Auf den Steuerbescheid wartet man überall mehrere Wochen. Bei einem Finanzamt in der Region Köln dauert es aber deutlich länger.
Ranking für Deutschland und RegionDas sind die langsamsten Finanzämter – Nachbarstadt Kölns fällt weit ab
Die Steuererklärung ist Pflicht. Viele Menschen brauchen eine Weile, bis sie alle Unterlagen zusammenhaben und die teils kniffligen Fragen beantworten konnten. Nicht wenige brauchen dabei Hilfe. Doch wer die Steuererklärung eingereicht hat, der freut sich, wenn bald der Steuerbescheid vom Finanzamt eintrifft und hoffentlich eine satte Steuererstattung angekündigt wird.
Doch auf die Antwort vom Finanzamt muss man in Deutschland teils lange warten. Dabei kommt es auch sehr darauf an, in welchem Bundesland man lebt, belegt eine Studie mit aktuellen Zahlen aus 2023. Nordrhein-Westfalen schneidet dabei gar nicht so schlecht ab, doch auch bei den Finanzämtern auf Landesebene gibt es gravierende Unterschiede in der Schnelligkeit.
Finanzämter sind im Vorjahresvergleich erneut langsamer geworden
Die Bearbeitungszeiten von über 400.000 Steuererklärungen aus dem Jahr 2023 hat Lohnsteuer-kompakt für die Studie anonym erhoben. Insgesamt seien 488 Finanzämter berücksichtigt worden, wobei pro Finanzamt mindestens 50 Steuererklärungen eingereicht wurden.
„Insgesamt ist die Bearbeitungszeit der einzelnen Finanzämter erneut langsamer geworden“, sagt Felix Bodeewes, Geschäftsführer von Lohnsteuer-kompakt. „Der bundesweite Schnitt lag 2021 noch bei 49 Bearbeitungstagen und 2022 bereits bei 53,6 Tagen. Im vergangenen Jahr hat sich die Bearbeitungszeit erneut verlangsamt auf durchschnittlich 56,86 Tage.“
NRW auf dem Treppchen beim Finanzamt-Ranking
Im bundesweiten Vergleich tut sich Nordrhein-Westfalen positiv hervor. Das bevölkerungsreichste Land landete in dem Finanzämter-Check auf dem dritten Platz. Im Schnitt warten Bürgerinnen und Bürger hier rund 50,06 Tage auf ihren Steuerbescheid.
Schneller ging es nur bei den Finanzämtern im benachbarten Rheinland-Pfalz und Hamburg. Mit durchschnittlich 50,01 Tagen landete Hamburg auf dem zweiten, Rheinland-Pfalz mit 49,97 Tagen Wartezeit auf dem ersten Platz im Ranking von Lohnsteuer-kompakt.
In Sachen Bearbeitungsdauer ist bei Finanzämtern aber vor allem nach unten viel Entfaltungsbedarf. Auf Platz Neun landete etwa Bayern mit durchschnittlich 58,44 Tagen und auf Platz 13 Niedersachsen mit 61,77 Tagen Bearbeitungszeit.
Die langsamsten Finanzämter hatte 2023 Brandenburg. Im Schnitt mussten Brandenburger Steuerpflichtige 68,85 Tage auf ihre Steuererstattung warten.
In die Top 10 der schnellsten Finanzämter deutschlandweit schafften es unterdessen sechs Städte aus NRW, davon allerdings keine aus der Region Köln/Bonn. In Herne (auf Platz eins) wartete man 2023 im Schnitt nur 29,8 Tage, in Olpe (Platz zwei) nur 31,5 Tage und in Höxter (Platz fünf) 35 Tage. Dicht gefolgt von Jülich (sechster Platz, 36,1 Tage) und Brilon (siebter Platz, 36,2 Tage). Auf Platz neun landete Herford mit 36,3 Tagen.
Finanzämter Köln-West und Leverkusen am schnellsten – Leverkusen jedoch mit gravierender Verschlechterung
Wer hingegen nach Finanzämtern aus der Region Köln/Bonn Ausschau hält, der muss in der deutschlandweiten Statistik von Lohnsteuer-kompakt schon weiter nach unten scrollen. Köln-West etwa findet sich auf dem 19. Platz. Hier warten Bürgerinnen und Bürger durchschnittlich rund 38,5 Tage auf den Steuerbescheid, eine Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr um über zwei Tage.
