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Neues GewerbegebietEnde eines langen Kampfs um Burscheider Grünfläche

Lesezeit 4 Minuten

Wie eine Mondlandschaft sieht die einstige Wiese in Straßerhof aus, das Gelände wird für Gewerbe geebnet.

  1. Das Gewerbegebiet Straßerhof stieß lange auf Widerstand, nun wird es erschlossen
  2. Die Stadt leitete ein Umlegungsverfahren ein, um an ein zentrales Grundstück zu kommen

Burscheid – Wer über die B 51 zur Stadtgrenze nach Leverkusen fährt, sieht derzeit eine Mondlandschaft, auf der sich Planierraupen, Bagger und Lastwagen wie fleißige Insekten tummeln. Eine Baustellenampel regelt den Verkehr.

Areal wird "ebenerdig" gemacht

Noch unfertig wälzt sich eine Schotterpiste durch die früher landwirtschaftlich genutzte Wiese. Einzelne Kanalanschlüsse ragen aus dem plattgewalzten Boden. Von den Baustellen der Region wird auf staubumwehten Lkw immer mehr Erde angefahren, um das Gelände des neuen Gewerbegebiets Straßerhof „ebenerdig“ zu machen.

Neben dem Biomassezentrum Heiligeneiche der Avea erschließt die Remscheider Baufirma Dohrmann derzeit das 17 Hektar große Areal. Wie Geschäftsführer Wolf-Dietrich Spelsberg erklärt, soll die Erschließung im Frühjahr abgeschlossen sein. „Parallel können die Erwerber der Parzellen den Bauantrag stellen.“ Zehn bis 15 Betriebe prognostiziert Spelsberg:

Buntes Branchenpotpourri

„Das wird ein buntes Branchenpotpourri vom Gartenlandschaftsbau- bis zum Produktionsbetrieb.“ Ende 2021, Mitte 2022 werde das neue Gewerbegebiet voraussichtlich fertig.

Eine Baustellenampel an der B 51 regelt kurz vorder Stadtgrenze den Verkehr.

„Der Bauantrag ist geprüft, die neue Erde wird kontrolliert, alles ist rechtens“, versichert Alexander Schiele, Sprecher des Rheinisch-Bergischen Kreises. Doch darüber, dass das Gelände zwischen der B 51 und dem Biomassezentrum der Avea, grüne Wiese bleiben und kein Bauland werden sollte, gab es erbitterte Kämpfe. Seit 2007 ist Dohrmann am Ball. Doch es gab bereits 2008 geballten Protest. Eine Initiative mit Anwohnern aus Burscheid, Blecher und Leverkusen machte sich für den Vogelschutz stark die Gewerbepläne stießen bei zahlreichen Anwohnern auf Widerstand.

Burscheid bekommt ein neues Gewerbegebiet.

Noch unter Bürgermeister Hans Dieter Kahrl wurden die Weichen für das Großprojekt gestellt. Ein Landwirt geriet in finanzielle Schwierigkeiten und sein Land wurde von der Volksbank vermarktet. Andere Grundstückseigner jedoch zogen nicht mit. Es hakte: Immer wieder führten Kahrl und Stadtentwickler Kurt Berger mit Dohrmann und Grundstückseignern Gespräche.

Sportfirma machte Rückzieher

Die wurden immer dringlicher da die Dohrmann-Gruppe, nachdem sie zwei Drittel der benötigten Flächen erworben hatte, bereits vertraglich einem großen, arbeitsplatzintensiven Unternehmen aus der Region die Umsiedlung nach Straßerhof zugesichert hatte: Die Remscheider Sportfirma Hudora stellte damals in Aussicht, nach Burscheid umzuziehen. Doch im April 2009 machte sie einen Rückzieher.

Ein Grundstückseigner, dessen Boden für die Erschließung an die B 51 dringend erforderlich war, beklagte damals, dass auf die übrigen Grundbesitzer Druck ausgeübt wurde. Ein Verwaltungsmitarbeiter habe mit Enteignung gedroht. Als er dann seinerseits beim Kreis einen Bauantrag für eine neue Halle seines Recyclingbetriebs stellte, zog die Behörde ein Ass aus dem Ärmel. „Der Bauantrag wurde genehmigt“, erklärt Kreissprecher Schiele. Die Crux: Jeder Neubau war an die Bedingung geknüpft, dass es eine Erschließungsstraße gibt. Die gab es damals aber nicht, da alles noch grüne Wiese war und ja auch bleiben sollte. Laut Schiele wurde die Zufahrt zum Recyclingbetrieb durch den Außenbereich fortan seitens des Kreises „geduldet.“

Umlegungungsverfahren eingeleitet

Nach einem Jahr erlosch die Baugenehmigung wieder. 2015 begann das Umlegungsverfahren, das Dohrmann dann doch den Weg für die Erschließung frei machte. „Als man davon ausgehen musste, dass es wohl zu keiner einvernehmlichen Lösung kommt, leitete die Stadt ein Umlegungsverfahren ein.

Das Baugesetzbuch sieht dies vor, um zur Erschließung oder Neugestaltung von Gebieten Grundstücke in der Weise neu ordnen zu können, so dass nach Lage, Form, und Größe für die bauliche oder sonstige Nutzung zweckmäßig gestaltete Grundstücke entstehen“, erklärt Stadtsprecherin Renate Bergfelder-Weiss. Dies ermögliche die Umsetzung des Bebauungsplans. Die Interessen der Eigentümer würden gewährleistet.

Auch Goethe machte im Postamt Rast

Straßerhof verändert sich rasant. Nachdem im Frühjahr die letzten Ilex- und Haselnussbäume gerodet wurden, ist nach Angaben der Anwohner auch der Milan, einen seltener Vogel aus der Familie der Habichtartigen, nicht mehr gesehen worden. Wenn sich bald neue Firmen ansiedeln, dürfte nur noch wenig an die Geschichte erinnern. Das Haus mit der Nummer 4 zum Beispiel ist eine ehemalige Poststation und Wirtshaus.

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