Der Streit um den Dichter geht weiter. Nur die Grünen unterstützen die Kämpfer für eine Umbenennung der Hilgener Schule.
GrundschuleErnst Moritz Arndt bleibt Namenspatron in Burscheid
Auch der letzte dringende Appell von Michael Schwarz fand nicht das gewünschte Echo. Schwarz ist einer der drei Burscheider, die mit einem Bürgerantrag die Debatte um Ernst Moritz Arndt losgetreten haben. Nach dem Beschluss des Hauptausschusses am Donnerstag ist aber sicher, dass die Hilgener Grundschule weiterhin nach dem Dichter benannt sein wird, dessen antisemitische Äußerungen seit dem 7. Oktober 2023 wieder stärker in den Fokus geraten sind.
Die Schulkonferenz hat sich des Themas mit dem Hinweis entledigt, dass seit langem nur noch von „EMA-Schule“ die Rede ist. Wofür dieses Kürzel steht, sei längst in Vergessenheit geraten. Insofern habe man sich sowieso von dem problematischen Namenspatron entfernt.
Ernsthafte Debatte in Burscheid
So leicht will es sich aber niemand machen. Nicht im Rathaus: Die Stadtverwaltung empfiehlt der EMA-Schule eine Tafel, auf der Ernst Moritz Arndt beschrieben und seine Äußerungen historisch eingeordnet werden. Und auch nicht bei den Politikern. Das zeigte sich in der sehr ernsthaft geführten Debatte im Hauptausschuss.
CDU-Fraktionschef Hartmut Schepanski erklärte im Detail, warum Ernst Moritz Arndt trotz Äußerungen, die aus heutiger Sicht natürlich nicht gehen, nicht grundsätzlich zu verdammen sei. Er verwies auf den Einsatz des Dichters für die deutsche Einigung. Ein Argument, das auch Michael Baggeler anführte. Der Fraktionschef des Bündnisses für Burscheid warb aber vor allem dafür, Arndt nicht losgelöst von der Zeit zu beurteilen, in der er lebte – „das spielt eine Rolle“. Dass Arndt sich dafür einsetzte, die deutsche Kleinstaaterei zu überwinden, sei ein Verdienst. Dass er lange nach seinem Tod von den Nationalsozialisten vereinnahmt wurde, sei ihm nicht vorzuwerfen.
Arndt muss historisch eingeordnet werden
Wie schwierig es sei, aus heutiger Perspektive historische Persönlichkeiten zu beurteilen, zeige das Beispiel George Washington. Der sei ja auch „ein Befürworter der Sklaverei“ gewesen, so Baggeler. Dennoch käme niemand in den USA auf die Idee, Washington als Namenspatron zu verdammen: Die Verdienste überwögen – und so könne man das durchaus auch bei Ernst Moritz Arndt sehen. „Wir gewichten die Persönlichkeit anders“, fasste Baggeler zusammen.
Einzig die Grünen unterstützen die Forderung nach einer Tilgung des Namens Ernst Moritz Arndt. „Wir hören kein sachliches Argument“, hielt Fraktionschefin Sabine Wurmbach den Gegnern des Bürgerantrags entgegen, den sie selbst auch unterschrieben hatte. Zwar wollen auch die Grünen keine womöglich schwierige Suche nach einer anderen Person anstoßen, die aus heutiger Sicht ein würdiger Namensgeber für die Hilgener Grundschule sein könnte. Im Falle des Remscheider Gymnasiums war das nur mit Mühe gelungen. Das heißt jetzt Emma-Herwegh-Gymnasium, kurz „Emma“. Den Grünen würde es vielmehr reichen, EMA-Schule als neuen Namen festzulegen.
So wird es nicht kommen. Vielmehr bleibt es bei der faktischen Benennung EMA-Schule, ohne den Namen Ernst Moritz Arndt abzuschaffen. Dafür votierten die Vertreter aller anderen Fraktionen im Hauptausschuss. Christdemokrat Horst Buttkus legte Wert auf die Feststellung: „Ich fühle mich trotzdem als Demokrat.“