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Bürgerzentrum WitzheldenStadtrat hat den Kauf der „Alten Post“ vertagt

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Die Alte Post

Leichlingen – Nach der Sitzung des Bezirksausschusses schien die Welt in Witzhelden in Ordnung: Einstimmig hatten sich die Politiker vor vier Wochen für den Kauf der früheren Gaststätte „Zur alten Post“ ausgesprochen, damit das Fachwerkhaus in der Ortsmitte zu einem Bürgerzentrum umgebaut werden kann. Am Donnerstagabend ist der Traum womöglich geplatzt: Im Stadtrat gab es keine Mehrheit mehr für den Ankauf des Gebäudes, das für 195 000 Euro auf dem Immobilienmarkt angeboten wird.

Die Jamaika-Koalition aus CDU, Grünen und FDP hat sich stattdessen mit einer Stimme Vorsprung durchgesetzt und den Kaufvertrag an einen Katalog von Bedingungen geknüpft, die so schnell nicht zu erfüllen sein werden. Die Kehrtwende der Bedenkenträger führte in der Sitzung in der Aula zu einem heftigen Schlagabtausch. Was die drei Bündnispartner einen Kaufvertrag mit aufschiebender Wirkung nennen, ist nach Befürchtung der Befürworter eines sofortigen Ankaufs vermutlich der Todesstoß für das Projekt. Denn man könne nicht davon ausgehen, dass der Besitzer der „Alten Post“, der Leverkusener Immobilien-Unternehmer Hans-Hugo Hungerberg, sich so lange vertrösten lässt. Er wollte der Stadt den Vortritt lassen, hat erklärtermaßen aber einen anderen Interessenten, einen Geschäftsmann aus Köln, der das Fachwerkhaus kaufen und für Wohnzwecke sanieren will.

Bedingungen gestellt

Bürgermeister Steffes erklärte nach der Abstimmung, dass er mit Hungerberg reden und versuchen wolle, ihn bei der Stange zu halten. Aber die vom Rat nun aufgestellten Bedingungen bedeuten langwierige Prüfungen der baulichen, rechtlichen und finanziellen Voraussetzungen einer Nutzung als Bürgerhaus.

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Die sogenannte „Butterküche“ ist nach Angaben der Eigentümer noch nicht verkauft worden.

Martin Steinhäuser, Fraktionschef der Bürgerliste Witzhelden Leichlingen (BWL) geißelte die Kehrtwende der Jamaika-Freunde als scheinheiliges Manöver: „Sie wollen sich eine Hintertüre offenhalten in der Hoffnung, dass sich das Thema von selbst erledigt“, indem der Stadt ein anderer Käufer zuvorkomme. Er beantragte geheime Abstimmung über das Votum des Bezirksausschusses, das Gebäude ungeachtet noch offener Fragen jetzt sofort zu kaufen. Seine Hoffnung, dass in der Wahlkabine jemand aus der Phalanx des 17-köpfigen Dreier-Bündnisses ausscheren könnte, erfüllte sich aber nicht: Der Antrag wurde mit 18 von 33 Stimmen abgelehnt (14 Ja und eine Enthaltung). Der Forderungskatalog von CDU, FDP und Grünen wurde anschließend mit 17 Stimmen angenommen. Die anderen 16 Ratsmitglieder enthielten sich, um einen Ankauf nicht gänzlich abzulehnen.

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Die neue Beschlusslage umfasst, SPD-Fraktionsvorsitzender Matthias Ebecke zählte es vor, 29 Bedingungen, die vor einem Gang zum Notar geklärt werden sollen. Vorher will die Ratsmehrheit neben der Klärung aller bauordnungsrechtlicher Probleme vor allem ein fertiges Nutzungskonzept beschließen, einen Vertrag mit der geplanten Genossenschaft aus Bürgern und Vereinen abschließen, welche die Trägerschaft übernehmen will, und – und dies dürfte besonders viel Zeit in Anspruch nehmen – einen positiv beschiedenen Förderantrag für die auf zwei Millionen Euro geschätzte Sanierung der Gaststätte auf dem Tisch haben.

Das kann womöglich bis 2023 dauern, kritisierten BWL und SPD die Gegenseite. Bis dann sei das Haus längst anderweitig verkauft. „Sie wollen genau das Gegenteil von dem, was Sie sagen“, warf Ebecke CDU-Fraktionschef Helmut Wagner absichtliche Verzögerungstaktik vor.

Spekulationen um die "Butterküche"

Die sogenannte „Butterküche“ auf dem Hof gegenüber, die anfangs wie berichtet die Stadtverwaltung als Bürgerhaus ins Auge gefasst hatte, sei inzwischen bereits verkauft worden, teilte Ebecke in der Sitzung mit. Das wurde von den Eigentümern allerdings am Montag dementiert. Hans Otto Orbach, stellte klar, dass dies nicht der Fall sei. Er ist der Schwiegervater des Künstlers Max Siebel, dem die Backsteinhalle gehört. Er nutzt sie als Atelier und Ausstellungsraum. Da sich der Maler zurzeit bei Verwandten in den USA aufhält, teilte Orbach dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ in dessen Namen mit, dass das Gebäude keineswegs den Besitzer gewechselt habe: „Herr Siebel ist nach wie vor Eigentümer und Besitzer der Immobilie.“