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Deutscher Indie-PopZülpicherin will mit eigener EP durchstarten

Lesezeit 5 Minuten
Kira Grohs steht mit einer Gitarre in der Hand vor einem Mikrofon und singt.

Mit ihrer Gitarre und ihren Texten will Kira Grohs Menschen zum Tanzen bringen.

Kira Grohs schreibt Songs über das Erwachsenwerden und die Liebe. Ihre erste EP erscheint im September.

15 Grad und Nieselregen – Kira Grohs bestellt trotzdem zwei Kugeln Eis. Eis gehe immer, sagt sie bestimmt und streicht sich zwei Strähnen aus dem Gesicht.

Kira ist 20 Jahre alt, in Sinzenich aufgewachsen und neben Eiscreme hat sie noch eine Leidenschaft: die Musik. Im September erscheint ihre erste EP „Überwintern“ mit vier Songs.

Corona-Pandemie verpasst Musikkarriere einen Dämpfer

So richtig angefangen hat ihre Liebe zur Musik in einem Sommercamp vor einigen Jahren. Sie müsse damals zwölf oder 13 Jahre alt gewesen sein, erinnert sich Grohs. Die Gruppe habe gemeinsam einen Song geschrieben, um ihn am Lagerfeuer zu singen. „Ich bin dann dabei geblieben.“

Mit 16 nimmt sie am Off-Beat-Projekt teil und präsentiert einen selbst geschriebenen Song vor Publikum. Ihre Musik kommt an: Gleich drei Anfragen habe sie im Nachgang erhalten. Alle für den März 2020 – die Corona-Pandemie versetzt ihrer gerade beginnenden Musikerinnenlaufbahn einen Dämpfer.

Auf Instagram und TikTok gibt Sängerin Einblicke in ihre Songs

Doch davon hat sich Grohs nicht einschüchtern lassen. Sie suchte sich andere Verbreitungswege: „Da habe ich angefangen, auf Instagram und Youtube Musik zu posten.“ 1450 Menschen folgen ihr heute auf Instagram, 783 sind es auf TikTok. Sie nimmt sie mit zu Auftritten, auf Zugreisen, zum Eisessen. Die meisten Posts aber zeigen sie singend und Gitarre spielend auf dem Fußboden sitzend.

Seit ihrem Abitur versuche sie, so viel Musik wie möglich zu machen und ganz viel aufzutreten, berichtet Grohs. Sie ist sicher: Sie will das hauptberuflich machen. „Auf der Bühne und durch das Singen kann ich Menschen ganz nah an mich ranlassen und einen Raum erschaffen, in dem man offen zu sich und seinen Gedanken steht“, beschreibt sie, was Musik ihr bedeutet.

Sie hat bei demselben Popkurs wie die Band Seed mitgemacht

Grohs schreibt ihre Lieder auf Deutsch und begleitet sich meistens selbst auf der Gitarre. Seit März hat sie aber auch eine Band. Die hat sich beim diesjährigen Popkurs der Hamburger Hochschule für Musik und Theater gegründet, an dem in den vergangenen Jahrzehnten auch schon Musik-Größen wie Wir sind Helden, Seed oder BAP teilgenommen haben. Es sei eine wichtige Bestätigung gewesen, überhaupt am Kurs teilnehmen zu dürfen, berichtet Grohs. Sie habe viele Coachings erhalten und die Band gefunden. „Das war extrem inspirierend.“

In diesem Sommer tritt sie zum ersten Mal mit der neuen Band auf ein paar kleineren Festivals auf, bei Rocken am Brocken zum Beispiel und beim Opernrasen in Bonn, der an diesem Wochenende (21. bis 23. Juni) stattfindet.

Da kann man dann vielleicht auch schon einen Song von ihrer neuen EP hören. „Immer, immer, dann“ kann man schon jetzt auf den gängigen Streaming-Plattformen anhören, und er ist laut Grohs einer ihrer wenigen negativeren Songs. „Es geht darum, dass es Phasen im Leben gibt, in denen alles gut aussieht, und dann bricht es zusammen“, fasst sie den Inhalt zusammen.

