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Burscheids Bürgermeister-Kandidat Runge„Nicht alle werden mit mir zufrieden sein“

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Dirk Runge Burscheid Bürgermeister

Dirk Runge arbeitet seit 30 Jahren für die Stadt Burscheid – und wird nun aller Voraussicht nach deren Bürgermeister.

Burscheid – Am Sonntag, 20. März, wird in Burscheid ein neuer Bürgermeister gewählt. Nach dem Tod des Amtsinhabers Stefan Caplan steht nur ein Kandidat auf dem Wahlzettel: Dirk Runge. Seit 30 Jahren arbeitet er für die Stadt Burscheid – und wird nun sehr wahrscheinlich zum Stadtoberhaupt gewählt. Im Interview spricht er über Hoffnungen auf eine hohe Wahlbeteiligung, politische Ziele für die kommenden Jahre – und wo er sich deutlich von Stefan Caplan unterscheiden will.

Herr Runge, Sie werden am Sonntag zum Bürgermeister der Stadt Burscheid gewählt. Haben Sie daran noch irgendwelche Zweifel?

Dirk Runge: Zweifel habe ich, bis ich gewählt bin. Es besteht ja noch die Möglichkeit, dass es mehr Nein- als Ja-Stimmen gibt. Insofern müssen wir abwarten. Auch die Wahlbeteiligung ist mir wichtig.

Auf welchen Wert hoffen Sie?

Es wäre schick, wenn wir um die 20 Prozent erreichen. Das wäre wirklich schon sehr schön.

Welchen Grund haben die Burscheider Bürgerinnen und Bürger, zur Wahl zu gehen und Sie zum Bürgermeister zu wählen?

Ich stehe – gemeinsam mit den Parteien und Fraktionen – dafür, dass der eingeschlagene Weg der vergangenen Jahre fortgesetzt wird. Ich stehe für Kontinuität. Ich habe nicht das Gefühl, dass die Bürger in den letzten Jahren unzufrieden gewesen sind mit der Verwaltung und dem Bürgermeister. Ich biete ein großes Maß an Verlässlichkeit, dass es so weitergeht. Aber ich werde auch eigene Akzente setzen.

Bürgermeister Stefan Caplan (CDU) ist vor gut fünf Monaten völlig überraschend gestorben. Danach haben sich alle Ratsfraktionen auf Sie als gemeinsamen, parteilosen Kandidaten geeinigt. Haben Sie das Gefühl, ein Kompromiss, eine Übergangslösung zu sein?

Nein, überhaupt nicht. Ich wurde sehr früh gefragt, ob ich bereitstehe. Ich habe mit Stefan Caplan viele Jahre eng zusammengearbeitet, ich kenne die Prozesse in der Verwaltung bestens. In mich wird ein großes Vertrauen gesetzt. Ich fühle mich also überhaupt nicht als Notstopfen. Und die besondere Situation rechtfertigt das Vorgehen auch. Es wäre auch nicht schön gewesen, jetzt einen unschönen Wahlkampf führen zu müssen, in dem der Vorgänger möglicherweise lautstark kritisiert wird.

Ihre Aufgabe wurde klar formuliert: Die Politik Stefan Caplans fortzuführen. Was konkret bedeutet das für Sie?

Stabile Finanzen waren und sind das wichtigste Ziel. Das ist für mich wichtig, denn es erhält die kommunale Unabhängigkeit. Und wir sorgen dafür, dass nachfolgende Generationen nicht darunter leiden, dass wir in Saus und Braus leben.

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Der zweite wichtige Punkt ist für mich das Integrierte Entwicklungs- und Handlungskonzept (IEHK), das beschlossen ist, wo jetzt aber ganz viele Entscheidungen anstehen. Ich denke nur an die interkommunale Zusammenarbeit mit Wermelskirchen und den Umbau der alten Ziegelei in Hilgen.

Sie haben eigene politische Akzente bereits angesprochen. Wie werden diese aussehen?

Wir müssen im Klimaschutz noch aktiver werden. Die Energiekrise zeigt akut, dass wir dabei weit größere Akzente setzen müssen als bisher. Auch die Digitalisierung in der Stadt ist in den letzten Jahren zurückhaltend angegangen worden. Hier will ich das Tempo anziehen. Was mir ebenfalls wichtig ist: ein Sicherheitsdienst für Burscheid. Zudem ist die Umsetzung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule ab 2026 ein großes Thema, dem ich mich annehme. Daneben gibt es natürlich eine Vielzahl von konkreten Projekten, die umgesetzt oder initiiert werden müssen. Die Schulsportanlage Im Hagen wartet förmlich darauf, modernisiert zu werden.

