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„Ich flüstere den Tieren nichts“Helmut Strack entspannt im Ruhestand Pferde

Lesezeit 4 Minuten

Pferde sind Helmut Stracks große Leidenschaft. Und er hat das Talent, eine ganz besondere Beziehung zu den Tieren aufbauen zu können.

  1. Helmut Strack ist Rentner und hat eine besondere Beziehung zu Pferden.
  2. Pferdeflüsterer will er aber nicht genannt werden. Er nennt seine Methode „Soziale Pferdeentspannung“.
  3. Wir haben Strack im Klepperstall in Langendorf besucht und geschaut, was Helmut Strack genau mit den Pferden macht.

Zülpich-Langendorf – Helmut Strack ist ein gern gesehener Gast im Klepperstall in Langendorf. Wenn der sympathische Privatier, der einst ein Unternehmen mit rund 100 Mitarbeitern führte, auf dem Pferdeschutzhof auftaucht, verspricht dies Entspannung und Wohlgefühl. Und zwar für die Tiere.

„Ich habe eine besondere Beziehung zu Pferden“, sagt Strack, der - kaum steht er auf der Weide – auch sofort von den Tieren begrüßt wird. Die Bezeichnung „Pferdeflüsterer“ hört Strack in Bezug auf sich nicht gerne. „Ich flüstere den Tieren nichts, eher erzählen sie mir etwas.“ Und zwar auf vielfältige Art und Weise. Man muss es nur zu deuten wissen.

Strack bekommt sogar Anfragen aus dem Ausland

„Soziale Pferdeentspannung“ nennt Helmut Strack das, was er seit seinem Renteneintritt mit großer Leidenschaft ehrenamtlich praktiziert. Oft habe er im Laufe der Jahre mitbekommen, dass Pferde nicht die Zuwendung erhalten, die nötig wäre, damit sie sich rundum wohlfühlen. Manch einer halte sein Pferde nach dem Motto „Putzen. Benutzen. Abstellen.“

Helmut Strack hat eine ganz besondere Beziehung zu Pferden.

Strack plädiert dafür, sich immer die Zeit zu nehmen, sein Tier zu beobachten – in Ruhestellung auf der Weide, beim Fressen, Satteln oder Striegeln. „Ich habe zwar keine spezifische Ausbildung, mache aber Fortbildungen bei einer Pferde-Physiotherapeutin und halte selber seit vielen Jahren Pferde“, so Helmut Strack. Mit seiner Methode der Pferdeentspannung hat sich der Kerpener aber mittlerweile einen so guten Ruf erarbeitet, dass er sogar Anfragen aus dem Ausland bekommt. „Ich fahre aber nur im Umkreis von 50 Kilometern um meinen Wohnort zu interessierten Pferdehaltern und zeige ihnen, wie sie ihr Pferd selber massieren, mobilisieren und entspannen können.“

Glücksgefühl ist ihm Lohn genug

Wer weiter weg wohnt, kann sich im Klepperstall in Langendorf mit Helmut Strack verabreden, wo er seine Vorgehensweise an den dort lebenden Pferden demonstriert. Geld verlangt er nicht dafür, über Spenden aber freut er sich: „Die kommen zu 100 Prozent bedürftigen Menschen in Köln zugute.“ (siehe zweite Seite) Ansonsten sei ihm das Glücksgefühl, das er spüre, wenn es ihm gelingt, Halter und Pferd zu einem besseren Miteinander zu verhelfen, Lohn genug.

Auf der Weide hinter dem Klepperstall nimmt sich Helmut Strack heute unter anderem Harkan an, einem 18-jährigen Fjordpferd. „Vom Zungenbein bis zum Schweif wird alles massiert und bewegt“, erklärt Strack, während er einzelne Muskelpartien bearbeitet – mit den Händen oder aber dem Holzgriff eines Pinsels, den er als Triggerstab benutzt.

Vom Zungenbein bis zum Schweif wird alles von Helmut Strack massiert und bewegt.

