Bei der Pflanzentauschbörse brachte sich besonders der zukünftige Vorstand des Burscheider Gartenbauvereins ein.
PflanzentauschbörseWie sich der Gartenbauverein Burscheid neu aufstellt
In der Wetter-App ist für zehn Uhr am Samstagmorgen Regen angezeigt. Und tatsächlich soll sie Recht behalten: Das Wetter sorgt mit starken Regenfällen für eine nicht gerade einladende Atmosphäre bei der Burscheider Pflanzentauschbörse. Dennoch ist das schlechte Wetter kein Hindernis für viele Burscheiderinnen und Burscheider, die Börse zu besuchen. Die gute Laune der Mitglieder des ausrichtenden Burscheider Obst- und Gartenbauvereins macht alle äußeren Umstände wieder wett.
Schlechtes Wetter gebe es ohnehin nicht, findet Vorsitzende Irmtraud Vorkauf, die freudestrahlend unter einem Zelt auf dem Burscheider Marktplatz steht. Hier bietet der Verein auch Kuchen, Muffins, Kaffee und Holunder-Punsch für die Gäste an. Alles kostenlos. Neben dem Zelt stehen in Kisten, Kübeln und Töpfen Pflanzen aller Art. Der Obst- und Gartenbauverein schreibt den Gästen laut Mitglied Christine Scholl nicht vor, nur einheimische oder nur Nutzpflanzen abzugeben, Pflanzen aller Art sind willkommen.
Das Konzept, Pflanzen zu tauschen, gebe es schon lange, erklärt Scholl, früher habe man Stauden mit seinen Nachbarn getauscht, heute führt der Gartenbauverein diese Tradition weiter und zieht sie etwas größer auf. „Es ist allerdings auch möglich, nur etwas abzugeben oder nur Pflanzen mitzunehmen“, so Scholl weiter.
Die Besucherinnen und Besucher tauschen die Pflanzen aber in der Regel, das mache den Charme dieser Börse aus. „Mir gefällt, dass es kostenlos ist und man hier Pflanzen sieht, die man im Laden so nicht findet oder die dort zu teuer sind“, sagt eine Wermelskirchenerin, die im Internet konkret nach einer Pflanzentauschbörse gesucht hatte und so auf den Markt gestoßen war. „Für die Zukunft würde ich mir noch wünschen, dass die Pflanzen beschriftet wären.“
Anderen Besucherinnen geht es vor allem um das Miteinander und die Geselligkeit auf der Börse. „Der Austausch mit Leuten, die man gar nicht kennt, gefällt uns gut“, sagen zwei Nachbarinnen, die den Markt seit einigen Jahren gemeinsam besuchen. Grünlilien, Geranien, Lorbeer und Rosen hätten sie unter anderem abgegeben, dafür Agaven, einen Ficus und Sukkulenten mitgenommen.
Noch vor wenigen Monaten bangte der Verein um sein zukünftiges Bestehen, weil der aktuelle Vorstand sich nicht mehr zur Wahl stellen wollte. Neue Kräfte waren also gesucht. Und am Samstag zeigen sie sich: Drei engagierte Damen wollen den Vorstand des Gartenbauvereins weiterführen: Ulrike Trobisch, Christina Scholl und Angela Winkelbach.
Der aktuelle Vorstand ist vom Engagement der neuen Mitglieder begeistert. „Alle Vereinsmitglieder sind froh, dass es weitergeht“, betont die aktuelle Vorsitzende Irmtraud Vorkauf. Dennoch sucht der Verein auch weiterhin Gartenbegeisterte, denn der zukünftige Vorstand ist noch zu klein. „Wir brauchen einen Vorsitzenden, einen Stellvertreter, einen Kassenwart, Schriftführerin und Medienfachwirtin sowie Gerätefachwart. Schriftführung und Medien werden in Zukunft in einem Amt zusammenlaufen“, erklärt Vorkauf. Insgesamt braucht der Verein also mindestens noch zwei weitere Personen für den Vorstand.
Angela Winkelbach ist neues Mitglied im Verein und möchte in Zukunft auch im Vorstand tätig sein. Sie hatte durch den „Leverkusener Anzeiger“ von den Nachwuchssorgen des Burscheider Traditionsvereins erfahren und war sofort interessiert. „Älteres Brauchtum sollte gerade heutzutage erhalten werden“, sagt die Hobbygärtnerin. Nach der Pandemie habe sie den Wunsch verspürt, sich wieder ehrenamtlich für eine gute Sache einzusetzen und so sei sie nun froh, Mitglied geworden zu sein.
Burscheider Gartenbauverein: Neunjährige will Mitglied werden
„Die jungen Leute haben wirklich tolle neue Ideen“, freut sich auch Irmtraud Vorkauf. Dies zeigt sich bei der Pflanzentauschbörse deutlich, denn die neuen Mitglieder haben bereits viele Ideen zur Neugestaltung des Vereins umgesetzt. So kreierten sie eine Facebookseite, auf der sie mit dem Spruch „Junges Gemüse gesucht“ um neue Mitglieder werben. Ein Instagram-Account ist laut Angela Winkelbach ebenfalls in Planung. Christina Scholl entwarf einen Flyer samt neuem Logo, denn das Alte sei „zu grob-pixelig“ gewesen. Der zukünftige neue Vorstand plant zudem schon das Programm für das kommende Jahr und denkt auch über eine zweite Pflanzentauschbörse im Frühjahr an einem anderen Standort nach.
Ulrike Trobisch ist das dritte neue Vereinsmitglied, das sich zur Vorstandswahl aufstellen lassen möchte. „Ich fände es schade, wenn der Verein aussterben würde, das ist Kulturgut“, sagt Trobisch. „Garten und Natur muss jüngeren Leuten näher gebracht werden“, fügt sie an. Dabei spricht sie scheinbar aus Erfahrung, denn ihre Tochter Helen hat sie schon mit der Begeisterung für den Verein angesteckt: Die Neunjährige verteilt fleißig Flyer auf der Börse und hilft, wo sie kann. Sie sagt: „Mir gefällt die Arbeit im Garten auch sehr gut, ich möchte unbedingt in den Verein.“ Das sollte laut Trobisch auch kein Problem sein, denn ein Mindesteintrittsalter gibt es im Burscheider Obst- und Gartenbauverein nicht.