Zülpicherin will mit ihrer Musik die Menschen zum Tanzen bringen

Eigentlich habe sie es sich zum Ziel gesetzt, mehr positive Songs zu schreiben. Emotionen wie Trauer oder Wut bringen sie zwar am ehesten dazu, darüber zu schreiben und zu singen, aber: „Ich will lieber, dass die Leute bei meinen Auftritten tanzen, als dass sie am Ende weinen.“ In ihren Liedern gehe es oft um das Erwachsenwerden. „Und auch um viel Liebe, ganz viel Liebe!“

Sie will noch viel mehr Songs schreiben, und zwar nicht nur für sich. „Ich muss gar nicht unbedingt selbst auf der Bühne stehen“, sagt sie. Es sei für sie sogar emotionaler, wenn ein Künstler einen Text von ihr singe, als wenn sie ihn selbst interpretiere.

Das Lied „Vorstadt“ klingt nach Sommer

Inspiration für ihre Texte findet sie dabei überall: Im Zug, auf der Parkbank in der Stadt. „Ganz oft inspirieren mich auch einfach schöne Worte“, sagt sie. Bei ihrem Lied „Vorstadt“ sei das so gewesen. Sie mag das Wort. Darin schwinge für sie ein Zwiespalt mit. Viele Menschen träumten nicht gerade von einem Leben in der Vorstadt, doch mit der richtigen Person könne es eben doch ein Traum sein, führt sie ihre Gedanken aus.

„Ich würde mit dir auch in der Vorstadt, in 'ner Wohnung ohne Fenster, zwischen nur fremden Gesichtern, ohne Geld und ohne Plan wohnen“, singt sie in dem Song. Dazu kommen Gitarre, Klavier und ein schneller Beat – ein Gute-Laune-Song, der nach Sommer klingt.

Zülpicherin will ohne Label und Plattenvertrag starten

Das Lied hat Kira Grohs im April veröffentlicht. Ohne Label und Plattenvertrag. „Ich mache das komplett independent.“ Vom Songtext über Cover-Gestaltung bis hin zu Merch – sie macht alles selbst. „80 Prozent ist alles Drumherum und 20 Prozent ist das eigentliche Musikmachen“, sagt sie.

Ihre bisherigen Songs habe sie mit Produzenten aufgenommen und dann über eine Plattform auf Youtube und Spotify veröffentlicht. Es mache für sie gerade noch keinen Sinn mit einem Verlag zusammenzuarbeiten, sagt sie. Sie wolle noch viel ausprobieren, vielleicht auch mal das Genre wechseln, das sei mit Verlag schwieriger. Sie wolle sich über ihre Auftritte aber langsam ein Umfeld aufbauen, um einzelne Aufgaben abzugeben.

Kira Grohs träumt davon, bei Festivals auf der Hauptbühne zu stehen

Noch kann Kira Grohs nicht ganz von ihrer Musik leben, sie verdient sich mit Nachhilfe und anderen Nebenjobs etwas dazu. Aber sie ist zuversichtlich, dass sie es schaffen wird. Ein großer Traum von ihr: „Ich würde gerne mal so einen richtigen Festival-Sommer spielen. Auf der Hauptbühne!“

Bis es soweit ist, will sie noch viel mehr Erfahrungen sammeln. Sie hat sich bei zwei Musikhochschulen in Osnabrück und Mannheim beworben, eine hat ihr bereits eine Zusage gegeben. Nach ihren Konzerten und Auftritten im Sommer will sie sich dann entscheiden, wo es für sie weitergeht.

Vielleicht an einer der Musikhochschulen oder in Berlin oder doch in Köln, wo sie heute wohnt. Grohs hat noch keinen ganz genauen Plan, wo es mit ihrer Musikkarriere weitergehen soll. Dass es weitergehen wird, steht für sie aber fest.