BurscheidMann soll eigenen Vater getötet haben
Burscheid – Ein bergisches Häuschen unweit der Friedrich-Goetze-Straße: Der Rosenstock blüht, die Weinreben strecken sich der Sonne entgegen, und vor dem Haus trinkt Ahmed K. (Name geändert) türkischen Tee zur Zigarette.
Ihm ist anzumerken, dass die Geschehnisse des Vorabends und der Nacht schwer auf ihm lasten. Sein Verwandter, mit dem er in den 70er-Jahren aus Kappadokien (Türkei) kam und in Burscheid Arbeit beim Kolbenringhersteller Goetze fand, starb am Morgen um vier Uhr im Krankenhaus an den Folgen von zwölf Messerstichen. Ahmed K. war bei ihm.
Am Donnerstagabend gegen 18 Uhr war der 70-jährige Familienvater um Hilfe schreiend erst aus dem Haus und über eine kurze Treppe hoch zur Friedrich-Goetze-Straße gelaufen. Dort brach er blutend zusammen. Die Rettungskräfte, die wenig später eintrafen, stellten fest, dass der Mann lebensgefährlich verletzt war, und brachten ihn in eine Klinik.
Dort erlag er trotz einer Notoperation am Freitag seinen schweren Verletzungen. Staatsanwaltschaft und Polizei Köln erklärten, dass sie derzeit von einem Tötungsdelikt mit familiären Hintergrund ausgehen.
Eine Mordkommission wurde eingesetzt. Spezialeinsatzkräfte nahmen noch am Tatabend den dringend tatverdächtigen Sohn (45) des Getöteten unverletzt in seiner Wohnung fest. Der Beschuldigte wurde am Freitag dem Haftrichter vorgeführt. Die konkreten Hintergründe der Tat sind laut Polizei noch unklar.
Nach der Tat hätten sich die Ermittlungen auf der Friedrich-Goetze-Straße und am Haus in der Mittelstraße über Stunden hingezogen, berichtete eine Augenzeugin.
Ahmed K. spricht von einer Tragödie. Die Eltern dreier Söhne hätten das Häuschen bereits abbezahlt, sagt er, sie hätten vorgehabt, ihren Lebensabend in der Türkei zu verbringen. Die Familie habe am Freitag Kontakt zum Konsulat aufgenommen, weil der getötete Vater in seiner Heimat beigesetzt werden solle. Der verhaftete Sohn, der bei seinen Eltern unter dem Dach lebte, habe nach der Trennung von seiner Frau und zwei Kindern eine schwierige Entwicklung genommen. Man habe versucht, die Probleme in der Familie aufzufangen. Aber eigentlich, so ist sich Ahmed K. sicher, wäre der Sohn in einer Klinik besser aufgehoben. Womöglich habe er seine Tabletten nicht genommen, mutmaßt Ahmed K. Den Vater sei er um Geld angegangen. Was er bekommen habe, habe ihm nicht gereicht. Es soll um eine Pilgerreise gegangen sein. Ob sich der Sohn bewusst sei, was er mit dem Küchenmesser angerichtet habe, bezweifelt der Verwandte.
Fleißig sei die Familie gewesen, erzählt Ahmed K. Erst habe der Vater in Dortmund gearbeitet und sei dann nach Burscheid gekommen. Die Frau arbeitete in einem kleinen Betrieb in der Nachbarschaft, dort schätzt man die Familie. „Es ist schlimm, es hat einen von den Guten getroffen“, hieß es im Betrieb. Der liebevoll gepflegte Garten mit Blumen und einer Bank lässt vermuten, dass sich das Rentnerpaar viel draußen aufhielt. Der Sohn bewohnte eine Wohnung unter dem Dach.
Immer wieder kommen am Freitag Verwandte auf den Hof, trösten einander und nehmen sich in den Arm, stehen beieinander und reden.