Busbetrieb in BurscheidHitziger Streit um neuen Fahrplan bei Wiedenhoff
Burscheid – Der Vorwurf muss ein Busunternehmen ins Mark treffen: „Unrealistische und in Teilen nicht umsetzbare Fahrzeiten“ beklagt Hartmut Makossa. Der Vorsitzende des Betriebsrats bei Kraftverkehr Wiedenhoff ist sehr in Rage: Sieben Wochen sind seit dem letzten Fahrplanwechsel vergangen. Aber über den zugehörigen Dienst- und Umlaufplan hat er sich mit der Geschäftsleitung immer noch nicht einigen können.
Um die 115 Fahrer machen ihren Job im Grunde unter Vorbehalt, müssen sich mit Widrigkeiten auseinandersetzen, die man bei der Streckenplanung nicht berücksichtigt hat. Die Dienstpläne „stimmen in wesentlichen Teilen nicht mit unseren Vorstellungen überein“, sagt der Betriebsrat über die zentrale Arbeitsgrundlage in einem Busbetrieb, der Linie fährt. Und setzt hinzu, dass „Problemlösungen tatsächlich sehr lange auf sich warten lassen“ bei Wiedenhoff.
Diverse Streckenänderungen
Das lässt der Chef nicht gelten. Holger Wiedenhoff weist auf diverse Streckenänderungen hin, die den Fahrplan stark beeinflussen: die Sperrung der Wupperbrücke und der Umbau des Busbahnhofs in Wiesdorf zum Beispiel. „Viele Änderungen in sehr kurzer Zeit.“ Da müsse man schnell reagieren – vielleicht zu schnell für den einen oder anderen Betriebsrat.
Der kämpft um Rückhalt in der Belegschaft: Erstmals hatte der Betriebsrat Anfang April zwei Termine für eine Betriebsversammlung angeboten, damit mehr Kollegen sich über eine neue Vereinbarung informieren konnten. Aber nur 14 Leute kamen, das ist jeder zehnte Wiedenhoff-Beschäftigte. Auf Nachfrage hätte es geheißen: „Es ändert sich in der Firma doch eh nichts“, schrieb Makossa vorige Woche in einen Aushang, der dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt.
Fahrten ohne Zuschüsse
Darin klingt auch an, dass bei Wiedenhoff wieder einmal gespart werden muss. Leistungen, die über den Tarif hinaus gehen, standen auf der Streichliste. Der Grund: Wiedenhoff fährt seine Linien so weit es geht ohne Zuschüsse. Da muss scharf kalkuliert werden. Den Sparkurs werden die Fahrer in den kommenden Wochen spüren: Die Hochsaison-Zulage von einem Euro pro Stunde wird nur noch acht Wochen lang gezahlt. Voriges Jahr gab es den Zuschlag noch in allen Extrem-Phasen – machte 16 Wochen.
Komplett gestrichen wurde nach Aussage des Betriebsrats der Treue-Bonus für die Fahrer, die ungefähr drei Viertel der Wiedenhoff-Belegschaft ausmachen. Ob seine Abschaffung viel einspart, ist aber fraglich: Im Fahrerlager herrsche ein lebhaftes Kommen und Gehen, sagt ein Angestellter: Wiedenhoff stelle vorzugsweise Leute ein, die er von der Arbeitsagentur geschickt bekomme. Diese würden mit Zeitverträgen ausgestattet und seien oft nach einem Dreivierteljahr wieder weg.
Zusammenarbeit mit der Arbeitsagentur
Holger Wiedenhoff sagt, dass er tatsächlich mit der Arbeitsagentur eng zusammenarbeite. Erst recht, weil sein Unternehmen stetig wachse. „Wir haben auch viele Quereinsteiger“, aber unzufrieden scheint der Chef nicht mit seinen Leuten. Was Kritik nicht ausschließt. Insofern steht Wiedenhoff auch hinter einer Aktion von Ralf Weltersbach, die Betriebsrat Makossa jedoch extrem erbost: In der vorigen Woche versah der Mit-Eigentümer und Leiter des Betriebshofs in Solingen die in rüdem Ton gehaltene Beschwerde eines Fahrgastes mit der scharfen Aufforderung, besser zu werden, schrieb „Dienstanweisung“ drüber und hängte die Tirade des Kunden dran.
Dieser nahm einen Vorfall vom 14. Juni auf der Linie 255 zum Anlass, seinen Frust über die Wiedenhoff-Busse und ihre Fahrer aufzuschreiben. Darin ist die Rede von unfreundlichen Fahrern, die einen Gruß „mit einer Aggro-Fresse“ quittierten, von anderen, die sich permanent mit Bekannten unterhielten, obwohl das nicht erlaubt ist.
Von wohl absichtlich an der Haltestelle übersehenen Kunden und Leuten, denen man als Passagier erst einmal erklären müsse, was eine Viererkarte ist. Und dann noch die permanente Unpünktlichkeit: „Wiedenhoff ist wirklich das schlechteste Busunternehmen, das ich in ganz Deutschland kennengelernt habe“, klagt der Fahrgast.
„Dienstanweisung“
Betriebsrat Makossa hätte sich allerdings gewünscht, dass die Chefs den Brief einfach so ausgehängt hätten und ihn um eine Mahnung ergänzt: „Bitte denken Sie daran, dass auf Dauer nur der zufriedene Fahrgast mit unseren Bussen fährt und damit auch Ihren Arbeitsplatz sichert!“ Tatsächlich ist Weltersbach drei Tage später zurückgerudert – nachdem die „Dienstanweisung“ außerhalb des Familienunternehmens die Runde gemacht hatte. Die Geschäftsleitung identifiziere sich nicht mit dem Beschwerdeführer, hieß es. Die Kritik sei stark überzeichnet – benenne aber bekannte Probleme.
So ähnlich sieht es zwar auch der Betriebsrat, beklagt aber, dass an den Mängeln nicht gearbeitet wird. Tarif- und Streckenkunde seien bei einzelnen Fahrern mangelhaft – kein Wunder bei Neulingen. Aber Ausbildungsfahrer habe Wiedenhoff nicht. Anderswo gibt es die – Holger Wiedenhoff glaubt, „dass wir das in einem Familienunternehmen anders hinbekommen“.