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RosenmontagszugJecken nehmen Stadtgeschehen in Zülpich aufs Korn

Lesezeit 3 Minuten
Viel zu teuer: Die jungen Leute der Zölleche Köpp gingen als Monopoly-Spielkarten und verteilten damit Seitenhiebe auf die gepfefferten Immobilienpreise im Römerstädtchen.

Viel zu teuer: Die jungen Leute der Zölleche Köpp gingen als Monopoly-Spielkarten und verteilten damit Seitenhiebe auf die gepfefferten Immobilienpreise im Römerstädtchen.

1200 Teilnehmende zählte der Rosenmontagszug in Zülpich. Für ein Highlight sorgte das Tanzpaar der Blauen Funken vor dem Kölntor.

Es sei auf jeden Fall „der geilste, der schönste Rosenmontagszug der Region“, zeigte sich Bürgermeister Ulf Hürtgen kurz vor dem Startschuss gewiss. Für die rund 1200 Teilnehmenden dürfte sich das auch ganz gewiss so angefühlt haben: Die Bedingungen für den Rosenmontagszug durch die Römerstadt hätten besser kaum sein können. „Der Wettergott ist Zülpicher, soviel steht fest“, brachte es ein Reh aus der Gruppe der Höhner von de Kölleporz auf den Punkt.

92 Wagen und Gruppen zählte die Parade, die von herrlich kostümierten Jecken am Straßenrand bejubelt wurde. Warm schunkeln musste sich niemand, die Sonne knallte vom Himmel, von dem nichts weiter als Kamelle und Strüßjer herunter regneten.

Spontanen Jecken ziehen Bilanz

Gewürzt war der Zug mit einigen Gruppen, die auf witzig-freche Art das Stadtgeschehen aufs Korn nahmen. Die Spontane Jecke etwa, die in diesem Jahr als Blumenpötte gingen, die die Stadt – trotz aller Kritik – auf jeden Fall noch gewinnen könne. Auf ihrem Wagen zogen sie eine Bilanz: „Zo winnich Einkaufsstadt, zo kapotte Stroße, zu winnich Kneipen, zu vill Schottergärten und Baustellen.“ Die selbstgebastelten Kostüme waren bei fünf Treffen entstanden.

Mit Humor legten die Zölleche Köpp den Finger in eine andere Wunde: die hohen Immobilienpreise. „Wir sind alle waschechte Zülpicher und würden auch gerne hier wohnen bleiben“, so Lukas Brügge. Er und seine Freunde marschierten als Monopolykarten durch die Stadt, auf denen Zülpicher Straßennamen zu lesen waren.

Ein besonderes Klassentreffen absolvierten die Mitglieder der Gruppe „Abi 98“, alles ehemalige Gymnasiasten des Franken-Gymnasiums, die seit ihrer Reifeprüfung im Zülpicher Zug mitgehen. „Mittlerweile mit den dazu gehörenden Eheleuten und Kindern“, wie einer aus der Gruppe meinte, in der sich allesamt als lustige Zwerge verkleidet hatten.

Rathaus wird zur Villa Kunterbunt

Für gute Laune sorgten auch die „Spätberufenen“, eine Gruppe städtischer Angestellter im Pippi-Langstrumpf-Ornat, die das Rathaus kurzerhand zur Villa Kunterbunt ernannten. Neben Kamelle verteilten sie auch Postkartenvordrucke an die Jecken, auf denen unter dem Motto „Zöllech, unsere Welt, wie sie uns jefällt“ Wünsche geäußert werden dürfen.

Für Zugleiter Hans-Joachim Wachendorf war es wohl der beste Abschied, den er sich hätte wünschen konnte: „Bei echtem Kaiser- und Prinzenwetter“, wie er meinte. Nach zwei mal elf Jahren im Dienst der närrischen Sache wurde er vor Beginn des Zuges feierlich verabschiedet und mit einer Urkunde aus den Händen von „Zölleche Öllege“-Präsident Robert Frings geehrt. Wie es ihm dabei ging? „Ich gehe mit einem weinenden und einem lachenden Auge“, so Wachendorf, der aber gut loslassen könne, weil sich zwei wunderbare Nachfolger für die Zugleitung gefunden hätten.