PläneZülpicher Innenstadt boomt trotz Leerstands
Zülpich – Zülpichs Bürgermeister Ulf Hürtgen lässt nichts auf seine Stadt kommen – Leerstand hin, Leerstand her.
„Für die Größe von Zülpich haben wir hier einiges zu bieten“, sagt er. Man dürfe Zülpich nicht mit Rheinbach, Düren, Euskirchen oder gar Köln vergleichen. Zülpichs Kernstadt und Hoven haben laut Hürtgen zusammen etwa 7000 Einwohner. „Wir sind eine kleine, ehemalige Römerstadt. Den Ruf, der der Stadt aktuell vorauseilt, hat sie nicht verdient“, so der Bürgermeister.
Als „ausgestorben“, „unattraktiv“, gar als „tot“ wird die Innenstadt in sozialen Netzwerken zuweilen beschrieben. Immer wieder verweisen die Nutzer auf die Leerstände im Bereich der Innenstadt, speziell an der Kölnstraße. Tatsächlich sind im Bereich des Kölntors einige Immobilien verwaist.
Dies sei allerdings kein neuer Trend und erst Recht keiner, den es nur in Zülpich gebe, so Hürtgen: „In anderen Städten gibt es auch Leerstände im Innenstadtbereich. Ein Grund dafür ist der weiter zunehmende Online-Handel.“ Und weiter: „Wenn nur die Hälfte der Bürger, die sich über den Leerstand in Zülpich beschweren, in der Innenstadt kaufen, hätten wir keine Probleme.“
Wie der Bürgermeister im Gespräch mit dieser Zeitung berichtet, seien einige „Frequenzbringer“ an der Kölnstraße in den vergangenen Jahren verschwunden. Darunter waren „Ihr Platz“, „Schlecker“. „Plus“ habe zudem unbedingt aus dem Innenstadtbereich weggewollt.
„Da waren bundesweite Insolvenzen dabei. Das kann keine Stadt und kein Einzelhandelskonzept vorhersehen“, so Hürtgen. Außerdem sei es nicht einfach, die Ladenlokale mit einer Größe zwischen 200 und 400 Quadratmetern wieder an den Mann oder die Frau zu bringen. Die Größe sei zum Sterben oft zu viel, zum Leben aber zu wenig – erst Recht für größere Filialisten.
Wie Hürtgen sagt, finde im unteren Bereich der Kölnstraße an manchen Stellen eine Umstrukturierung statt. Die Kölnstraße sei lange eine reine Wohnstraße gewesen. Erst später habe sie sich zur Einkaufsstraße entwickelt. Nun werden, so Hürtgen, wieder zahlreiche Wohnungen in ehemaligen Geschäftsräumen geschaffen – unter anderem wohl im Bereich des ehemaligen Spielzeuggeschäfts Gatzweiler.
Es habe erste Gespräche mit einem Investor gegeben.
Das Gebäude steht laut Hürtgen nach einer Insolvenz seit etwa sieben Jahren leer. Die recht alte Bausubstanz und der Schnitt der Räumlichkeiten samt Wohnbereich in den oberen Etagen habe eine Vermietung zuletzt sehr schwer gemacht.
Allerdings, so der Bürgermeister, zeige ein Trend eindeutig, dass die Zülpicher Innenstadt alles andere als vom Aussterben bedroht sei: „Die Nachfrage nach Wohnraum im Innenstadtbereich ist extrem groß. Man kann schon fast von einem Boom sprechen.“ Die neuen Bürger würden neue Kaufkraft in die Stadt bringen. Die ist laut Kämmerer und Beigeordneten Ottmar Voigt in Zülpich ausgesprochen hoch: „Von 100 Euro gibt ein Zülpicher 85 im Stadtgebiet aus. Das war vor 15 Jahren noch ganz anders. Da waren es etwa 55 Euro.“
Als „Legendenbildung“ bezeichnet Verwaltungschef Hürtgen die Behauptung von Kritikern, wonach die eingeführten Parkgebühren im Innenstadtbereich für den Leerstand verantwortlich seien. „Der Leerstand ist nicht auf die Parkgebühren zurückzuführen. Wir hatten schon leerstehende Ladenlokale, da wurde noch nicht einmal über die Einführung von Parkgebühren diskutiert“, sagt er. René Bohsem, Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft Zülpich Fachgeschäfte Aktiv, hat als Zülpichs Stärke die Fachgeschäfte ausgemacht: „Die haben sich einen guten Ruf erarbeitet. Da kann der Online-Handel nicht mithalten.“
Daran ändern laut Bohsem auch die immer noch unterschiedlichen Öffnungszeiten in der Innenstadt nichts. „Die Lebensqualität in Zülpich ist in den vergangenen Jahren gesteigert worden. Ich hoffe aber natürlich, dass wir weitere Menschen finden, die Ladenlokale mit viel Herz und Leidenschaft mit Leben füllen“, so Bohsem.
Wer daran Interesse habe, werde von der Aktionsgemeinschaft und der Stadt jederzeit unterstützt, versichert er.
Investor für Filetgrundstück gefunden
Wie Zülpichs Bürgermeister Ulf Hürtgen mitteilte, sei ein Investor für das sogenannte Filetgrundstück an der Bonner Straße gefunden. Lediglich die Unterschrift fehle noch unter dem Vertrag. Aktuell wird der ehemalige Standort der Zülpicher Stadthalle als Parkplatz genutzt.
„Es gibt ganz konkrete Vorstellung. Hier entsteht etwas Hochwertiges. Es geht wirklich nur noch um Nuancen“, so Hürtgen. Er sei froh, dass die Lücke geschlossen werde. Unter anderem sollen auf dem Gelände barrierefreie Wohnung entstehen. (tom)
Parkgebühren
Die Parkgebühren auf dem Parkplatz vor dem Kölntor in Zülpich sollen wegfallen. Diesen Vorschlag wird die Verwaltung bei der nächsten Möglichkeit den politischen Vertretern unterbreiten. „Ich erhoffe mir, dass dadurch die Kölnstraße eine weitere Aufwertung als Einkaufsstraße erfährt“, sagt Bürgermeister Ulf Hürtgen.
Dem Verwaltungschef schwebt eine Parkscheibenreglung auf dem Parkplatz am Kölntor vor: „Ich habe an maximal drei Stunden Parken mit Parkscheibe gedacht.“ Er hoffe, dass die Politik diese Idee mittragen werde. (tom)