Fünf Jahrzehnte im Dienst der Stadtverwaltung: Renate Bergfelder-Weiss feiert ein sehr seltenes Jubliäum – und denkt gar nicht so gern an den Abschied im Herbst.
DienstjubiläumWie es vor 50 Jahren im Burscheider Rathaus zuging
Als sie am 1. August 1973 mit 16 Jahren anfing, war noch vieles anders: Die Ausbildung begann mit einem zweijährigen Verwaltungspraktikum, erst dann wurde Renate Tschiedel Stadtinspektoranwärterin und lernte weitere drei Jahre. Danach wurde der Fachkraft indes gleich die Leitung des gerade in Burscheid aus der Taufe gehobenen Ratsbüros anvertraut. Bürgermeister Dirk Runge hat also Recht, wenn er Renate Bergfelder-Weiss, wie sie schon lange heißt, am Mittwoch als „Pionierin“ bezeichnet.
Im Sitzungssaal des Rathauses ist ein großes Büffet aufgebaut; Bergfelder- Weiss ist klar, dass sie „ein eher seltenes Jubiläum“ feiert. Unter die Gäste hat sich Hans-Dieter Kahrl gemischt, viele Jahre Burscheids Bürgermeister. Dass sie mit 66 Jahren überhaupt noch Dienst tut, ist Ausdruck einer insgesamt nicht nachlassenden Liebe zu ihren Tätigkeiten. Die vielfältig sind: 1983 brachte ihr eine weitere Umstrukturierung den Posten einer Amtsleiterin ein. Und die Funktion der Stadt-Sprecherin. Zwölf Jahre später wurde sie vertretungsweise Leiterin des Amtes für Schule, Kultur, Jugend und Sport.
Ihr Steckenpferd: Kultur
Kultur, das wurde Bergfelder-Weiss' Steckenpferd. Dass Burscheid über einen Kulturverein verfügt, hat viel mit ihr zu tun; zwischen 2000 und 2007 war sie auch Geschäftsführerin. In der Stadtverwaltung wuchs ihr danach die Verantwortung für den Kulturbereich und die Stadtbücherei endgültig zu. Und auch wieder die Ratsangelegenheiten. Ein Ressort, das heute ganz anders aussieht als zum Beginn ihrer Karriere: Damals wurden Ratsvorlagen noch einzeln kopiert und zusammengestellt, bevor der Kurier die Beratungsunterlagen zu den Stadtverordneten bringen konnte. Da seien viele um die Tische gesaust, um die Papierflut zu ordnen. „Fehldrucke gab es natürlich auch immer wieder“, erinnert sie sich am Mittwoch.
Was noch anders war: Im Bauamt trug man weiße Kittel, Briefe wurden diktiert, Schreibmaschinen hatten keine Korrekturtaste, die erste IBM-Kugelkopfmaschine wurde genauso gefeiert wie in den 80ern der erste Computer in der Burscheider Stadtverwaltung. Auch interessant: „Ausschüsse tagten gern bis 22 Uhr.“ Da hat sich wirklich fundamental etwas geändert: Burscheids politische Gremien legen durchweg ein atemberaubendes Tempo vor. Was vielleicht auch mit den sehr guten Vorlagen zu tun hat. Und mit der Arbeit von Renate Bergfelder-Weiss.
Die übrigens eigentlich Industriekauffrau werden wollte. Zum Glück hat sie sich anders entschieden: „Die Firma, in der ich anfangen wollte, gibt es schon länger nicht mehr“, berichtet sie. Das kann einer Stadtverwaltung nicht passieren.
Am 1. Oktober tritt Renate Bergfelder-Weiss in den Ruhestand. Weil ihre Stelle nicht sofort nachbesetzt wird, bekommt sie nach Aussage von Bürgermeister Dirk Runge allerdings „noch einen kleinen Vertrag“, so dass sie noch ein bisschen weiterarbeiten und die Stadtverwaltung von ihrer Erfahrung profitieren kann. Im Burscheider Rathaus ist das eine bewährte Übung.