Rheydt stammende Reiterin absolviert jährlich zehn Wettbewerbe mit ihrer vierbeinigen Begleiterin und ließ auch an diesem Wochenende ihre Konkurrenz im Dressurreiten hinter sich: „Wir lassen uns gegenseitig einiges durchgehen und kennen unsere kleinen Macken und Eigenarten. Wenn es aber darauf ankommt, sind wir uns beide wieder schnell einig, was wir wollen, und können uns voll aufeinander verlassen.“

Das Bild zeigt das Pferd Siela Mee und ihre Reiterin Eva Wallrath.

Mit einem nahezu fehlerfreien Durchlauf errang Siela Mee mit ihrer Fahrerin Eva Wallrath schon am ersten Tag der Kreismeisterschaften in Zülpich den Sieg im Dressurreiten.

Dies stellte das eingespielte Duo schon nach der ersten Disziplin auf dem 4000 Quadratmeter großen Dressurviereck unter Beweis, indem es mit ihrer nahezu fehlerfreien Kür die Jury zur Vergabe der höchsten Wertung veranlasste.

Seit 2010 hat sich die weitläufige Anlage nahe des Zülpicher Seeparks zur Heimat der Mitglieder des Fahrvereins St. Medardus entwickelt. Am Samstag und Sonntag durfte der Verein erneut 45 Gespanne zu seinen mittlerweile weit über die Stadtgrenzen hinaus beliebten Kreismeisterschaften begrüßen.

Zülpich: Dorit Santema verteidigt ihren Kreismeistertitel

„In den Disziplinen Dressur, Hindernis und Geländelauf spiegelt unser Wettbewerb die ganze Faszination des Pferdereitsports im Gespann wider“, berichtete der Vereinsvorsitzende Hermann Foemer. Anders als auf dem Rücken des Pferdes liege die Herausforderung besonders darin, ohne direkten Körperkontakt Emotionen übermitteln zu können. „Es wird eine völlig andere Art Feingefühl benötigt, nur mithilfe der Leine und kurzen Kommandos ein funktionierendes Zusammenspiel zwischen Mensch und Tier herbeizuführen“, so Foemer.

Ein einziger Fehler könne dabei nicht nur für die Punktewertung entscheidend sein, sondern auch schwere Unfälle nach sich ziehen. Nicht umsonst biete der Verein jedes Jahr Kurse für den sogenannten Pferdeführerschein an. Dieser sei zwar keine gesetzliche Vorschrift, biete jedoch zusätzliche Sicherheit für Pferd und Reiter.

Pferde sind unglaublich empfindsame Wesen.
Hermann Foemer

„Pferde sind unglaublich empfindsame Wesen und reagieren trotz körperlicher Überlegenheit sehr sensibel auf die Emotionen ihres Reiters“, so Foemer: „Sie spüren, wenn ein Mensch unsicher oder ängstlich ist und spiegeln dies auch in ihrer eigenen Körpersprache wider. Dies kann bei so großen Tieren auch schon einmal gefährlich werden, besonders wenn sie zusätzlich die schweren Gespanne hinter sich herziehen.“ Die zwei- und vierbeinigen Protagonisten, die am Samstag und Sonntag auf dem Gelände nahe des Zülpicher Wassersportsees aktiv waren, ließen von dieser Unsicherheit jedoch nichts erkennen.

Hervorragend aufeinander eingespielt, jagten sie mit Bestzeiten durch die Hindernisse, die kaum Spielraum für Fehler ließen. „Die Pylonen stehen in einem Abstand zueinander, der gerade einmal ein paar Zentimeter breiter ist als das Gespann“, erklärte Wilfried Floßdorf, einer der zahlreichen Helfer, die für den reibungslosen Ablauf sorgten: „Unser Team muss daher für jeden Starter das Feld neu aufbauen, um für alle gleiche Wettbewerbsbedingungen zu gewährleisten.“

Ob sitzend auf dem Kutschbock oder die kurzen Pausen ausnutzend, um den Parcours neu herzurichten, boten am Wochenende mehr als hundert Akteure ein imposantes Schauspiel.

Bei den Pony-Einspänner wurde Dieter Pierkes mit Joe Bananas Kreismeister. Bei den Pony-Zweispänner setzte sich Jennifer Hüllenkremer mit Rico und Wienyleen durch. Bei den Pferde-Einspänner verteidigte Dorit Santema mit Winsor ihren Kreismeistertitel.


Zu den Teilnehmern der Kreismeisterschaften im Gespannfahren zählte auch Dr. Dirk Sonntag. Im Interview beantwortete er Cedric Arndt die Fragen.

Worin liegt die Faszination in der Arbeit mit den Pferden?

Eine solche Partnerschaft beruht vor allem auf Vertrauen. Einem Tier dieser Körpermasse kann man seinen Willen nicht aufzwingen, es ist ein Zusammenspiel, das auf gegenseitigem Respekt basiert.

Zu welchem Zeitpunkt haben Sie Ihre Liebe für den Sport entdeckt?

Mein Vater und mein Großvater waren Landwirte. Dadurch hatte ich schon sehr früh mit Pferden zu tun und war schon als kleines Kind total begeistert. Jetzt bin ich 72, und bis heute hat sich an dieser Begeisterung nichts geändert.

Was sind Ihre schönsten Erinnerungen als Pferdesportler?

Dazu zählt auf jeden Fall die Royal Windsor Horse Show in England. Vor einigen Jahren durfte ich sogar mit einem Vierspänner an der Europameisterschaft teilnehmen.