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KommunalwahlBündnis für Burscheid schart sich hinter den Bürgermeister

Lesezeit 5 Minuten
Die Wahlergebnisse waren durchweg überzeugend bei der Kandidatenaufstellung des BfB.

Die Wahlergebnisse waren durchweg überzeugend bei der Kandidatenaufstellung des BfB.

Nach der CDU unterstützt auch die zweitgrößte Fraktion Dirk Runge. Michael Baggeler zieht sich nach 41 Jahren aus der Politik zurück.

Es ist eine Zäsur. Michael Baggeler, Fraktionschef des Bündnisses für Burscheid und seit 41 Jahren als Kommunalpolitiker aktiv, zieht sich zurück. Am Mittwochabend kündigte er das im Rahmen der Kandidatenaufstellung für die Kommunalwahl an. Baggeler ist in seinem Stimmbezirk im Norden siebenmal direkt gewählt worden; er ist eine der prägenden Figuren in der Burscheider Politik. Anfangs eine große Nummer in der CDU, lenkte der Journalist ab 2009 das Bündnis für Burscheid, in dem weitere abtrünnige Christdemokraten wichtige Positionen einnahmen – manche, wie Aki Papzoglou, auch nur eine Zeitlang: Er ist seit Ende 2012 wieder in der CDU aktiv.

Michael Baggeler vor einer Folie, die Volker Höttgen zeigt

Michael Baggeler übergibt den Stab an Volker Höttgen, den Vorsitzenden des BfB.

Am Mittwoch gab sich Baggeler, der natürlich bis zur Konstituierung eines neuen Stadtrats und einer neuen BfB-Fraktion aktiv bleiben wird, kämpferisch: „Wir sollten nicht auf Platz, sondern auf Sieg setzen.“ Das sei diesmal „ein realistisches Ziel“.

Am Anfang acht Sitze für das BfB

Bei der vorigen Kommunalwahl erreichte das BfB knapp 20 Prozent. Dass daraus nur zwei Direktmandate resultierten, lag an den starken CDU-Kandidaten, die 14 Wahlkreise direkt gewinnen konnten. Da die CDU 2020 aber nur knapp 35 Prozent der Stimmen in Burscheid errang, vergrößerte sich der Rat durch Ausgleichsmandate von 32 auf 40 Sitze. Acht davon fielen ursprünglich auf das BfB, eines mehr als für SPD und Grüne.

Nicht nur aus Baggelers Sicht ist der zweite Platz eine Position der Stärke. Auch der parteilose Bürgermeister Dirk Runge – er wird auch von der CDU unterstützt – kann von Hilfe der zweitstärksten politischen Kraft in Burscheid ganz erheblich profitieren. Der seit März 2022 amtierende Nachfolger des verstorbenen Stefan Caplan (CDU) hat diesmal Konkurrenz: Die SPD schickt erneut Ralph Liebig ins Rennen; das BfB hat sich entschieden, diesmal auf den Kandidaten Runge zu setzen.

Bevor das aber im Haus Kuckenberg mit einem förmlichen Beschluss untermauert wurde, bekam Runge das Wort. „Drei Jahre sind ja keine lange Zeit“, leitete Baggeler den Vortrag des Bürgermeisters ein. Was durchaus als Aufforderung an Runge zu verstehen war, auch große Linien zu ziehen, seinen Arbeitsplan für eine nächste Amtszeit darzulegen.

Gewerbesteuer bricht ein

Dem kam der Bürgermeister in einer knappen halben Stunde nach. Klar ist: Er wird unter finanziell schwierigen Bedingungen arbeiten müssen. Die Einnahmen aus der Gewerbesteuer würden mit Sicherheit zurückgehen. Da gebe es von den großen Unternehmen Adient, Tenneco oder Fietz klare Signale. Dass die USA Einfuhren aus Europa nun mit Zöllen erschweren, wird zumindest die beiden Autozulieferer belasten.

Und neue Firmen? Da hat Burscheid kaum Spielraum, war die Antwort des Bürgermeisters auf eine Frage von Ulrich Hanke. Der Ehemann der BfB-Bürgermeisterkandidatin von 2020, Ulrike Hanke, tritt im Innenstadt-Wahlbezirk 3 an. Der Regionalplan, so Runge, sehe nur ein einziges zusätzliches Gewerbegebiet vor: das in Heiligeneiche, an der Stadtgrenze zu Leverkusen. Deutliche Bremsspuren im städtischen Haushalt gebe es schon jetzt, ergänzte Runge: Während die Abschlüsse von 2022 und 2023 noch besser ausgefallen waren als kalkuliert, werde sich das diesmal nicht wiederholen: 2024 „wird nicht in einem Plus enden. Das ist ziemlich safe.“

