Restaurant in BurscheidDiese bergische Spezialität zeichnet das „Alte Landhaus“ aus
Burscheid – In den Feldern an der B51 liegt das Alte Landhaus. Flügel heißt das Gehöft, das mit Restaurant, Café und großem Biergarten ein beliebtes Ausflugsziel im Bergischen ist. Im Innenraum des traditionellen Fachwerkhauses können 50 Gäste Platz nehmen, weitere 60 auf der Terrasse. Eckbänke unter den Fenstern laden im Winter zum entspannten Kaffeetrinken ein, im Sommer wird im Biergarten gegrillt.
Auf den Kommoden stehen Dröppelminnas, kleine Holztafeln preisen saisonale Köstlichkeiten an. An den rustikalen Holzbalken hängen auch Kuriositäten, die neben all der Heimatliebe das Fernweh wecken. Originale Rettungsringe von der MS Berlin, dem ZDF-Traumschiff, haben von der Reling ihren Weg an die Fachwerkwand gefunden. Sie sind Wegbegleiter von Harald Weilbächer und seiner Frau Kerstin, die eine traumhafte Geschichte einst zusammen und dann nach Burscheid geführt hat. Heute bieten sie selbstgebackene Kuchen, üppige Torten und bergische Spezialitäten an.
Was hat Sie ins Alte Landhaus geführt?
Harald Weilbächer: 1987 habe ich in der Küchencrew der MS Donauprinzessin angefangen, Flüsse zu befahren, und bin später in die Südsee und den Amazonas hoch, zum Nordkap, nach Neuseeland … ich war eigentlich überall. Danach blieb ich zwei Jahre an Land, bei Fritz Westermann, dem damaligen Koch der Fußball-Nationalmannschaft. Es hat mich aber schnell wieder gejuckt und ich bin 1991 erneut zur See gefahren, diesmal auf der MS Berlin, dem ZDF-Traumschiff. Meine Frau war als Konditorin dabei, ich bin als Küchenchef mitgefahren. Wir haben uns auf dem Schiff kennen und lieben gelernt und sind dann hier „gestrandet“.
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1994 sind wir gemeinsam ausgestiegen und haben uns in Burscheid, wo meine Frau herkommt, niedergelassen. Deshalb hängen auch die Rettungsringe an den Wänden. Ich habe auch in Morsbroich gekocht. Hochzeit und Nachwuchs kamen schnell. 1996 haben wir die Frittenbude City-Grill in Burscheid von der Familie Buchwald übernommen, da hat meine Frau schon als Schülerin gearbeitet. Der Aufschrei in der Familie war groß, als wir eine Pommes-Bude übernommen haben! Aber es war eine Institution in der Stadt und ich konnte so meine Kinder aufwachsen sehen. Nach 26 Jahren Selbstständigkeit kann ich sagen: Das war die richtige Entscheidung. 2005 haben wir das Alte Landhaus übernommen.
Was ist die Geschichte hinter dem Restaurantnamen?
Alt hergebracht. Den haben wir beibehalten. Das Haus ist 1751 erbaut, steht unter Denkmalschutz. Das Restaurant, so wie es jetzt gestaltet ist, wurde in den 80ern umgebaut. Flügel ist das Gehöft der Eltern unseres Vermieters Wilfried Jörgens, dem Tierarzt nebenan. Flügel ist ein Dorf im Dorf.
Was gefällt Ihnen an Burscheid?
Die Nähe zum Kunden. Wir haben auf der See viele tolle Leute und Kollegen kennengelernt, aber in Burscheid kennt man sich. Hier auf dem Dorf gibt es kurze Dienstwege. Ich bin in keiner Partei und keinem Verein, aber wir pflegen viele Kontakte … zur Jugendfeuerwehr, zur Tafel, den Sportvereinen und Schützen. Man hilft sich. Das wäre in einer Großstadt gar nicht machbar. Aber wenn hier der Fußballplatz voll ist und es kein Essen gibt, dann bringen wir auch mal spontan Fritten vorbei.
Was kommt bei Ihnen auf den Teller?
Bergische Klassiker. Ansonsten Internationales, Fisch und Fleisch. Wir kaufen auch regional ein: bei der Forellenzucht Fischer in Lützenkirchen, bei der Metzgerei Molitor in Kürten. Die Eier sind natürlich vom Nachbarn, dem Biohof Jörgens, und der Käse vom Thomashof gegenüber. Man unterstützt sich gegenseitig, wenn es mal eng wird. Es gibt keine Konkurrenz, nur Mitbewerber. Wir kochen gut bürgerlich, aber können auch schick. Und alles, was wir an Backwaren und Kuchen verkaufen, produziert meine Frau selbst. Wir haben keine Kaltcreme-Mischungen oder so etwas, das ist alles noch echtes Handwerk bei uns. Und das wird auch honoriert. Unser Einzugsgebiet reicht von Köln bis Remscheid und Solingen. Wir haben viele Stammkunden.
Was ist das Highlight auf Ihrer Karte?
Die Bergischen Sachen haben wir ganzjährig. Panhas (Schweinespeck, Leber, Blut, Buchweizenmehl und Gewürze aus der Pfanne) sind ja eigentlich ein Herbstgericht, das macht richtig satt. Aber wir verkaufen ihn auch bei 35 Grad im Biergarten, das läuft. Ein Freund sagte mal: „Ganz Deutschland schwitzt, aber der Bergische bestellt Panhas.“
Wie haben Sie die Pandemie erlebt?
Unser Partyservice lief natürlich nicht gut. Der Außerhausverkauf ist jetzt in der Pandemie explosionsartig angestiegen, da sind wir froh drum gewesen und hatten unsere Öffnungszeiten angepasst, weil wir ein starkes Mittagsgeschäft plus Kaffee und Kuchen haben. Wenn der Rest abends aufgemacht hat, waren wir wieder zu. So kamen wir gut durch den Lockdown.
Das Restaurant und Café Altes Landhaus, Flügel 3 in Burscheid, ist Dienstag bis Samstag von 11.30 Uhr bis 22 Uhr geöffnet, sonn- und feiertags bis 18 Uhr. Die Küche schließt je eine Stunde früher. Gebratener Panhas mit Apfelkraut und Bratkartoffeln kostet 12,50 Euro, ein Schnitzel 17,80 Euro und drei Reibekuchen kosten 8,50 Euro. Wer das Alte Landhaus zum Kaffeetrinken besucht, kann ein Stück Kuchen oder Torte zwischen 2,80 Euro und 3,40 Euro bestellen. Unter ☎ 02174 892125 kann der Partyservice gebucht und reserviert werden. Angebote sind auf der Webseite veröffentlicht.