Und Harkan? Der genießt. Innerhalb weniger Minuten lässt er seinen Kopf sinken, die Unterlippe auch. Eines seiner Hinterbeine ist leicht anwinkelt, irgendwann schließt er sogar seine Augen. „So sieht Tiefenentspannung bei einem Pferd aus“, sagt Helmut Strack zufrieden lächelnd.

Strack ersetzt keinen Tierarzt

Auch schwierige Pferde und solche, die Schmerzen oder Schlimmes erlebt haben, bringt er in diesen Zustand. Die Wirkung seiner Behandlungen sei bislang immer positiv gewesen. „Und wenn die Besitzer sich diese dann aneignen und selber einsetzen, bin ich zufrieden.“

Helmut Strack ersetzt selbstredend keinen Tierarzt. Diagnosen oder medizinische Behandlungen sind nicht sein Gebiet. Er helfe höchstens dabei, manch einer Verhaltensauffälligkeit beim Pferd auf die Spur zu kommen. „Beobachten und hinterfragen, das ist das A und O“, so Helmut Strack.

Nicht nur die Hände kommen zum Einsatz, sondern auch Pinsel, die zu Triggerstäben werden.

Besucht er einen Pferdehalter, dann lässt er sich das Tier am liebsten zunächst vorführen, um einen allgemeinen Eindruck von Biomechanik, Bemuskelung und Interieur, aber auch von der Interaktion zwischen Pferd und Mensch zu bekommen. „Dann erst nehme ich Kontakt zu dem Tier auf“, so Strick. Und das tue er stets „ohne jegliche Dominanz und ohne Erwartungshaltung“.

Nach zwei Stunden steigt Helmut Strack wieder in seinen kleinen Elektro-Flitzer. „Ich hatte mir vorgenommen, als Rentner irgendetwas Soziales zu tun. Und bin jetzt sehr froh, diesen Schritt gemacht zu haben. Hierbei kann ich meine Leidenschaft für Pferde leben und gleichzeitig auch noch bedürftige Menschen unterstützen. Das ist wunderbar!“, sagt er und fährt Richtung Heimat.

Helmut Strack bietet Praxisseminare an, in denen er seine Methode vermittelt

Pferden helfen und zeitgleich bedürftige Menschen unterstützen – dieser Gedanke versteckt sich hinter der Bezeichnung „Soziale Pferdeentspannung“, die Helmut Strack für sein Angebot gewählt hat. In Praxisseminaren vermittelt er seine Methode Interessierten, die „zukünftig mit ihren Pferden entspannte Momente genießen wollen“.

Teilnehmer sollten Grundkenntnisse im Umgang mit Pferden haben und mindestens 18 Jahre alt sein.

Seminare kosten kein Geld

Strack nimmt kein Geld für diese Seminare, die zwei bis zweieinhalb Stunden dauern. Er freut sich aber über Spenden, die er an die private Kölner Initiative „Ori Bollerwagen“ weiterleitet. Diese unterstützt in der Domstadt Obdachlose und Bedürftige sowie deren vierbeinige Freunde. Samstags verteilen die Ehrenamtler am Breslauer Platz Mahlzeiten, Hygieneartikel oder Kleidung.

Helmut Strack besucht Pferdebesitzer im Umkreis von bis zu 50 Kilometern von seinem Heimatort Kerpen-Brüggen. Wer weiter entfernt ist, kann zum Klepperstall in Zülpich-Langendorf kommen. Dort zeigt Strack an den Gastpferden die Massage- und Entspannungstechniken und unterweist alle, die diese selber lernen wollen.

Auf dem Pferdeschutzhof finden ausgediente Schul- und Turnierpferde, Notfälle wie Pferde aus schlechter Haltung, gesunde, kranke, alte und junge Tiere ein vorübergehendes oder auch letztes Zuhause.

Weitere Infos finden Sie unter www.soziale-pferdeentspannung.de , www.ori-bollerwagen.de und www.klepperstall.de