Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

ArchitekturNeue Komposition für ein altes Dorf

Lesezeit 4 Minuten

Eberhard heider, Peter Knipper und Manfred Heider (v. l.) vor dem neuen, alten Haus der Heiders.

Burscheid – Schiefer, Ziegel, Holz – für Eberhard Heider ist das der materielle Dreiklang der Bergischen Baukunst. Als Fundament dient ein Sockel aus Grauwacke und wer seine Tür dazu noch in dunklem Flaschengrün streicht, ist ihm als neuer Nachbar in Kump oberhalb der Bundesstraße 51 an der Stadtgrenze zu Burscheid willkommen. Heider ist ein toleranter Architekt. Zwar mag er keine Gipslöwen im Vorgarten. Aber gestrenge Vorschriften über die Gestaltung gibt es bei ihm deswegen nicht.

Gerade hat er mit seiner Familie ein gemütliches Fachwerkhaus in Kump bezogen. In direkter Nachbarschaft zu seinem Jugendfreund Peter Knipper. Und Knipper, der auf dem Hof seiner Vorfahren die Kindheit verbrachte, gab Kump frei für eine fortschrittliche Idee, die unter dem Titel laufen könnte: „Ein Dorf definiert sich neu.“ Das Neue ist unübersehbar auf der Steinbücheler Anhöhe. Kräne prägen das Ortsbild der über hundert Jahre alten Hofschaft Kump. Die Baustellen reichen vom einstigen Backhaus über das Brunnenhaus bis hin zum Waschhaus.

Im Bestand werden die Gebäude neu aufgebaut. Ein Kern im Rohbau, hochmodern mit allen Erfordernissen der Dämmung und Durchlüftung, wird von einer Hülle umgeben, die optisch an das alte, vorher dagewesene Ensemble anknüpft. Fachwerk mit Lehmziegeln hat Heider im eigenen Haus umgesetzt. Im Nachbarhaus ist es eine reine Ziegelfassade. Der Komposition der Baukörper tut das keinen Abbruch. Im Gegenteil: Auch früher war der Hof nicht aus einem Guss. In der Entstehungszeit des Hofs entstanden die verschiedenen Gebäude nacheinander. Den Ensembleschutz gilt es zu beachten, Auflagen des Denkmalschutzes gibt es nicht.

Intensive Gespräche hat Heider mit potenziellen Bauherren geführt. Die, die sich für den Kauf einer Immobilie in Kump dann entschieden und neu bauen, wählten ihn auch als Architekten. Aber das sei kein Muss, betont Heider. Er macht aber kein Geheimnis daraus, dass er wie ein Dirigent gerne die Fäden in der Hand hat, um aus Kump ein Dorf für bis zu 35 Personen neu zu komponieren. Auf die Frage, wie er die bisherige Bewohnerschaft im Alter zwischen drei und 90 Jahren aus Sicht eines Dirigenten beschreiben würde, sagt Heider: „Das ist moderne Musik gepaart mit klassischen Elementen.“

Unter den Bewohnern der mittlerweile fünf verkauften Immobilien sind Familien mit Kindern, ein Paar und mittendrin lebt Landwirt Josef Schmitz (90). Er hat lebenslanges Wohnrecht und verfolgt die Entwicklung mit Interesse. „Er schimpft schon einmal über den Dreck der Baustellen“, weiß Knipper. „Aber nach außen hin lobt er unser Projekt in höchsten Tönen.“ Als Knipper vor einigen Jahren nach Kump zurückkehrte, lebten überwiegend alte Menschen dort. Die Ortschaft drohte, einsam zu werden. Der heutige Eindruck vermittelt das Gegenteil und Knippers Idee trägt erste Früchte.

Individuell sind die Wohneinheiten und im Preissegment mit Immobilien beispielsweise in der Siedlung Leimbacher Berg zu vergleichen. 2000 Euro, so Heider, müsse man für den Quadratmeter aber schon rechnen. Sonderwünsche wie Kamin oder Geothermie kosten mehr. Die Erschließung ist bereits erfolgt, ein Kanal wurde gelegt und geheizt wird mit Erdwärme. Noch sind zwei Immobilien nicht verkauft. Es sind die Scheunengebäude, die aufgrund des atemberaubend schönen Blicks in die Kölner Bucht als Premiumgrundstücke gelten. Interessenten gibt es, aber offenbar scheuen sie sich noch vor den Scheunengebäuden. Dabei dürfte auch die Größe zwischen 200 und 250 Quadratmetern eine Rolle spielen. Doch Heider beruhigt. Die äußere Hülle soll an den jetzigen Holzbau erinnern. Aber das Innere ist in der Aufteilung an keinen starren Plan gebunden. Es wäre auch denkbar eine Einliegerwohnung zum Beispiel für die Schwiegermutter zu integrieren, oder ein Büro einzurichten. Der Architekt und seine Familie selbst fühlen sich pudelwohl in der neuen Dorfgemeinschaft.

„Wir sitzen nicht hier und machen täglich ein gemeinsames großes Ohmm.“ Doch die Mischung aus Nähe und Distanz stimme. Niemand sei allein, wolle er für sich sein, sei das aber völlig in Ordnung. Und auch das Umfeld schafft Kontakte: „Viele sind hier oben mit Hund und Pferd unterwegs und man unterhält sich und kennt sich.“ Infos gibt es unter ☎ 02202/ 983398.

www.arisgmbh.com