Wahlkampf in Corona-ZeitenBurscheids SPD-Bürgermeisterkandidat sucht nach neuen Ideen

Ralph Liebig ist Bürgermeisterkandidat der Burscheider SPD.
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Burscheid – Im Schaufenster des Lädchens an der Oberen Hauptstraße steht zwischen Seife und Schmuck ein Fernseher. Inhaberin Claudia Hagen, Vorsitzende des Burscheider SPD-Ortsvereins, lässt das Bild laufen und befestigt nach Ladenschluss noch zusätzlich einen Lautsprecher. Später, wenn die Verkehrsgeräusche etwas leiser sind, dürfte man den Ton zu den kurzen Filmen, in denen sich die SPD vorstellt, auch verstehen.
„Der Wahlkampf ist in Zeiten von Corona total ausgebremst worden“, sagt Ralph Liebig, Bürgermeisterkandidat der Burscheider SPD. Froh sei er, dass er bereits beim politischen Aschermittwoch 2019 den Hut in den Ring geworfen habe. Die Pandemie als Zeit der Regierenden zu sehen und zu resignieren, das sei nicht seine Sache. Mit dem Ortsverein entwickelte er die Kampagne, sich in einer Podcast-Serie vorzustellen. Und als ihn daraufhin eine Seniorin gefragt habe, auf welchem Fernsehsender die Filme zu sehen seien, sei die Idee mit dem TV-Bildschirm im Schaufenster des Lädchens geboren worden. Ohnehin öffnet Claudia Hagen jedem die Ladentür, der über Politik in der Stadt sprechen möchte.

Claudia Hagen zeigt die Videos mit den Interviews im Schaufenster ihres Lädchens an der Oberen Hauptstraße.
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Die Videos mit seinen Interviews hat Liebig vor allem aber für die Homepage der SPD gedreht. Die Gesprächspartner sind ganz unterschiedlich, Liebig unterhält sich mit Kirchenleuten, Studenten oder Gastronomen. Immer gibt es einen lokalen Bezug.
In Verwaltungsdingen wenig erfahren
Ralph Liebig versieht sein Bekenntnis zu seiner Heimatstadt mit einem Wortspiel: „Mein Burscheid lieb’ ich.“ Er hätte auch „lieb’ ick“ sagen können. Aber er ist kein Berliner, sondern gebürtiger Burscheider. Im Wahlkampf als SPD-Bürgermeisterkandidat setzt er auf die Ortsverbundenheit und lokale Themen mit seinem „Mein Burscheid Liebig Podcast“.
Als Quereinsteiger gibt der Ingenieur unumwunden zu, dass er in Verwaltungsdingen wenig erfahren sei. Aber er wolle hinterfragen. Zumal nach den Jahren des Sparens ist es seiner Ansicht nach wieder Zeit für eine Streitkultur in Burscheid. „Nicht über einen kaputten Straßenbelag sollten wir lamentieren, sondern unsere Energie für etwas Besseres als das Nörgeln einsetzen.“
Viel zu lange rede man nun schon über die städtebaulichen Neuerungen, die das Integrierte Entwicklungs -und Handlungskonzept IEHK bringen soll. Doch die Innenstadt veröde. Liebig und die 16 übrigen SPD-Kandidaten wollen, dass in Burscheid schon bald etwas geschieht. Sie knüpfen Kontakte zu Marktbeschickern, die Interesse an einem Markt in der Kirchenkurve signalisierten.
Auch das Thema Ehrenamt dürfe nicht nur mit einem Schulterklopfen verbunden sein. Zumal bei der Kultur sollte man nach Ansicht Liebigs den Vereinen mehr Brücken bauen. Vehement habe er sich für das Projekt „Haus der Kulturen“ eingesetzt, das die Nachfolge des Hauses der Kunst antreten soll. Angesprochen auf die Zukunft der Musikschule, die sich als Verein derzeit nur aufgrund ihrer Rücklagen finanzieren kann, ist Liebig allerdings zurückhaltend. Nur wenn genügend Geld in Burscheid zur Verfügung stehe, könne die Stadt für solche freiwilligen Leistungen einstehen. Dem Musiker der Gruppe „Stiller Hans“, der in seiner Jugend mit Klarinette an der Musikschule anfing, bereitet das Bauchschmerzen.
Aber Unhaltbares zu versprechen, das könne er nicht. Corona habe ihm im Wahlkampf gezeigt, dass man die Qualitäten der Kleinstadt nicht groß genug schätzen könne. Leider gebe es viele Bedenkenträger in der Stadt. „Aber wir sollten uns freuen, dass wir so viele tolle Feste und Ereignisse in dieser Stadt haben.“ Das wolle er auch in Hilgen weiter fördern.