AboAbonnieren

Grünscheider HofLandwirtschaft lohnt sich nicht mehr

Lesezeit 3 Minuten

Aus für den Grünscheider Hof: Die schon fast ganz entkernte große Scheune wirkt wie eine Industriehalle. Nach dem Abbruch kommt die Schredderanlage zum Einsatz.

Burscheid – Irgendwie ist Landwirt Horst Höpken ein Hans Dampf in allen Gassen: Am gestrigen Donnerstag werkelte der fitte 66-Jährige in der großen Scheune des Grünscheider Hofs. In der bereits fast vollständig entkernten, riesigen Halle stand Höpken vor einem seiner großen, gelben Bagger. An dem auf der linken Seite mit Hilfe einer kühnen Konstruktion aufgebockten Baufahrzeug wechselte er eines der Riesenräder: "Das mache ich selbst, der Reifen war kaputt." Höpkens Hauptaugenmerk gilt aber vor allem dem Abbruch des Burscheider Traditionsbetriebes. Seit dem vergangenen Quartal ist er fast im Alleingang damit beschäftigt, den Grünscheider Hof zu schleifen. Berge von Schutt türmen sich dort, wo ehemals die Käserei und einige Stallungen standen. Nur die Außenmauern der Scheune samt Dach sowie kleinere Ställe und Nebengebäude warten noch auf den Abrissbagger. Unangetastet bleibt jedoch das Mietshaus an der Hofeinfahrt.

"Bis zum März will ich das Gelände soweit herrichten, dass mit dem Bau von bis zu sechs Wohnhäusern begonnen werden kann", erklärte der Landwirt. Mit seiner vor längerem getroffenen Entscheidung, den Hof nicht zu verkaufen, sondern das über 6000 Quadratmeter große Gelände in eigener Regie einer neuen Nutzung zuzuführen, hat Horst Höpken den seit 2009 kursierenden Gerüchten einer landwirtschaftlichen Wiederbelebung des Betriebs einen Riegel vorgeschoben. Wie Stadtplaner Björn Remer von der Stadtverwaltung gestern auf Anfrage bestätigte, wurden bei der zuständigen Genehmigungsbehörde des Kreises sowohl der Abbruchantrag als auch die Bauvoranfrage fristgerecht eingereicht. Mit den Genehmigungen war der Weg frei für die Wohnbebauung. Laut Höpken hätte es finanziell keinen Sinn gemacht, die Landwirtschaft in Grünscheid weiter zu betreiben: "Das lohnt sich hier nicht mehr."

Erst nach dem Zerwürfnis mit seiner Tochter Helga - berühmt auch durch ihre jährlichen Mittelalterfeste auf dem Hofgelände - kehrte er Ende 2009 zeitweise aus Mecklenburg-Vorpommern zurück. Dort bewirtschaftet er mit seiner Frau Hilde und seinem Sohn Hermann seit 1991 in Teldau (Landkreis Ludwigslust) mittlerweile über 1000 Hektar landwirtschaftliche Fläche. Heute will Horst Höpken Burscheid wieder für kurze Zeit verlassen und nach Teldau fahren: "In den nächsten Tagen komme ich zurück - dann geht's weiter." Seine Tochter Helga (46) stieg im November 2009 aus dem Familienbetrieb aus. Die gelernte Steuerfachgehilfin wollte zurück in ihren angestammten Beruf. Zuvor war die 1987 gegründete Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) aufgelöst worden. Damit war Horst Höpken wieder alleiniger Besitzer des Familienbetriebes. "Ich habe seinerzeit meiner Tochter Helga das Angebot gemacht, den Hof für 300 000 Euro zu kaufen. Der Verkauf kam nicht zustande", sagte der Landwirt bedauernd. Im Preis runtergehen mochte er nicht: "Ich habe schließlich fünf Kinder." An die einstige Landwirtschaft erinnern jetzt nur noch die Kühe in einem bereits fast entkernten Stall. Die Jungtiere gehören einem Pächter. Der ist mit dem Umzug seiner Tiere in einen benachbarten Bauernhof in Verzug geraten. Höpken gewährt dem Jungvieh nun eine Gnadenfrist.