Gewalt unter GroßfamilienDie einflussreichen Sippen und ihre Fehden
Köln/Düsseldorf – Das Landeskriminalamt geht in NRW inzwischen von kriminellen Ablegern aus 111 Großfamilien aus. Jede fünfte der 6104 in diesem Zusammenhang registrierten Taten an Rhein und Ruhr soll auf das Konto der mächtigsten Clans – Omeirat oder Al-Zein – gehen.
Zu den einflussreichen Sippen zählt neben den Saados auch der Miri-Clan, der sowohl im Ruhrgebiet als auch in Bremen und Niedersachsen operiert: In Dortmund lieferten sich Abkömmlinge der Großfamilie vor anderthalb Jahren einen Bandenkrieg mit einer Rockergang der Bandidos. Schüsse fielen und verletzten einen Friseur, der im Verdacht steht, an einer Messerattacke auf Ibrahim Miri beteiligt gewesen zu sein.
Clanfehden sorgen immer wieder für Schlagzeilen
Immer wieder sorgen Clanfehden für Schlagzeilen: Coronabedingt warten die Zusammenstöße vom Sommer 2019 zwischen drei Großfamilien in Essen bis heute auf ihre gerichtliche Aufarbeitung. Der Prozess muss noch einmal neu aufgerollt werden, nachdem sich ein Angeklagter des Rammo-Clans mit dem Coronavirus angesteckt hatte. Die kurdisch-libanesische Sippe, der spektakuläre Verbrechen wie der Diebstahl einer 100 Kilogramm schweren Goldmünze aus dem Bode-Museum oder der Einbruch ins Grüne Gewölbe in Dresden zugerechnet werden, unterhält in der Essener Region eine gewaltbereite Filiale. Als mutmaßlicher Chef tritt Jamal Rammo auf.
Im Juni 2019 wurde Rammos Sohn auf dem Schulhof überfallen. Verfeindete Clangangster sollen den damals 18-Jährigen in einen Hinterhalt gelockt haben. Dort verprügelten sie ihr Opfer und stellten ein Video von der Aktion ins Netz. Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten.
Massenschlägerei nach Rachefeldzug
Laut Anklage soll Jamal Rammo, der ein langes Vorstrafenregister aufweist, gemeinsam mit seinem Bruder samt Söhnen zu einem Rachefeldzug aufgebrochen sein. Demnach ging die Familien-Gang am 1. Juli 2019 auf Clanangehörige der Omeirats los. Ein Gürtel sauste nieder, einer von Jamals Söhnen zog einen Teleskopstab und prügelte auf einen der Widersacher ein. Eine Massenschlägerei nahm ihren Lauf, die erst durch ein großes Polizeiaufgebot ihr Ende fand.
Das könnte Sie auch interessieren:
Am 29. Juli soll die Jagd auf Mitglieder der Saado-Familie begonnen haben. Die Verfolgten sollen an dem Pausenhof-Überfall auf den Rammo-Sohn beteiligt gewesen sein. Die Vergeltungsaktion begann mit einem Angriff auf dem Essener Gänsemarkt. Mit einem schwarzen Messer soll ein Sohn Jamal Rammos seine fliehende Zielperson verfolgt haben. Dabei soll er gerufen haben: „Ich werde dich töten.“ So steht es in den Ermittlungsakten.
Tags darauf soll ein Rollkommando der Rammos ihre Gegner mit Messern, Eisenstangen und Kanthölzern attackiert haben. Auch hier verhindert die Polizei Schlimmeres. Jamal Rammo sagte bei der Kripo aus, dass die gegnerische Seite zuerst mit Messern und Macheten angegriffen und sich seine Jungs nur verteidigt hätten.
Die Ankläger hegen arge Zweifel an der Darstellung.