Nach der Landesgartenschau 2014 in Zülpich wurde aus dem Gartenschaupark der Seepark. Der Wechsel zum Familien- und Freizeitpark war ein Kraftakt.
JubiläumZülpich feiert zehn Jahre Seepark – Erstes Jahr nach der Laga war ernüchternd
Die Sonne scheint, schnatternd landen zwei Gänse auf dem Wassersportsee, ein Mitarbeiter der Seepark gGmbH säubert mit einem Rechen den Strand. Zum Baden ist es noch zu kalt, aber es soll alles tipptopp aussehen.
Zülpich feiert zehn Jahre Seepark – auch wenn es den Wassersportsee selbst schon seit den 1970er-Jahren gibt. Das Überbleibsel des einstigen Braunkohleabbaus habe zwar auch schon früher eine Badestelle gehabt, erinnert sich Christoph Hartmann, doch diese sei „ausgesprochen provisorisch“ gewesen. Erst durch die Landesgartenschau 2014 seien der See wie auch die Zülpicher Burg und der Park am Wallgraben wachgeküsst worden.
Nach der Gartenschau kam die Ernüchterung in Zülpich
Rund 550.000 Besucherinnen und Besucher strömten laut dem Geschäftsführer der Seepark gGmbH 2014 nach Zülpich. 150.000 mehr als erwartet. Die Gartenschau sei ein voller Erfolg gewesen. „Ich glaube schon, dass es gelungen ist, Zülpich bekannter zu machen“, sagt Hartmann.
Die Nordeifel Tourismus GmbH spreche sogar von einem touristischen Durchbruch. Entsprechend ernüchternd sei man im Folgejahr gewesen, als die Aufmerksamkeit wegbrach und deutlich weniger Gäste kamen. Einige Veranstaltungen mussten abgesagt werden – weil zu wenig Karten verkauft wurden.
„Wir haben gedacht, dass das Thema Blumen und Pflanzen ein Selbstläufer ist“, gibt Hartmann zu. Entsprechend hieß der Seepark zunächst Gartenschaupark. Doch es habe sich schnell gezeigt, dass Botanik alleine nicht reiche. „Der Hauptattraktionspunkt ist der See. Diese Erkenntnis war wichtig“, berichtet Hartmann.
Zülpich: Angebot für Jugendliche im Seepark geplant
Man entschied sich für eine Neupositionierung. Aus dem Gartenschaupark wurde der Seepark, und der Fokus verschob sich von Pflanzen und Natur auf Familien- und Freizeitaktivitäten. Hartmann beschreibt diesen Wechsel in der Ausrichtung des Parks als Kraftakt. „Das war schon ein etwas schmerzhafter Prozess.“ Aber das sei der richtige Weg gewesen.
Ein Platz für Adventure Golf wurde angelegt, das Piratenschiff für Kinder auf dem Strand, der Aquapark, die Hüpfkissen und der Kletterberg, der Flying Fox Park. Über die Jahre kamen immer mehr Attraktionen hinzu, zuletzt die Palmen für den Strand, ein ganz persönliches Highlight für Hartmann. Aktuell arbeite man daran, noch mehr Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene zu schaffen.
Cat Ballou und Höhner kommen nach Zülpich
Daneben setzt der Seepark auf Veranstaltungen. Die Garden Classics oder das Drachenfest seien inzwischen richtige Institutionen in Zülpich, sagt Pressesprecher Jan Blatzheim. Und die in der Pandemie entwickelte Reihe Strandkultur sei ebenfalls sehr beliebt.
Stolz zeigen sich Hartmann und Blatzheim, dass der Seepark inzwischen noch größere, überregionale Veranstaltungen anzieht. Wie das „Into the Madness“-Festival, das im vergangenen Jahr 11.000 Besucherinnen und Besucher anlockte. Und in diesem Jahr kommt noch eine Großveranstaltung hinzu: Bei „Sommer, Sonne, Alaaf“ erklingen im Juni Kölsche Tön im Seepark. Cat Ballou, Höhner und Miljö sind unter anderem dabei.
Wasserpegel des Zülpicher Sees sinkt kontinuierlich
Es sei ihnen wichtig, zu betonen, dass man solche Großveranstaltungen nicht jedes Wochenende am See haben wolle, sagen Blatzheim und Hartmann. Aber ein paar als Akzente im Jahresprogramm können sie sich gut vorstellen.
Neben einem diversen Veranstaltungsangebot gibt es noch einen guten Grund für Großveranstaltungen: Sie bringen Geld. Der Seepark finanziert sich nicht selbst. Die Instandhaltung ist aufwendig. Allein durch den stetig sinkenden Pegel des Sees müssen Stege und Sandstrand stets angepasst werden. Etwa 200 Tonnen Sand schütte man jedes Jahr auf, berichtet Blatzheim. Und die Einnahmen aus Dauerkartenverkauf und Eintritten reichen nicht aus, um die Kosten zu decken.
Seepark bekommt deutlich mehr Geld von der Stadt
Deshalb wird der Seepark von der Stadt bezuschusst. Bisher mit 185.000 Euro, ab diesem Jahr mit 400.000 Euro. In den vergangenen zehn Jahren habe man noch von den Gewinnen der Landesgartenschau (2,7 Millionen Euro) zehren können, berichtet Hartmann. Aber die seien nun so gut wie aufgebraucht. Deshalb der höhere Zuschuss. Der Stadtrat hat dem Seepark allerdings auch aufgetragen, den Geschäftsbetrieb weiter zu optimieren, damit der Zuschuss in Zukunft wieder verringert werden kann. Geldbringende Veranstaltungen sind daher gerne gesehen.
Bei allem Fokus auf Veranstaltungen und Freizeitaktivitäten – auch für Botanikfreunde hat der Seepark noch etwas zu bieten. Im Frühjahr blühen zahlreiche Narzissen und Tulpen, aktuell stehen die Obstbäume in voller Blüte. „Was wir nicht zurückgebaut haben, sind die Themengärten“, berichtet Hartmann. Das sei längst nicht üblich im Vergleich zu anderen Landesgartenschau-Standorten.
Gänse kein Problem mehr am Zülpicher See
Nachhaltigkeit war das große Thema, unter dem die Gartenschau in Zülpich seinerzeit stand. Schon damals war vom Fördergeber vorgegeben, dass die Fläche auch noch zehn Jahre nach der Schau genutzt werden sollte. Diese Pflicht hat der Seepark nun erfüllt. Doch ans Aufhören denkt hier keiner. Wenn es nach Hartmann und Blatzheim geht, darf der Seepark noch viele weitere runde Geburtstage feiern.
Und auch die beiden Gänse auf dem See betrachten die zwei vom Seepark nicht mehr kritisch. Waren die Tiere einst eine Plage am Strand, sei man dem Problem inzwischen mit Vergrämungsmaßnahmen Herr geworden, so Hartmann. Dafür habe der Seepark eng mit dem Lanuv und der Unteren Naturschutzbehörde zusammengearbeitet.