Als erstes haben Sie den Klimaschutz genannt. Welche konkreten Schritte planen Sie denn?

Konkrete Ideen habe ich Tausende in meinem Kopf, einzelne rauszupicken ist schwer. Die ersten Dinge habe ich bereits eingestielt: Bei Bebauungsplänen müssen wir etwa darauf achten, dass wir Regelungen finden, die den gegenwärtigen Zustand nicht nur erhalten, sondern dem Klimaschutz stärker zuträglich sind. Der Klimacheck in den Beschlussvorlagen muss weiter entwickelt werden. Es kann nicht unser Ziel sein, dass politische Entscheidungen dann schon richtig sind, wenn sie den Status Quo beibehalten und nicht zu einer schlechteren Klimabilanz führen. Das hilft uns nicht weiter.

Sehen Sie eine Möglichkeit, die Burscheiderinnen und Burscheider bei den steigenden Energiepreisen zu entlasten?

Insgesamt kann ich mir nur schwer vorstellen, wie auf kommunaler Ebene hierbei eine Entlastung stattfinden kann. Zumal wir als Stadt Burscheid auch nicht Träger der Sozialhilfe und des SGB II (Hartz IV) sind.

Sie sind Verwaltungsprofi mit 30 Jahren Erfahrung bei der Stadt Burscheid, jetzt werden Sie zum Politiker. Freuen Sie sich auf die Aufgabe oder überwiegt der Respekt davor?

Beides fühle ich. Ich freue mich, aber mir ist auch bewusst, dass es künftig nicht immer einfach sein wird. Alle sechs Fraktionen und Parteien haben mich zu ihrem Kandidaten erklärt. Bald habe ich möglicherweise ein Stimmrecht im Stadtrat und ich werde nicht immer allen sechs gerecht werden können. Es wird Meinungsverschiedenheiten darüber geben, welche Idee oder Überlegung die beste ist. Meine Stimme kann ich nun mal nicht sechsteilen. Ich werde immer das aus meiner Sicht Beste für Burscheid tun und mit dieser Maxime mein Stimmrecht im Rat nutzen. Das wird dazu führen, dass nicht alle mit mir immer zufrieden sein werden.

Es wird in einer solchen Konstellation schwer für Sie, die Unterstützung von sechs Fraktionen bis zur nächsten Wahl in dreieinhalb Jahren zu sichern.

Was in dreieinhalb Jahren mit meiner Person ist, darüber mache ich mir jetzt keinen Kopf. Das wäre verfrüht.

Sie haben eng mit dem verstorbenen Bürgermeister Stefan Caplan zusammengearbeitet. Nehmen Sie ihn auch zum Vorbild – und wo unterscheiden Sie sich in Ihrer Arbeitsweise von ihm?

Was ich an Stefan Caplan immer bewundert habe, war seine gute und detaillierte Vorbereitung, die bei allen Themen stets zu spüren war. Bemerkenswert fand ich auch seine Fähigkeit, zu verhandeln. Da würde ich mir gerne was von abgucken. Ganz anders als er bin ich ein klarer Teamplayer. Ich werde die Kolleginnen und Kollegen hier in der Verwaltung, langjährige Kenner und Experten, definitiv mehr einbeziehen, als Stefan Caplan das getan hat.

Sie wohnen in Köln. Ist das ein Nachteil beim Führen der Verwaltung?

Ich glaube, das hat Vorteile und Nachteile. Ein Nachteil ist, dass ich nicht in Burscheid schlafe, weniger den direkten Puls der Stadt mitkriege. Es hat aber auch den Vorteil, dass ich ein Stück weit über den Horizont hinausblicken kann, wenn ich nicht so verfestigt und verwurzelt bin.

Wagen Sie bitte eine Prognose: Bei der nächsten Wahl im September 2025, was hat sich bis dahin in Burscheid verändert?

Es hat sich auf jeden Fall optisch einiges verändert. Durch die Umsetzung des IEHK bekommt die Innenstadt ein neues Gesicht. Auch Hilgen wird anders aussehen, mit einem neuen Einkaufshaus samt Lebensmittelgeschäft. Mein Ziel ist es, bis 2025, dass der neue Sicherheitsdienst an Wochenenden und vor Feiertagen dafür sorgt, dass in der Stadt Ordnung herrscht.