Während die meisten Städte und Landkreise schon konkrete Maßnahmen gegen Klimafolgen umsetzen, herrscht anderswo noch Planlosigkeit.
Folgen des KlimawandelsHier müssen Köln und Region sich besser gegen Dürre und Hitze wappnen
Dürreperioden machen Ernten zunichte, Hitzewellen fordern tausende Tote, Überschwemmungen wie 2021 im Ahrtal zerstören ganze Landstriche: Solche Extremwetterereignisse werden durch die globale Erwärmung in Zukunft immer häufiger und heftiger auftreten. Sie verursachen nicht nur Schäden in Milliardenhöhe, sondern gefährden die Sicherheit, Existenz und Gesundheit der Menschen.
Köln und Region bereiten sich auf Klimafolgen vor – zumindest teilweise
Viele Städte und Landkreise bereiten sich schon jetzt auf die Folgen des Klimawandels vor - zumindest zum Teil. Das zeigt eine große Auswertung des Recherchenetzwerks Correctiv zusammen mit BR Data, NDR Data und WDR Quarks. Alle 400 Landkreise und kreisfreien Städte in Deutschland wurden angefragt, wie sie sich auf die Folgen der Klimakrise vorbereiten. Die Redaktion des „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat die Daten für Köln und Region ausgewertet, der Fokus lag dabei auf den Städten Köln, Leverkusen und Bonn sowie den Landkreisen Euskirchen, Rhein-Sieg, Rhein-Erft, dem Oberbergischen sowie dem Rheinisch-Bergischen Kreis.
Mit Ausnahme des Rhein-Erft-Kreises, der nicht an der Umfrage teilgenommen hat, sehen sich alle genannten kreisfreien Städte und Landkreise in der Region in Zukunft häufiger mit extremen Wetterereignissen konfrontiert und rechnen bis 2050 mit finanziellen Schäden durch Hitzewellen, Dürren, Starkregen, Stürme, und Überschwemmungen.
Rhein-Sieg-Kreis hat noch kein Klimafolgen-Konzept
In Köln und der Region liegen – wie in weiten Teilen Nordrhein-Westfalens – schon zahlreiche Konzepte zur Anpassung an Klimafolgen vor, so zum Beispiel in Köln, Leverkusen, dem Kreis Euskirchen und dem Rheinisch-Bergischen Kreis. Im Oberbergischen Kreis und in der Stadt Bonn wird derzeit ein Konzept erarbeitet. Lediglich der Rhein-Sieg-Kreis gibt an, derzeit über kein Konzept zu verfügen.
Damit steht die Region im bundesweiten Vergleich verhältnismäßig gut da: Von den 329 Landkreisen und kreisfreien Städten, die an der umfangreichen Umfrage von Correctiv, BR Data, NDR Data und WDR Quarks zur Klimaanpassung teilgenommen haben, haben nur ein Viertel ein Schutzkonzept für die Klimakrise, weitere 22 Prozent planen eines. NRW-weit verfügt circa die Hälfte der 43 Landkreise und kreisfreien Städte, die an der Umfrage teilgenommen haben, über ein solches Konzept.
Welche Maßnahmen getroffen werden sollen oder bereits umgesetzt worden sind, unterscheidet sich dabei jedoch von Kreis zu Kreis. Künftig soll sich das ändern: Die Bundesregierung hat am Donnerstag im Kabinett einen Gesetzentwurf von Umweltministerin Steffi Lemke zur Klimaanpassung beschlossen: Damit sollen die Länder beauftragt werden, für Klimaanpassungsstrategien und -konzepten in den Ländern, Gemeinden und Kreise zu sorgen. Bestimmte Prozesse, Indikatoren sowie ein Zielsystem werden darin festgelegt und müssen folglich nicht mehr von den jeweiligen Landkreisen selbst ermittelt werden. Außerdem verpflichtet sich die Bundesregierung, eine Anpassungsstrategie mit messbaren Zielen bis Ende 2024 vorzulegen.
Anpassung an Klimafolgen: Köln setzt viele Maßnahmen bereits jetzt um
Doch wie sieht die Situation ganz konkret heute aus? Eine der wichtigsten Lösungen für hohen Temperaturen und Starkregen sind Bäume und Grünflächen statt Asphalt und Beton. In Köln und Region wurden deshalb vielerorts schon Bäume gepflanzt und Grünflächen geschaffen oder sind solche Maßnahmen in Planung.