Auch Leverkusen landete auf einem passablen 26. Platz im deutschlandweiten Finanzämter-Ranking. 39,2 Tage dauert die Bearbeitung hier im Durchschnitt. Das Finanzamt in Leverkusen verschlechterte sich im Vergleich zum Vorjahr jedoch gravierend um rund fünf Tage Bearbeitungszeit.
Deutlich länger mussten hingegen Kölnerinnen und Kölner warten, die ihre Steuererklärung beim Finanzamt Köln-Nord oder Köln-Mitte abgegeben haben. Im ersten Fall dauerte es über 52 Tage (Platz 202), im zweiten Fall sogar 61,0 Tage. Köln-Mitte landete deshalb auch auf Platz 343 von 488 im Finanzämter-Vergleich.
Die Finanzämter aus Rhein-Erft und dem Kreis Euskirchen im Ranking
Das Finanzamt in Schleiden im Kreis Euskirchen schaffte es auf den 53. Platz und konnte sich damit um mehr als hundert Plätze nach vorne manövrieren. Dauerte der Steuerbescheid hier im vorherigen Jahr noch 47,7 Tage, brauchte die Behörde 2023 nur noch 42,4 Tage.
Die Kreisstadt Euskirchen hingegen benötigte 2023 durchschnittlich 47,0 Tage für den Bescheid und landete damit auf Platz 106. Eine Verschlechterung um mehr als zehn Plätze im Vorjahresvergleich.
Im Ballungsraum Rhein-Erft mussten Bürgerinnen und Bürger im besten Fall 45,5 Tage warten. So lange brauchte das Finanzamt in Bergheim (Platz 87) für den Steuerbescheid durchschnittlich. Wer seine Steuererklärung hingegen in Brühl (Platz 141) abgab, der musste sich länger gedulden. Hier brauchte das Finanzamt im Schnitt 49,2 Tage.
So schnitten Finanzämter aus Rhein-Sieg/Bonn ab
Die Kreisstadt Siegburg landete im Finanzämter-Ranking auf dem 116. Platz. Im Vergleich zu den Vorjahren ein konstantes Ergebnis. Durchschnittlich brauchte der Steuerbescheid hier rund 47,6 Tage.
Bürgerinnen und Bürger aus Bonn können von so einer Wartezeit hingegen nur träumen. Im besten Fall dauerte die Bearbeitung hier 50,6 Tage. Das Finanzamt Bonn-Außenstadt landet damit auf Platz 168. Noch länger brauchte das Finanzamt Bonn-Innenstadt (Platz 251) mit 55,7 Tagen.
Auffällig ist bei beiden Finanzämtern aus Bonn die Verschlechterung um mindestens fünf Tage im Vergleich zum Vorjahr.
Rhein-Berg und das Oberbergische im Finanzämter-Ranking – eine Stadt ganz weit hinten
Die Rheinisch-Bergische Kreisstadt Bergisch Gladbach konnte sich im Finanzämter-Ranking mit einem soliden 111. Platz etablieren. In der Bearbeitungszeit von 47,4 Tagen eine konstante Leistung mit kaum Veränderung zu den Vorjahren.
Der Blick auf die Kreisstadt des Oberbergischen bereitet unterdessen Sorge. Das Finanzamt landete auf Platz 369, das schlechteste Ergebnis aus der Region im Großraum Köln. 63,4 Tage wartete man hier 2023 durchschnittlich auf seinen Steuerbescheid.
Vor allem die gravierende Verschlechterung im Vergleich zu den Vorjahren fällt dabei negativ ins Auge. 2022 war Gummersbach mit 47,1 Tagen noch auf Platz 148 gelandet, 2021 mit 42,8 Tagen sogar noch auf Platz 111.
Lohnsteuer-kompakt zu den Gründen für die Verlangsamung bei den Finanzämtern
Warum das Finanzamt in Gummersbach so viel langsamer geworden ist, ging aus der Studie nicht hervor. Zu den allgemeinen Gründen für die teils deutlich längeren Bearbeitungszeiten 2023 erklärte Lohnsteuer-kompakt-Geschäftsführer Bodeewes jedoch: „Der Grund ist die hohe Arbeitsbelastung in den Finanzämtern wegen der Grundsteuererklärung.“
Bodeewes weiter: „Zwar haben trotz der Fristverlängerung viele Grundsteuerpflichtige ihre Grundsteuererklärung nicht abgegeben, doch macht sich der hohe Arbeitsaufwand dennoch bemerkbar.“