Zülpich – „Finaaale“ steht groß auf der Website. Darüber der dezente Hinweis: „Die Veranstaltung ist leider restlos ausverkauft!“ Auf diesen Abend warteten sie seit einem Jahr. Nach Castings in Euskirchen, Erftstadt und Düren, Workshops, Masterclasses, einem österlichen Intensiv-Training und insgesamt mehr als 50 Probeterminen sollte es nun endlich den krönenden Abschluss einer langen Kreativreise geben.

70 Kinder und Jugendliche im Alter von neun bis 18 Jahren Jahren haben seit Sommer 2018 mit Choreografen, Tänzern und dem ein oder anderen Prominenten aus bekannten TV-Casting-Shows oder dem Kino an einer Musiktheater-Tanz-show gefeilt, die an diesem Abend in den Römerthermen Zülpich – Museum für Badekultur Premiere feierte.

Das Kulturprojekt wird von der EU gefördert

Das „Off Beat“-Projekt entstand unter der Dachmarke „Off Beat Culture“, einem von der Europäischen Union geförderten Kulturprojekt, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, Jugendkultur in den ländlichen Raum zu bringen und jungen Menschen eine umfassende Persönlichkeitsbildung zu ermöglichen.

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Die Werkzeuge dazu verstehen sich als Blumenstrauß aus allen möglichen künstlerischen Disziplinen. Es geht um Musik, Gesang und Beatboxing, Tanz und Schauspiel, Video und Bühnenbild und eine Mischung aus Theater und Musical. Kurzum: Absolute kreative Freiheit und keine Grenzen! So ist es nicht verwunderlich, dass das Stück „Bis das Blatt sich wendet“ keinem klaren Genre zuzuweisen ist.

Das Genre ist ganz egal

Darum geht es auch gar nicht, denn: „Nicht Theater, nicht Musical – ,Off Beat’-Projekt“ lautet der Slogan der Initiative. Das Projekt anders zu definieren würde ihm nicht gerecht, so Projekt-Assistentin Janna Hüttebräucker: „Bei uns konnten alle Jugendlichen auf ihre Art und Weise strahlen und sich ausdrücken.“

Landrat Günter Rosenke, der ein paar Eröffnungsworte sprach, und wie er betonte, selbst Musiker und daher sehr neugierig auf den Abend sei, zeigte sich begeistert von dem Engagement aller Beteiligten und Förderer. Die hätte es möglich gemacht, dass solch ein Projekt auf die Beine gestellt werden konnte: „Irgendwo müssen die jungen Leute sich und ihr Talent schließlich präsentieren können.“

Das Projekt war von Beginn an ergebnisoffen

Museumsleiterin Dr. Iris Hofmann-Kastner sah in der Veranstaltungsstätte einen Ort, an dem Kinder und Jugendliche im besten Falle lernen und Spaß miteinander haben können. Durch das Projekt „Off Beat“ schien diese Rechnung aufzugehen. Die Kinder und Jugendlichen hatten mit Trainern und Coaches aus den unterschiedlichen Disziplinen das Stück erarbeitet, Spaß gehabt und sich weiterentwickelt.

Worauf das Ganze hinauslaufen würde, welches Ergebnis am Ende auf der Bühne stünde – das wurde von Beginn an von Projektleiter Achim Sondermann offengelassen. Aus gutem Grund. „Es ging immer um den Prozess. Das ist ,Off Beat’“, sagte er.

Die Talente der Jugendlichen kamen zum Vorschein

Bei den Castings hatte sich schnell gezeigt, wer von den jungen Teilnehmer welches Talent mitbringt. Einige Jugendliche arbeiteten während der Aufführung im Hintergrund, übernahmen die Technik oder hatten zuvor das Drehbuch mit gestaltet, andere performten als Solodarsteller im Scheinwerferlicht.

Doch ob nun im Hintergrund im Background-Chor oder in der ersten Reihe mit Gitarre: Die Kinder und Jugendlichen glänzten an diesem Abend alle – sowohl schauspielerisch als auch gesanglich. Doch worum geht es bei dem Stück „Bis das Blatt sich wendet“ eigentlich? Dieses Kreativprojekt erzählt von einem fiktiven Land, in dem die Hohen das Sagen und die Kleinen nichts zu melden haben.

Es geht um Mut und Courage

Einmal im Jahr haben einige wenige über die Zukunft aller zu entscheiden. Es geht um eine Mauer, die sich nicht nur durchs Land, sondern auch bis in die Köpfe der Menschen zieht. Es geht um Respekt, Toleranz, Verantwortung und Vorurteile, um Mut und Courage. Also Themen, mit denen sich die Jugendlichen selbst beschäftigen.

Und so unterschiedlich die Talente der Darsteller sind, so setzte sich auch das Stück als modernes Märchen wie ein Mosaik zusammen. Eine Mischung aus Elektro-Pop der 1980er Jahre mit großflächigen Comic-Projektionen im Hintergrund trafen auf melancholische Gitarrensounds im Dämmerlicht.

Tetris und neonbunte Secondhand-Windjacken verbanden sich mit einer „Herr der Fliegen“-Stimmung und dem Zauber von Michael Endes „Unendliche Geschichte“. Am Ende stand aber das eine im Vordergrund: „It’s all about you.“

Kulturpreis

Die Arbeit von „Off Beat Culture“ wird seit 2018 aus Mitteln der Europäischen Union gefördert. Das Projekt ist mit dem NRW-Kulturpreis ausgezeichnet worden und wird vom Deutschen Sparkassen- und Giro-Verband unterstützt. Gefördert wurde „Off Beat“ auch von der Leader-Region Zülpicher Börde. Dabei handelt es sich um einen methodischen Ansatz der Regionalentwicklung und Fördererschwerpunkt der EU, um den ländlichen Raum zu entwickeln.

Leader wird durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums sowie vom Land Nordrhein-Westfalen finanziert. Bundesweit gibt es derzeit 321 solcher Regionen, 28 davon in NRW. Für die Kofinanzierung sowie die kostenfreie Bereitstellung von Proberäumen zeichnen die Kreise Euskirchen, Düren und der Rhein-Erft Kreis verantwortlich. Die Kostüme wurden von den Jugendlichen mit dem nachhaltigen Modelabor „Hehlerei“ aus Köln entworfen. (the)