Der 50 Jahre alte, marode Beton in der Umgebung der Schwimmbecken in Burscheid muss von Grund auf erneuert werden.
SanierungVitalbad in Burscheid muss ein Jahr lang schließen
Es gehört zu den über die Stadtgrenzen hinaus beliebten Attraktionen Burscheids und hat sich gerade wieder von der vorübergehenden Schließung und den damit verbundenen Einbußen während der Corona-Zeit erholt. Nun droht dem Burscheider Vitalbad Im Hagen erneut eine Schließung für ein Jahr. Der rund 50 Jahre Beton im Untergrund der Schwimmhalle muss dringend saniert werden. Ab August muss das Bad für voraussichtlich ein Jahr schließen.
Ein ebenso unerfreuliches wie unvermeidliches Projekt, das Christian Meuthen, Geschäftsführer der Bäderbetriebsgesellschaft Burscheid, und Betriebsleiter Karsten Baum in einem Pressegespräch ankündigen. Unerfreulich, weil das sehr gut besuchte Bad – derzeit ist das Vor-Corona-Niveau von jährlich 230.000 Besuchenden gerade wieder erreicht und die Liegewiese im Freien viel genutzt – ein Jahr lang zur Baustelle wird und seinen Betrieb weitgehend einstellen muss. Unvermeidlich, weil der Zahn der Zeit allzu sehr an der Bausubstanz genagt hat.
Bekannt sind die Schäden im Beckenumgang des Bades seit 2015. Eindringendes Wasser hatte Abplatzungen des Betons zutage gebracht, nachdem die Armierungen im Beton zu rosten begonnen hatten. 2016 wurden die Schäden erstmals gutachterlich dokumentiert. Kein Einzelfall, wie Kenner im Baubereich wissen. Zahlreiche Bäder aus dieser Zeit haben mit diesen Problemen zu kämpfen, viele mussten deshalb schon geschlossen werden. In Burscheid aber besteht die Chance zur Rettung. Die soll nun genutzt werden.
Burscheid: Knapp 1,8 Millionen Euro Fördermittel
Erstmals 2018 hatten die Betreiber sich um staatliche Fördermittel für eine Grundsanierung bemüht, 2020 kam ein positives Signal, worauf 2021 ein Zuwendungsbescheid folgte. Zurzeit werden vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung noch Details der inzwischen erarbeiteten Planung überprüft, ehe die zugesagten 1,762 Millionen Euro nach Burscheid fließen können. Das Ergebnis erwartet Geschäftsführer Christian Meuthen im Juni. Vor dieser Bestätigung dürfen die Arbeiten noch nicht ausgeschrieben werden.
„Wir hoffen bei der Ausschreibung auf der Online-Plattform des Landes NRW dann auf akzeptable Angebote von Firmen, um nach Möglichkeit im August loslegen zu können“, sagte Meuthen. Mit bis zu fünf Millionen Euro Sanierungskosten rechnet die Bädergesellschaft.
Mag der jetzt so dringende Sanierungsbedarf für die Badegäste, die immer noch ein sehr gut gepflegtes Schwimmbad in einwandfreier Optik und ausgezeichneter Hygiene vorfinden, auch überraschend erscheinen, was Betriebsleiter Karsten Baum im mit Betriebstechnik eng zugestellten Untergeschoss des Bades vorzeigt, spricht eine deutlich andere Sprache.
Holzstützen sichern die Schwimmbecken und dessen Umgang von unten ab, sodass der ungefährdete Weiterbetrieb des Bades zurzeit noch möglich ist. Doch die Schäden sind unübersehbar und wie weit der Beton im Inneren beschädigt ist, wird sich erst herausstellen, wenn die Böden rund um die Schwimmbecken aufgebrochen und abgetragen sind und dem Beton mit einem Hochdruck-Wasserstrahl von über 2.000 Bar zugesetzt wird. Dazu muss unter dem betroffenen Bereich sämtliche Betriebstechnik im Keller ausgebaut werden, die nach fünf Jahrzehnten ebenfalls einer Erneuerung bedarf.
Einige Verbesserungen an Burscheider Bad geplant
Und wenn das äußerlich adrette Bad schon einmal saniert wird, sollen auch Dinge verbessert werden, die nicht mehr den heutigen Anforderungen entsprechen. So soll es künftig einen barrierefreien Zugang durch die Eingangshalle geben – bisher gibt es für Gehbehinderte einen Notbehelf mit Zugang durch die Schwimmmeisterkabine. Taktile Wege mit auffälliger farblicher Gestaltung sollen Menschen mit Seheinschränkungen den Weg weisen und auch die Umkleiden sollen auf heutiges Normmaß nachgebessert werden.
Schließlich ist es der Anspruch des Vitalbades, seinen Besuchenden nach einem Jahr Schließung neben allen gewohnten und beliebten Angeboten wie der ins Schwimmbad integrierten Textilsauna und dem Solebecken im Außenbereich auch spürbare Verbesserungen zu bieten.
Das Team soll bestehen bleiben
Damit die Beschäftigten des Bades – mit allen Kräften der Cafeteria sind es insgesamt 26 Beschäftigte – kein Schaden entsteht, hat die Geschäftsleitung Vorkehrungen getroffen. Die Fachkräfte im Schwimmbereich soll weiter vor Ort im Einsatz sein, da einerseits die Kleinschwimmhalle, die Schulen und Vereinen vorbehalten ist, so weit wie eben möglich weiter im Betrieb gehalten wird und andererseits fachliche Expertise auch in Zusammenarbeit mit den Baufirmen gefragt sein wird.
„Ich kenne seit rund 20 Jahren dieses tolle Team. Alle werden noch gebraucht, hier wird niemand auf der Strecke bleiben, es gibt keine Entlassungen“, beteuert Christian Meuthen. So sollen beispielsweise die Beschäftigten der Cafeteria im Rahmen einer Arbeitnehmerüberlassung an andere Gastronomiebetriebe ausgeborgt werden. „Ich hoffe, dass sie danach alle wieder zurückkommen, denn sie werden gebraucht“, sagt Meuthen. „Ich bin da aber ganz zuversichtlich, denn die Stimmung im Team ist gut.“
Spätestens im Herbst 2024 will sich das Vitalbad Burscheid dann vernehmlich zurückmelden. Bis dahin sollen alle Interessierten über den Verlauf der Arbeiten informiert werden. Die Internetseite des Bades wird dafür regelmäßig aktualisiert.