Zu Beginn hatten Peter Eppelt und sein Team nur Privatwagen. Heute hat die Zülpicher Tafel eine Halle und 50 Mitarbeiter:innen.
Nach 20 JahrenPeter Eppelt gibt Vorsitz der Zülpicher Tafel ab
„Ich hatte schon Zweifel, in diese Fußstapfen zu treten.“ Heike Neumann ist erst seit drei Jahren bei der Tafel dabei und war nicht ganz so euphorisch, als Peter Eppelt sie bei der letzten Vorstandssitzung als seine Nachfolgerin vorschlug. Ein paar Nächte habe sie darüber schlafen müssen, sagt sie. Schließlich ist ihr Vorgänger nicht irgendwer, sondern der Gründer der Zülpicher Tafel. Vor 20 Jahren hat Peter Eppelt angefangen.
„Ganz am Anfang war es ja so, dass wir gar nichts hatten, außer Privat-Pkw und Leuten mit gutem Willen“, erinnert sich der 65-Jährige. Inzwischen sind daraus eine eigene Halle, mehrere Transporter und etwa 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geworden. Er ziehe ein sehr positives Fazit, sagt Eppelt. Er habe so viele Menschen unterschiedlichster Herkunft und finanzieller Situation kennengelernt, so viele Lebenswege seien durch die Tafel maßgeblich mitgestaltet worden. „Es geht so viel, wenn man es sich selber zutraut, wenn man es anderen zutraut und dem anderen das Gefühl gibt: ‚Ich lasse dich nicht allein!‘“
Während Eppelt erzählt, ist seine Begeisterung für dieses Ehrenamt richtig zu spüren. Tafel bedeute für ihn, einen Ausgleich für den Überfluss zu schaffen, den die Wohlstandsgesellschaft produziere. „Dieses Ehrenamt macht tatsächlich Sinn“, beschreibt es Neumann. Sie selbst habe lange Zeit zu viel gearbeitet. Es folgte ein Burnout und eine Depression. Danach sei sie raus aus der Arbeitswelt, berichtet die 56-Jährige. Sie habe etwas Sinnhaftes gesucht. Was die Zülpicher Tafel in ihren Augen ausmacht?
„Wir gehören zu den Tafeln, die auf Augenhöhe mit den Kunden umgehen“, sagt sie. Jeder, der komme, könne sich selbst aussuchen, was er gerne hätte. Es gebe keine vorgepackten Tüten oder Ähnliches. Dieses wertschätzende Miteinander betont auch Eppelt. Die Schwellenangst, zur Tafel zu gehen, verschwinde bei den meisten Zülpicher Kunden sehr schnell. Sie merkten, dass sie hier freundlich empfangen werden. Und nicht nur das: Bei der Zülpicher Tafel packen Bedürftige selbst mit an.
Sie hätten einige Mitarbeiter, die auch hier einkauften, berichten Eppelt und Neumann. Grundsätzlich sei die Tafel ein Ort, wo die unterschiedlichsten Menschen aufeinander treffen. „Der Jugendliche, der ein paar Sozialstunden leistet, arbeitet neben dem Ex-Bürgermeister“, beschreibt es Eppelt. Über die Jahre habe sich das Team, aber auch die Kundschaft der Tafel immer wieder verändert. Der Großteil der Kunden seien Geflüchtete.
Allein durch den Angriffskrieg auf die Ukraine sei die Kundschaft um 25 Prozent gewachsen, so Eppelt. Und noch eine andere Entwicklung mache sich in der jüngsten Zeit bemerkbar: „Die Leute kommen öfter.“ Statt einmal pro Woche kommen viele mehrfach. Für Eppelt ein klares Zeichen, dass die Bedürftigkeit zunimmt. Gut, dass die Zülpicher Tafel bestens vernetzt ist und viele Spender hat. Es sei noch nie vorgekommen, dass jemand gar nichts bei ihnen bekommen habe, sagt Eppelt stolz. Dieses Netzwerk hat er mit seinem Team über Jahre aufgebaut.
Am Anfang sei es nur der Zülpicher Rewe gewesen, nach und nach seien dann immer mehr dazu gekommen. Inzwischen rufen Bauern und Firmen bei der Tafel an, wenn sie zu viel Ware haben. Tatsächlich könnte die Tafel aktuell noch mehr Kunden bedienen, als sie aktuell habe, sagt Neumann. Ein gutes Gefühl. Sie spüre deutlich die gewachsene Verantwortung, meint sie weiter. Die Fußstapfen von Eppelt aber erscheinen inzwischen nicht mehr ganz so groß. Ihre Zweifel, so berichtet Neumann, seien mit dem Tag, an dem sie gewählt wurde, verflogen.