Trotz Disqualifikation bei DMKölns Sprinter Joshua Hartmann gibt sich kämpferisch
Köln – Die 20,32 Sekunden waren ein Statement. Auch ohne Gültigkeit. Joshua Hartmann vom ASV Köln lief bei den Deutschen Meisterschaften über 200 Meter als Erster über die Ziellinie und beeindruckte mit einer Zeit, die zuvor erst vier deutsche Läufer getoppt hatten.
Trotz der nachträglichen Disqualifikation wegen Bahnübertretens sagte der 23-Jährige hinterher: „Jeder hat gesehen, wie schnell ich rennen kann. Mein erstes DM-Gold ist eine Frage der Zeit.“
Auch seinen Trainer Jannik Engel veranlasste das Rennen zu einer Kampfansage: „Joshi wird eines Tages den deutschen Rekord von Tobias Unger (20,20 Sekunden, d. Red.) attackieren. Er hat in Berlin ein Ausrufezeichen gesetzt, auch ohne Medaille.“
Hartmann und Trainer Engel verzichten auf Protest
Zumal sein Schützling die 20,32 Sekunden ohne Rückenwind und trotz dreier Fehlstarts der Konkurrenten auf die Bahn gezaubert habe.
Hartmann war bereits im Vorlauf wegen Bahnübertretens zunächst disqualifiziert worden, als er dank persönlicher Bestleistung (20,43) die EM-Norm knackte. Ein erfolgreicher Protest verhinderte das vorzeitige Aus.
Die Fehler bleiben schleierhaft
„Ehrlich gesagt war Joshis Vergehen im Halbfinale eindeutiger als im Endlauf“, so Engel. „Dass wir auf einen erneuten Protest verzichtet haben, hat etwas mit Respekt gegenüber den Wettkampfrichtern zu tun.“ Im Nachhinein müsse man „froh sein, dass sie im Vorlauf ein Auge zugedrückt haben. Ansonsten hätte Joshi mit ganz leeren Händen dagestanden.“
Warum Hartmann im Endlauf – trotz des „Warnschusses“ im Halbfinale – in der Kurve mehrfach die Bahnbegrenzung übertrat (ein Mal ist erlaubt), ist Engel allerdings „schleierhaft. Vielleicht hat er sich zu sehr darauf konzentriert, keinen Fehler zu machen. Es ist ein bisschen wie mit dem blauen Elefanten, an den man nicht denken soll – und es dann erst recht tut.“
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Hartmanns Fauxpas im Finale brachte ihn letztlich um einen Einzel-Start bei der WM im US-amerikanischen Eugene (15. bis 24. Juli). „Joshis Zeit kombiniert mit einer Medaille hätten ihm genügend Punkte beschert, um über das World Ranking auf den WM-Zug aufzuspringen“, so Engel. „So hat er es leider nicht unter die Top 30 geschafft.“
Trotzdem wird Hartmann aller Voraussicht nach in die USA reisen, denn ein Platz in der deutschen 4x100-Meter-Staffel ist ihm – spätestens seit dem Rekordlauf unter seiner Mithilfe Anfang Juni in Regensburg – wohl sicher.
Das Gleiche gilt für die Heim-EM in München (11. bis 21. August), wo Hartmann dank erfüllter Norm und trotz fehlender DM-Endlaufplatzierung zudem über 200 Meter starten dürfte. „Auch dort traue ich ihm den Sprung ins Finale zu“, sagt Engel. Es wäre das nächste Statement des Kölners.