Joanna Kischka soll das neue Kulturforum mit Leben erfüllen. Dazu braucht es erst einmal eine Marke.
Konzept für die MusikstadtDas hat Burscheids neue Kulturmanagerin vor
In acht Wochen kann man einiges schaffen. Das zeigte sich am Dienstag. Mitte November hat Joanna Kischka ihre halbe Stelle als Kulturmanagerin angetreten. Zunächst noch im Burscheider Rathaus – aber spätestens im frühen Herbst soll sie nebenan ihren Schreibtisch einräumen, im Zentrum ihres Schaffens: Die vornehmste Aufgabe der 40-Jährigen ist es, das neue Kulturforum zu bespielen.
Das verlangt zunächst mal konzeptionelle Arbeit. Also hat die studierte Kommunikationsdesignerin ein Logo erdacht für den Bau, der nach seiner Erweiterung nur noch hier und da an das altehrwürdige Haus der Kunst erinnert. Das Signet nimmt auf, was von außen – also auch von der Straße – am meisten auffällt: den „Trichter“. Der soll das Publikum in den Bau hineinziehen, „es soll ein Sog entstehen“, sagt Kischka. Der Effekt ist sehr erwünscht, denn der am Ende rund zehn Millionen Euro teure Bau muss häufiger bespielt werden als sein Vorgänger.
Kischka denkt an Theateraufführungen, Kabarett, Partys, Familienfeiern, Vorträge, politische Veranstaltungen, natürlich Karnevalssitzungen: „Es geht darum, dass wir alle Leute ins Kulturforum holen.“ Bürgermeister Dirk Runge ergänzt: „Firmenevents“. Auch dazu eigne sich das Kulturforum mit seinem 400 Quadratmeter großen Saal, dem 260 Quadratmeter großen Foyer und der 140 Quadratmeter großen Bühne sehr gut. Wenn das Kulturforum bestuhlt wird, passen 400 Personen hinein; die Zahl der Stehplätze liegt bei rund 600. „Das ist ein multifunktionelles Haus“, betont der Bürgermeister.
Gesetzt sind in der Musikstadt Burscheid natürlich Konzerte. Der Orchesterverein Hilgen, die Musikschule, die Musicalische Akademie Burscheid: Dort fiebert man der Eröffnung entgegen. So sehr, dass Ulrich Haas, Klaus Perthel und Tilmann Werner am Dienstag einen ersten Soundcheck auf der Baustelle machen. Ergebnis: Werners Klarinette klingt klar und hell, die Blechbläser gehen ein bisschen unter. Klar: Die Akustikdecke fehlt noch, da lässt sich nachsteuern.
Das passiert in den kommenden Wochen. Der Innenausbau ist in vollem Gange, „da fliegen gerade die Fetzen“, so beschreibt es Ivo Kretschmer. Der Ingenieur und Architekt „nimmt unsere Bauherren-Funktion wahr“, so Dirk Runge. Das Mobiliar für das neue Kulturforum so schnell bestellt werden, der Großauftrag ist ausgeschrieben, berichtet Renate Bergfelder-Weiss.
Die Frau, die sich über Jahrzehnte im Rathaus um Kultur gekümmert hat, ist noch immer eine Schlüsselfigur: Sie sitzt im Vorstand des Vereins, der das Kultur-Badehaus bespielt, außerdem gehört sie zur Führung des Trägervereins der Musik- und Orchesterschule an, der vorigen August an den Start ging und eine zentrale Rolle im kulturellen Leben Burscheids einnehmen wird. Der Trägerverein ist übrigens auch Arbeitgeber von Kulturmanagerin Joanna Kischka.
Dass Burscheids „kleine Oper“ spätestens im Herbst eingeweiht wird, steht für den Bürgermeister außer Frage. Dann muss ein Programm stehen, das sich sehen lassen kann.
Aber das ist ja nicht alles: Im Sockel auch des sehr viel größeren Gebäudes wird die Musikschule wieder ihren Sitz haben. Deren Belegschaft „freut sich wahnsinnig, wieder zurückzukommen“, sagt Klaus Perthel. Der Unternehmer engagiert sich mit der für ihn typischen Energie im Orchesterverein und dem neuen kulturelle Biotop, das um den OVH entstanden ist.
Sein Kollege Ulrich Haas freut sich über die kurzen Wege, die es künftig wieder gibt: Eine Probe aus den Räumen der Musikschule auf die große Bühne oben zu verlegen? Bald kein Problem mehr.
Auf dem Plan haben Perthel und Haas noch eine Besonderheit: Zur Einweihung des Kulturforums wird ein Stück komponiert, für Blas- und Symphonieorchester. Diese Kombination ist nicht trivial. Aber das Projekt unterstreicht den Anspruch, mit dem in Burscheid Musik gemacht wird. Schon seit vielen Jahren. Und in Zukunft noch viel mehr. Bei so viel Engagement kann eine Kulturmanagerin nur gut tun. Ob‘s bei der halben Stelle bleibt für Joanna Kischka – man darf es bezweifeln.