„Gute Laune, Sonnenschein, hier wird es wie im Märchen sein“, lautete das Motto des Blütensamstagszugs in Leichlingen. Und es wurde ernst genommen.
Mit BildergalerieDas war der märchenhafte Blütensamstagszug in Leichlingen
Es war einmal vor langer, langer Zeit, als Leichlingen zuletzt so eine Freude am Fastelovend gesehen hat. Ein böser Fluch lag die letzten Jahre über Leichlingen, und Karneval fiel in einen tiefen Schlaf – doch mit „Gute Laune, Sonnenschein, hier wird es wie im Märchen sein“ wurde das Wupperstädtchen aus diesem nun wieder wachgeküsst und feierte das am Samstag mit einem feuchtfröhlichen Blütensamstagszug.
Die Jecken kamen aus dem Märchen
Tausende Jecke waren à la Hensel und Gretel der Fährte aus Bonbons, Popcorn und Co. gefolgt, viele von ihnen hatten in weiser Voraussicht Regenponchos im Gepäck. Froschköniginnen und Froschkönige schienen sich ihrem nassen Element wohl zu fühlen. So zum Beispiel die „Adler Frauen“, die traditionell den Zug gemeinsam im Brückerfeld genossen – ob bei Regen oder Sonnenschein.
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„Wedder es ejal“, um es mit den Worten von Thomas Kaluschke von den Handballfründen zu sagen. Diese feierten „25 märchenhafte Johr“. Die grünen, gekrönten Froschkönige zählten dieses Jahr offenbar zu einem der beliebtesten Kostüme. Neben den üblichen Klassikern waren in Leichlingen auch Verkleidungen aus der Harry-Potter-Welt hoch im Kurs.
Die Tollitäten Prinz Mark I. und Prinzessin Tanja I. blickten von ihrem Märchenschloss bei der Fahrt durch ihr Reich auf ihr Volk. In den letzten Wochen und Monaten füllten sie wohl viele Seiten in ihrem ganz persönlichen Märchenbuch. Sie verrieten: „Der Zoch ist einer der Höhepunkte.“
Wohl auch für das Kinderprinzessinnenpaar Luna I. und Finya I.: Durchs ganze Märchenland Leichlingen hörte man an diesem Nachmittag ihre Namen hallen, denn auf ihrer Kutsche hatten sie reichlich Kamelle und Strüßje für ihre Untertanen geladen. Würdig begleitet wurden die Exzellenzen mit musikalischen Evergreens aus der Domstadt von den Rheinischen Jecken, die zum elften Mal dabei waren und somit jeckes Jubiläum feiern.
Jedes gute Märchen braucht Heldinnen und Helden. So hatten die Jecken das Privileg, gut behütet von rund 90 Einsatzkräften des Roten Kreuzes und der DLRG ihren Zoch zu feiern. Auch das bewährte Glasverbot wurde wieder durchgesetzt. Nicht hinter den sieben Bergen, aber hinter zahlreichen Barrieren und Glascontainern kontrollierte dafür das Ordnungsamt penibel alle Taschen. „Sehr viele haben doch noch Glas dabei“, sagte eine Ordnungshüterin, „die meisten werfen aber ohne größere Diskussionen alles in die bereitstehenden Tonnen.“ Schnell waren mehrere Container voll mit Bier- und Schnapsflaschen. Getrunken wurde insbesondere auf der Brückenstraße trotzdem reichlich, bei einigen auch über den Durst, so mussten schon bevor es hieß, „D’r Zock kütt“, erstmals Helfende ausrücken.
Eine jecke Aussicht auf den Zoch
Dominika Zajac und André Kühlbach feierten bequem vom Fenster aus. Die Wohnung liegt nicht nur direkt an der Zugstrecke an der Brückenstraße, sondern auch noch direkt an einer der Partyhochburgen der Jugend vor dem „11B“. „Das ist ganz klar beides: Fluch und Segen zugleich“, erklärten die beiden, „wir können uns zum Glück auf unseren Bauhof verlassen, dass hier wieder alles ordentlich sauber wird.“ Über alle Köpfe hinweg genoss man von hier einen märchenhaften Blick auf die liebevoll oft in unzähligen Stunden Handarbeit gebauten Wagen.
So beispielsweise der Wagen der KG Blütenstädter, der mit 39 Jahren älteste Familienverein der Stadt. Dieser sei nicht nur der größte aller Wagen, sondern sei im Rahmen eines großen Umbaus komplett neu mit Blüten gestaltet worden, erklärte der erste Vorsitzende Stefan Clemen. „Dabei haben wir eine Tonne Gewicht abspecken können, sodass nun noch mehr Kamelle und Mitglieder von uns Platz finden“, so Clemen, „denn wir legen größten Wert darauf, dass Karneval für die ganze Familie ist.“ Standartenträgerin Heike Miling lief mit stolzer Miene vor dem Kollos her: „Wir haben die Sonne heute in unseren Herzen!“
Der Damenelferrat und das Festkomitee Leichlinger Karneval (FLK) drehten den Spieß um, sagte Roswitha Süßelbeck: „Unsere Gäste fahren auf unserem Wagen und wir marschieren hinterher.“ Geschlossen bildeten sie das Schachbrett von Alice im Wunderland. Heike Schmidt war die Wurfmaterialbeauftragte der Gruppe: „106 große Tüten hochwertiger Süßigkeiten habe ich aufgetrieben.“ Bei Igors Freunde, der Interessengemeinschaft ohne Regeln, gab es auch kurioses Wurfmaterial. „Unter anderem Traktor-Plätzchenförmchen“, zeigte Sina Jürgens, „eigentlich fahren wir ja zum Erntedankfest in Witzhelden mit.“ Die Interessengemeinschaft besteht aus Landwirtinnen und Landwirten, unter denen es offenbar auch etliche Karnevalisten gibt.
Ein Highlight im Leichlinger Zoch
„Mal macht man große Sprünge, mal sind sie klein, alle kleinen Frösche werden am Ende Prinz oder Prinzessin sein“, war Teil des Mottos der Grundschule Kirchstraße. Ist sie auch die einzige Schule, die am Zug teilnahm, war sie mit über 50 quakenden Kindern in sehr starker Besetzung. Die KG Pappnas un Familich hingegen griffen die Märchen von Frau Holle und der Goldmarie mit ihrem Wagen im Zusammenhang mit der Flut auf: „Noh d’r Flut kütt all zoröck, dass Schläächte als Pech und dat Jode als Glöck“ – ein hochemotionales und hoffnungsvolles Highlight des Zuges!
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann feiern sie noch heute in der Toscana-Halle oder in der Feuerwache auf einer After-Zoch-Party.