In puncto Dürre-bezogener Herausforderungen sind die Städte Köln, Bonn und Leverkusen weiter als die Region: Während dort schon Maßnahmen ergriffen oder konkret für die kommenden fünf Jahre geplant wurden, wie zum Beispiel die Entsiegelung von Flächen, der Bau von Sickergruben oder die Entwicklung eines Schwammstadt-Konzepts,, geben der Rhein-Sieg-Kreis, der Rheinisch-Bergische Kreis und der Kreis Euskirchen an, potenzielle Maßnahmen noch nicht abschließend bewertet zu haben. Der Oberbergische Kreis gibt zwar an, bereits dürreresistente Baumarten gepflanzt zu haben, die Fragen nach weiteren Maßnahmen wie langsamen Abflusssystemen oder Flächenentsiegelung bleiben jedoch unbeantwortet.
Dabei zeigen Untersuchungen deutlich, wie problematisch Dürre bereits heutzutage ist: In NRW lag die durchschnittliche Dauer, in denen der Boden bis zu einer Tiefe von 1,8 Meter von Dürre betroffen ist, im Zeitraum von 2018 bis 2022 bei 8,5 Monaten pro Jahr. Dürre in dieser Tiefe betrifft vor allem die Wälder. Ein Monat gilt als Dürremonat, wenn in einem Landkreis mehr als die Hälfte der Fläche von Dürre betroffen ist.
Ähnlich verheerend können die Auswirkungen von Starkregen sein. Zuletzt zeigte das die Flutkatastrophe vor zwei Jahren, die in Deutschland mehr als 180 Menschenleben forderte und für Schäden in Milliardenhöhe sorgte. Alarmstufe 1 gilt ab 15 Litern Niederschlag pro Stunde und Quadratmeter; im Ahrtal summierten sich im Juli 2021 die Wassermassen teilweise auf 150 Liter in 24 Stunden.
Einzelne kreisfreie Städte und Landkreise haben bereits Maßnahmen zum Schutz vor Starkregen und Hochwasser ergriffen. In Köln wurden zum Beispiel eine Starkregengefahrenkarte ausgearbeitet und Hochwasserrückhaltebecken gebaut, die Umsetzung von Schwammstadt- Prinzipien (Aufforstung, Flächenentsiegelung, Gewässerrenaturierung) und die Erweiterung von Überflutungsflächen sind für die kommenden fünf Jahre geplant.
Während der Großteil der kreisfreien Städte und Landkreise in der Region sich bereits mit den Folgen des Klimawandels befasst und konkrete Maßnahmen dazu umsetzt oder plant, sieht die Situation im Rhein-Sieg-Kreis anders aus: Wie die Stadt in der Umfrage angibt, wurde bislang keine Maßnahme umgesetzt, nur wenige sind für die kommenden fünf Jahre geplant, darunter die Begrünung mit Bäumen und ein Hitzeaktionsplan. Vor allem Hochwasser-bezogene Herausforderungen wurden bislang nicht abschließend bewertet – obwohl der Kreis bei der Flutkatastrophe 2021 stark betroffen war. Neun Menschen verloren bei dem Unwetter ihr Leben, vor allem in Swisttal, Rheinbach und Meckenheim richteten die Wassermassen große Schäden an. Andere Maßnahmen sind nötig, aber noch nicht finanziert, darunter die Entsiegelung von Flächen.
Schutz vor Klimafolgen: Finanzierung oft unklar
Bei der Finanzierung zeigt sich ein Problem, das alle Städte und Landkreise in der Region betrifft, die sich an der Umfrage beteiligten: das Geld fehlt. Lediglich Köln, der Kreis Euskirchen sowie der Rheinisch-Bergische Kreis geben an, über einen eigenen Etat für die Anpassung an Klimafolgen zu verfügen. Auf die Frage, ob die als erforderlich erkannten Maßnahmen zur Klimaanpassung in den kommenden Jahren ausreichend finanziert werden, antworten fast alle mit "vermutlich nein". Lediglich der Rheinisch-Bergische Kreis sieht Spielraum, zumindest einen Teil der Maßnahmen finanzieren zu können.
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