Ich will nicht, dass wir gar nicht mehr investieren
Dirk Runge, Bürgermeister

Die schwierigen Bedingungen sollen Burscheids Entwicklung aber nicht lahmlegen, so Runge: „Ich will nicht, dass wir gar nicht mehr investieren.“ Erst recht nicht, weil aus der Zeit, in der die Stadt im Stärkungspakt war und damit kaum Handlungsspielraum hatte, einiges liegengeblieben sei. „Das fällt uns jetzt hier und da auf die Füße“, räumte der Bürgermeister ein. Dass Dierath eine neue Feuerwache braucht, sei unabweisbar. Allerdings ist der für Stadt und Feuerwehr perfekte Standort noch nicht gefunden.

An anderer Stelle passiert mehr – oder es zeichnet sich konkret ab: Auf der Brache an der Montanusstraße soll sich nach gut einem Jahr Wartezeit sehr bald etwas tun. Der Kontakt mit dem Unternehmer, der das Geschäfts- und Wohnzentrum errichten soll, sei hergestellt, „wir warten jetzt auf einen Bauzeitenplan“. Dass die Firma auf der Suche nach einem Baubüro in der Innenstadt sei, wertet Runge ebenfalls als gutes Zeichen. Auch das Lidl-Projekt in Hilgen nehme nun Fahrt auf. Der Discounter sichere sich alle notwendigen Grundstücke; „die sind wahnsinnig interessiert“, so der Bürgermeister.

Das neue Kulturforum wird im Herbst eingeweiht, die Kosten seien inzwischen auf knapp 9,8 Millionen Euro gestiegen, so Runge. Beachtlich, wenn man an die erste, allerdings Jahre alte Schätzung denkt: 3,9 Millionen. „Da dürfte jetzt aber auch nichts mehr nachkommen“, erklärte der Bürgermeister, der sich seit Mittwochabend der vollen Unterstützung durch das BfB sicher sein kann.

Diese Kandidaten wollen für das Bündnis für Burscheid in den Rat einziehen

Diese Kandidaten wollen für das Bündnis für Burscheid in den Rat einziehen. Sie unterstützen auch den Bürgermeister, Dirk Runge.

Unter den Bewerberinnen und Bewerbern für die 16 Burscheider Wahlkreise gibt es ein paar neue Gesichter. Neben Ulrich Hanke bewirbt sich erstmals Peter Oberhäuser in der östlichen Innenstadt, Claudia Hagen sammelt im Westteil Stimmen, Adina Epure im Burscheider Süden.

In Hilgen-Mitte soll anstelle von Hüsne Dogrusöz, die nach Hilgen-West wechselt, der frühere Einzelbewerber Tobias Jurek (33) jetzt auf BfB-Ticket Furore machen. Im Nachbar-Wahlkreis tritt mit dem doppelt so alten Stefan Cremer ein erfahrener Mann an. Bei der Leverkusener Stadtverwaltung hat der Landschaftsarchitekt den Ruhestand vor Augen: Das setzt neue Energie frei für die Kommunalpolitik.

In Hilgen, Ösinghausen und Kippekofen bewirbt sich Melanie Wollthan erstmals für das Bündnis. Und der Burscheider Norden mit Irlerhof, wo Michael Baggeler ein halbes Leben lang den Wahlkreis dominierte? Die Wählerinnen und Wähler dort bekommen es mit Volker Höttgen zu tun. Der 64-Jährige ist seit 2012 Vorsitzender des BfB, also zumindest dort kein Unbekannter. Und Höttgen belegt den Spitzenplatz auf der Reserveliste des BfB. Man kann davon ausgehen, dass Baggeler alles tun wird, um sein Erbe zu erhalten.


Hinter Volker Höttgen belegt die frühere Bürgermeister-Kandidatin Ulrike Hanke den zweiten Platz der BfB-Reserveliste. Es folgen Stella Ignatz, Werner Hambüchen, Giovanna Lombardo, Bernhard Cremer, Claudia Hagen, Hans-Peter Hansen, Dominik Hrenek, Peter Oberhäuser, Ulrich Hanke, Tobias Jurek, Hüsne Dogrusöz, Melanie Wollthan, Adina Epure, Markus Geurtz. Die Plätze 17 bis 23 werden unter normalen Umständen nicht ziehen: Auch deshalb übernimmt Michael Baggeler Platz 17, gefolgt von Roman Hansen, Jürgen Müller, Dirk Wengenroth, Klaus Ignatz, Petra Wengenroth-Büscher und Stefanie Thiel.