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„Wir wissen nichts“Frust am Burscheider Thielgelände wegen fehlender Straße

Lesezeit 3 Minuten
Stefanie Noß und die vielen weiteren Anwohner „An der Rosendelle“ in Burscheid haben mit teilweise sehr tiefen Schlaglöchern zu kämpfen.

Stefanie Noß und die vielen weiteren Anwohner „An der Rosendelle“ in Burscheid haben mit teilweise sehr tiefen Schlaglöchern zu kämpfen.

Erst Ende 2022 erhielt das Neubaugebiet Straßenlaternen, nachdem viele Schüler mehrere Winter lang im Dunkeln zur Schule gehen mussten.

„Das ist mein Highlight-Schlagloch“, bemerkt Stefanie Noß, Vertreterin der Anwohner „An der Rosendelle“, lakonisch, während sie die abschüssige, für Baufahrzeuge provisorisch mit grobkörnigem Asphalt befestigte Straße in Hilgen hinab läuft. Auf der linken Seite hat sich ein größerer Teil des Belages gelöst und einen gut zehn Zentimeter tiefen Ausbruch hinterlassen. Seit ihrem Einzug 2019 sei das Neubaugebiet nicht richtig erschlossen, weil die fertige Straße fehle, erklärt Noß.

Mittlerweile hätten rund 70 Familien „An der Rosendelle“ ihr Zuhause, aber statt einem heimeligen Gefühl habe sich bei den Anwohnern inzwischen eher eines der Resignation eingestellt, so Noß. Grund dafür ist ein Rechtsstreit zwischen der Stadt Burscheid und der Firma Urban Pro, der seit gut vier Jahren vor dem Oberverwaltungsgericht Münster anhängig ist.

Herausstehende Gullydeckel erschweren den Straßenverkehr.

Herausstehende Gullydeckel erschweren den Straßenverkehr.

Die Stadt hatte das Unternehmen in der Vergangenheit unter anderem damit beauftragt, die Straße „An der Rosendelle“ fertig zu stellen. Diesen Erschließungsvertrag erachtete Urban Pro jedoch im Nachhinein als rechtswidrig. Auskünfte über den Stand des Verfahrens erhalten die Grundstücks- und Hauseigentümer nicht, weil sie keine Verfahrensbeteiligten sind. Der rechtliche Schwebezustand und die daraus resultierende Ungewissheit betreffe sie umso mehr. „Wir wissen nichts“, beklagt Noß.

Miserabler Zustand der Hilgener Straße „An der Rosendelle“

Die Auswirkungen sind vielschichtig: Wegen der Schlaglöcher und den herausstehenden Gullydeckeln könne man zum Wohle des eigenen Autos eigentlich nur „Slalom fahren“, führt Noß aus. Darüber hinaus sei es für die vielen Kinder gefährlich draußen zu spielen, da der Bodenbelag der Baustraße eine sehr raue Oberfläche habe. Aufgrund von Unfällen mit Rollern oder Spielautos hätte schon mehrfach der Krankenwagen kommen müssen.

Ein weiteres Problem sei der Dreck, der regelmäßig ins Haus komme, weil die meisten Immobilien nach wie vor keinen richtigen Eingangsbereich vor der Tür hätten. Da keine richtige Straße im Thielgelände vorhanden sei, wisse auch keiner der Anwohner, welche Höhe beim Bau des Übergangs zwischen Fahrbahn und Grundstück berücksichtigt werden müsse. Einige Nachbarn hätten in dieser Hinsicht zwar mittlerweile „aus Verzweiflung“ Tatsachen geschaffen, so Noß, aber der Großteil habe zu großen Respekt vor einer solchen Investition.

Grundstücke teilweise immer noch nicht fertig bebaut

Eine Anwohnerin, die dieses Risiko scheut, ist Agathe Smyk. Sie sei 2020 mit ihrer Familie in das Hilgener Neubaugebiet gezogen und stehe vor der Herausforderung, dass der Straßenabschnitt, der seitlich ihres Gartens verlaufe, wegen der Steigung deutlich höher sei als vor der Haustür. Weder die Stadt noch ihre Versicherung würden sie entschädigen, wenn sie bei ihrem Grundstück die Befestigungsarbeiten am Hang mit falschen Höhenmaßen abschließe, betont Smyk.

Die Anwohnerinnen Stefanie Noß und Agathe Smyk stehen am Rande der nach wie vor unbefestigten Straße.

Die Anwohnerinnen Stefanie Noß und Agathe Smyk stehen am Rande der nach wie vor unbefestigten Straße.

Zwar merke sie den Vertretern der Stadt an, dass diese das Thema ebenfalls bedrücke, aber auch die Verwaltung wolle keine voreiligen Schritte vor der Bekanntgabe des Urteils einleiten, ordnet Noß ein. So stehe den Bewohnern des Thielgeländes jetzt wieder ein herausfordernder Winter bevor: Weil die Straße uneben sei, habe Schneeschnippen keinen Sinn. In der Folge vereise die Fahrbahn nahezu vollständig, was auch nicht durch Streumaschinen der Stadt behoben werden könne, weil die „Rosendelle“ eine Privatstraße sei, so Noß.

Burscheider Heimatpreis für Spielplatzinitiative

Sie selbst habe erlebt, wie eine Kehrmaschine vor der Einfahrt in die „Rosendelle“ gewendet und ein Streufahrzeug den Dienst bei der Durchfahrt unterbrochen hätte. „Mit dem Auto kommt man dann nicht mehr weg“, berichtet Noß. Am meisten täten ihr aber dennoch die Kinder leid, die in dieser eigentlich ruhigen Umgebung wegen der Verletzungsgefahr keine richtige Gelegenheit zum Spielen hätten.

Mit weiteren Eltern errichtete Noß deshalb in dem Neubaugebiet einen kleinen Spielplatz samt Trampolin, Rutsche und Sandkasten. Für ihr Projekt eines „Begegnungsorts ‚An der Rosendelle‘“, bei dem nun auch Sitzgelegenheiten für die Eltern hinzukommen sollen, belegte sie kürzlich den zweiten Platz des Burscheider Heimatpreises. Sie hoffe, dass sich dadurch der Kontakt zur Stadt intensiviere und vielleicht doch noch eine Lösung gefunden werden könne, gibt sich Noß zweckoptimistisch.