„Forest Jump“ in LeichlingenMountainbiker dürfen in die Sandberge

Crossfahrer dürfen ihre akrobatischen Kunststücke auf dem Langenfelder Teil der Sandberge jetzt mit dem Segen der Behörden trainieren. Die selbst gebaute Piste wurde legalisiert.
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Leichlingen – Luftsprünge können die jungen Cross-Artisten auf zwei Rädern in den Sandbergen in diesen Ferien gleich im Doppel machen. Einerseits auf ihren Hügeln und Rampen im Waldgebiet Am Block, wo sie sich zu spektakulären Absprüngen in die Höhe katapultieren. Aber auch innerlich, vor Freude darüber, dass ihre bislang illegale Anlage jetzt ganz offiziell geduldet und genehmigt worden ist. Der selbst gebaute Querfeldein-Parcours wenige Meter hinter der Leichlinger Stadtgrenze hat den Segen der Stadt Langenfeld und des Kreises Mettmann bekommen und darf nun als Trainingsgelände benutzt werden.
Jahrelang haben Mountainbike-Freunde aus Langenfeld und Leichlingen, die sich zur Gruppe „Forest Jump“ zusammengetan haben, mehr oder weniger heimlich an ihrer Cross-Piste gebaut, Trampelpfade zwischen den Bäumen zu Fahrspuren eines Rundkurses gemacht und Sprunghügel modelliert. Die Piste befindet sich nördlich des Zeltplatz des Leichlinger Naturfreundehauses hinter dem Ende der Zufahrtsstraße Am Block im Wald und ist bislang nur von Spaziergängern und Joggern bemerkt worden, die hier durchs Wandergebiet in den Sandbergen laufen. Auf der höchsten Erhebung haben die Jugendlichen mit einer Zeltplane ihr uriges Hauptquartier überspannt.
Mountainbiken in den Sandbergen? Das Thema weckt Erinnerungen an eine andere Piste, die vor vier Jahren ein paar hundert Meter weiter auf Leichlinger Stadtgebiet ausgehoben worden ist. Das städtische Ordnungsamt musste nach Hinweisen aus der Bevölkerung einschreiten, weil die Rampen, Schanzen, Baumbrücken und Steilkurven das Naturdenkmal des eiszeitlichen Sandberg-Hügels gefährdeten.
Die Untere Landschaftsbehörde des Rheinisch-Bergischen Kreises hat das Crossfahren dort 2010 strengstens verboten, der städtische Bauhof beseitigte die illegalen Anschüttungen und Bauten und stellte Verbotsschilder in dem Gelände auf. Seitdem herrscht dort Ruhe, wie Kontrollen des Ordnungsamtes besagen.
Dass die Stadt Langenfeld den Freizeitsport in unmittelbarer Nachbarschaft hingegen jetzt duldet, ist bei den Kollegen in Leichlingen daher auf Erstaunen gestoßen. „Das kommt mir alles irgendwie komisch vor“, gesteht Barbara Hammerschmidt, die Leiterin des Fachbereichs Bauen im Rathaus, auf Anfrage: „Wir hätten so etwas auf keinen Fall genehmigen dürfen und sind von Landschafts- und Wasserbehörden gedrängt worden, einzuschreiten und die Anlagen zurückzubauen.“ Damals hatte die Überprüfung ergeben, dass für eine solche Nutzung im Außenbereich sogar eine Baugenehmigung erforderlich gewesen wäre, die die Mountainbiker im Landschaftsschutzgebiet und in der Wasserschutzzone aber niemals bekommen hätten. Auch in Witzhelden ist der Versuch, eine Crosspiste im Wald bei Wolfstall zu genehmigen, vor Jahren an rechtlichen Hürden gescheitert. Warum das auf dem Langenfelder Teil der Sandberge nun möglich ist, will Hammerschmidt mit dem Rheinisch-Bergischen Kreis abklären. Aus Langenfelder Sicht gibt es jedenfalls keine Probleme. Eine Baugenehmigung sei nicht erforderlich, sagt Ulrich Beul, der zuständige Fachbereichsleiter. Die forstrechtliche Genehmigung und die Zustimmung der Landschafts- und der Wasserbehörden lägen vor. Daher haben Rat und Verwaltung den Initiatoren, die vom Stadtjugendring unterstützt werden, grünes Licht gegeben und die Piste legalisiert.
Das städtische Gelände ist für einen symbolischen Euro an „Forest Jump“ verpachtet worden. Die Vertragspartner haben sich im Gegenzug dazu verpflichtet, das Areal zu unterhalten, dafür zu sorgen, dass keine Bäume beschädigt oder Abfälle im Wald hinterlassen und weder Spaziergänger noch Tiere gestört werden. Dafür gründen die BMX-Fahrer einen Verein. Als erster Vorsitzender steht der Langenfelder Frederic Lippert zur Verfügung, als Stellvertreter sein Sportsfreund Noel Felsner.
Was vier bis fünf Gleichgesinnte vor Jahren begonnen haben, erzählt Felsner, hat sich inzwischen zum Treffpunkt für rund 40 Fahrer entwickelt, die regelmäßig da sind. Sie kommen zur Hälfte aus Leichlingen und Langenfeld. Jeder Cross-Fan sei auf dem Parcours willkommen, aber bei gefährlichen Kunststücken würden alle darauf hingewiesen, aus Sicherheitsgründen einen Helm zu tragen: „Da passen wir auf.“ Eingezäunt werde im Wald nichts. Man habe nichts dagegen, wenn andere Mountainbiker die Anlagen befahren, sähe es aber gerne, wenn die dann auch dem neuen Verein beitreten und so einen Teil der Verantwortung übernehmen und bei der Unterhaltung mithelfen würden. Demnächst sollen Zettel am Parcours aufgehängt werden, die über die Anlage und „Forest Jump“ informieren. D er Verein muss noch förmlich gegründet und ins Vereinsregister eingetragen werden.