AboAbonnieren

Altes Megafon-TerrainIn Burscheid entsteht eine Kita wie ein Dorf

Lesezeit 3 Minuten
Die Kita des Roten Kreuzes in Sträßchen, rund zwei Monate vor der Fertigstellung.

Das „Dörfchen in Sträßchen“ ist auch architektonisch ein ambitioniertes Projekt. Es steht auf dem früheren „Megafon“-Grundstück.

94 Kinder sollen eines Tages in Sträßchen betreut werden. Das Rote Kreuz sucht noch Personal.

Draußen wird heftig gearbeitet, innen ist es: still. Das viele Holz an Wänden, Decken und auf dem Boden macht sich bemerkbar. Am 2. Mai wird diese Ruhe drinnen ein Ende haben. Dann sollen die ersten 39 Mädchen und Jungen aus dem Altenberger Martin-Luther-Haus rauf nach Burscheid ziehen, genauer gesagt ins „Dörfchen in Sträßchen“. So hat Architekt Michael Koppetsch das Projekt genannt. Und wer sich das Ensemble anschaut, muss dem Planer recht geben: Diese Kita wirkt wie ein kleines Dorf, das aus kleinen Häusern mit Giebeln besteht.

Das ist natürlich ein architektonischer Kniff; im Innern erschließt sich ein L-förmiges, zusammenhängendes Gebäude mit zwei Geschossen. Viele Räume wirken wegen ihrer beträchtlichen Höhe überaus luftig, oft ist Platz für eine Empore, auf die eine flache Treppe führt. Womöglich kommt man die auch auf allen Vieren hoch. Was mindestens für 22 der 94 künftigen Bewohner gut ist: Die neue Kita des Deutschen Roten Kreuzes wird auch eine Gruppe für Kinder unter drei Jahren haben. Für sie gibt es einen Wickelraum – und eine Wasserspiel-Landschaft.

Die künftige Kita-Leiterin Tatjana Schenk und Architekt Michael Koppetsch stehen in einem der Gruppenräume.

Wo ein Giebel ist, ist auch Platz für eine Empore: Die künftige Kita-Leiterin Tatjana Schenk und Architekt Michael Koppetsch stehen in einem der Gruppenräume.

Für den hölzernen Massivbau mit seinen 1400 Quadratmetern Nutzfläche hat der Burscheider Architekt außerdem ein Farbkonzept entwickelt. Das gilt nicht nur für außen, sondern wird auch drinnen durchgehalten. Ob die fünf Gruppen, die voraussichtlich bis zum Jahresende in Sträßchen einziehen, sich dann auch gelb, blau oder grün nennen, weiß Tatjana Schenk nicht. Aber für die Zugehörigkeit „wäre das vielleicht nicht schlecht“, sagt die künftige Kita-Leiterin.

Sie freut sich erkennbar auf das neue, viel größere Domizil. Bisher leitet Schenk die Kita des Roten Kreuzes in Altenberg mit ihren inzwischen zwei „Vorläufergruppen“. Das Domizil wird – sofern es jetzt keine Verzögerungen am Neubau mehr gibt – im Mai an die evangelische Gemeinde zurückgegeben. Damit ist ein Gutteil der Plätze in Sträßchen schon vergeben, berichtet Schenk am Donnerstag während des Rundgangs auf der Baustelle. Zehn Kinder zögen aus verschiedenen Gründen nicht mit.

Ab August wollen wir die Gruppen nach und nach bilden.
Tatjana Schenk, Kita-Leiterin

Dass der Bedarf an Plätzen – und zwar allen 94 - da ist, steht für Schenk außer Zweifel. Für die Kita-Leiterin steht eine andere Frage im Raum: Kann sie in absehbarer Zeit die insgesamt 35 Stellen besetzen, die nun mal erforderlich sind, um eine große Kindertagesstätte mit U3- und Ganztagsbetreuung laufen zu lassen? Mit Blick auf den akuten Personalmangel im Kinderbetreuungssektor verfolgt Schenk einen Stufenplan. „Ab August wollen wir die Gruppen nach und nach bilden.“ Bis zum Jahresende könnte das „Dörfchen in Sträßchen“ komplett bevölkert sein.

Tatjana Schenk und Architekt Michael Koppetsch im künftigen Turnraum des DRK-Neubaus in Sträßchen.

Tatjana Schenk und Architekt Michael Koppetsch im künftigen Turnraum des DRK-Neubaus in Sträßchen.

Das gruppiert sich tatsächlich um einen kleinen Platz. Das Freigelände, das von Böschungen begrenzt wird, ist derzeit noch eine große Baustelle. Immerhin: Die kleinen Trampoline sind gerade in den Boden eingelassen worden, die Häuschen für Spielgeräte stehen auch schon da.

Das alles zeigt, dass der DRK-Kreisverband Rhein-Berg in Burscheid eine echte Vorzeige-Einrichtung verwirklichen lässt. Dazu gehört natürlich ein gutes Energie-Management. „Wärmedämmung steht übrigens gar nicht mehr so im Vordergrund“, berichtet Architekt Koppetsch. Mindestens so wichtig sei, viel Regen abzufangen, weshalb die flachen Bereiche des Dachs begrünt werden. Totholz soll außerdem Insekten anlocken. Das ergibt auch einen pädagogischen Sinn, weil die Kinder aus den Fenstern im Obergeschoss auf die flachen Teile des Dachs blicken können.

Und dann ist da ja noch die Geschichte des Standorts. Bevor Generationen von Kindern und Jugendlichen im „Megafon“ Erfahrungen machten, war dort eine Schule untergebracht. Auch daran erinnern einige Akzente im „Dörfchen in Sträßchen“.