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Nach HanauBurscheider Gemeinden versammelten sich zum Friedensgebet

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Beim Friedensgebet in der Moschee in Massiefen gedachten die Burscheider der Opfer von Hanau.

Burscheid – „Der Mörder war krank, aber der Boden für Taten wie in Hanau wird von Menschen bereitet, die Hass säen mit ihren Gedanken und Worten.“ Annerose Frickenschmidt, Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde Burscheid, wandte sich gegen rechtes Gedankengut und Agitation, gegen Menschen in Deutschland, die öffentlich oder im Netz ihre Vorurteile ausbreiten und gegen Menschen hetzen. „Sie säen Hass, aber wir wollen nicht, dass ihre Saat immer wieder aufgeht.“

Türkisches Gebet

Das bekundeten die Vertreter der evangelischen und freikirchlichen sowie der katholischen Gemeinden in Burscheid sowie die Besucher des Friedensgebets in der Moschee des Deutsch Türkischen Kulturvereins in Massiefen. Imam Fatih Auci sprach ein türkisches Gebet: „Lasst unsere Herzen nicht zueinander Feinde werden.“ Das Friedensgebet fand im Anschluss an das Abendgebet der Moschee-Gemeinde statt. Im Regal vor dem Gebetsraum sammelten sich die Schuhe, die Besucher liefen auf Strümpfen und setzten oder knieten sich auf den Boden. Die Atmosphäre war ernst, konzentriert. Murat Türksoy von der Gemeinde moderierte während des Abendgebets: „Zwei Rakats noch, dann sind wir fertig.“ Verschiedene Gebetshaltungen wurden eingenommen, die für die einen tausendfach geübt, für die anderen ungewohnt, exotisch wirkten.

Gemeinsame Wurzeln in Deutschland

Die Begegnung der unterschiedlichen Glaubensgemeinschaften zeigte das Unbekannte, aber auch die Gemeinsamkeiten. Frickenschmidt betonte die gemeinsamen Wurzeln in Deutschland. Die Opfer seien junge Menschen gewesen, die immer schon in Hanau waren, mit Plänen für die Zukunft. „Es waren Menschen, die zu uns gehörten hier in Deutschland.“ Fürbitten wurden gesprochen. Imam Fatih Auci sprach für alle, man sei zutiefst betroffen und gedenke der Opfer der Gewalttaten.

Erinnerung an Anschläge von Mölln und Solingen

Er erinnerte auch an den Brandanschlag, der in der Nacht auf den 23. November 1992 auf zwei von türkischen Familien bewohnte Häuser in der schleswig-holsteinischen Kleinstadt Mölln verübt wurde. Und auch das benachbarte Solingen rief er in Erinnerung. Am 29. Mai 1993 fielen dort fünf Menschen einem Mordanschlag zum Opfer. Der Brandanschlag hatte damals einen rechtsextremen Hintergrund.

„In den letzten Jahren wurde es immer unerträglicher“, sagte der Imam. Aber er nannte auch die „starke Kraft zum Frieden in unseren Religionen.“ Und: „Wir verurteilen jeden Fundamentalismus, Fanatismus, Radikalismus und Terrorismus.“