Fritz Rübers Sohn organisierteGelungenes Grammo-Festival mit vielen Neuerungen

Copyright: Britta Berg
- Das Festival wurde von Jushua Mers organisiert, dem Sohn von Fritz Rüber.
- Das war nicht die einzige Neuerung 2020.
- Und was plant Mers noch?
Leichlingen – Wer dem Grammo-Festival am Wochenende einen Besuch abstattete, konnte auf den ersten Blick fast meinen, die Pandemie sei endlich vorbei. Im Schein der Lichterketten trafen die Leute endlich wieder auf alte Bekannte, tranken zusammen Bier und sangen ungehemmt zur Musik mit. Auf den zweiten Blick wurde allerdings schnell klar: Möglich ist das alles nur dank einiger Änderungen.
Normalerweise findet das Open-Air-Event seit 2008 jedes Jahr an Pfingsten statt. Doch auf Grund der Corona-Pandemie sahen sich die Veranstalter dazu gezwungen, das Festival erstmals in den frühen Herbst zu verschieben. Der neue Termin war nicht die einzige Neuerung. Nachdem der Gründer und bisheriger Organisator Fritz Rüber Anfang des Jahres nach langer Krankheit verstorben war, übernahm sein Sohn Joshua Mers erstmals sämtliche Planungen – und das unter erschwerten Bedingungen. Mehrere Wochen habe der 23-Jährige an dem passenden Hygienekonzept für das Musikfestival gefeilt.

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„Das ein oder andere Mal wäre es natürlich schon gut gewesen, meinen Vater etwas fragen zu können“, sagt Mers, der seinem Vater schon vergangenes Jahr assistiert hatte. Geschafft haben er und seine etwa 20 Helfer es auch so. Das Konzept in diesem Jahr: Besucher können bereits im Voraus verschiedene Zeitfenster am Wochenende buchen und zahlen auf Grund des Mehraufwands erstmals Eintritt. Wer zum Beispiel am Freitagabend der Solinger Band „Monkey Maze“ lauschen wollte, zahlte sechs Euro pro Person inklusive drei Euro Verzehr. Der große Vorteil: Die Veranstalter führten keine große Zettelwirtschaft, sondern sammelten von den allermeisten direkt digital sämtliche Kontaktdaten. Nur Spontanbesucher mussten sich auf den üblichen Zetteln eintragen. Erst einmal angekommen, konnten die Besucher sich maximal zu zehnt an die Tische setzen, die mit einiger Distanz voneinander entfernt stehen. Um Schlangen am Getränkestand zu vermeiden, brachten ehrenamtliche Helferinnen die Getränke an den Platz. Wer seinen Tisch verließ, musste Maske tragen.
Musik steht immer noch im Vordergrund
Das einzige, was sich in diesem Jahr nicht geändert hat: Noch immer steht die Musik im Vordergrund. Insgesamt acht verschiedene Bands eroberten am Wochenende die Bühne. Neuzugang Monkey Maze etwa eröffnete Freitagabend das Bühnenprogramm mit Blues- und Funkmusik. Fans des Genres kamen auch bei alten Stammgästen wie Peter Lorenz und Peter Nonn mit ihren Bands voll auf ihre Kosten.

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Am meisten schienen sich die Besucher jedoch auf die Rock-Coverband Jim Button’s zu freuen – das entsprechende Zeitfenster war bereits vor Beginn ausverkauft. Zu den 500 Besuchern am Samstagabend zählte etwa Nicole Bracht. „Zum ersten Mal seit Corona habe ich hier das Gefühl, dass Corona nicht mehr da ist“, sagte sie und lachte. Endlich könne man wieder zusammen etwas unternehmen, waren sich die Freunde am Tisch einig. „Eigentlich ist es sogar entspannter, dass das Bier an die Tische gebracht wird“, fügte Dennis Deppe hinzu. Nur die Kinder, die würden ihre alljährliche Hüpfburg vermissen.
Auch Claudia Pesch und Jan van Bargen aus Solingen lobten das Festival, nachdem bereits die Southern Rocker Baker’s Breeze auf der Bühne standen. „Insgesamt finde ich das Grammo wieder sehr gut organisiert, alle halten sich gut an die Regeln“, sagte Pesch, die sich besonders auf die Jim Buttons freute. „Die kennt man ja einfach hier in der Gegend“, meint van Bargen. Ähnlich geht es Robert Förter und seiner Freundin Verena Horn-Dummach. „Der Lead-Sänger Thorsten Kruck macht jedes Mal so eine tolle Stimmung“, schwärmt Horn-Dummach schon bevor die fünfköpfige Gruppe Songs wie „Schrei nach Liebe“ von den Ärzten oder „Bad Liar“ von den Imagine Dragons coverte und den Stadtpark zum Mitsingen und -klatschen brachte. Das Paar teilte sich mit acht weiteren Freunden einen Tisch, beide gehen schon seit vielen Jahren regelmäßig zum Grammo-Festival, früher waren sie auch häufig in Rübers Kneipe „Grammophon“ zu Gast. „Toll, dass das Festival auch in diesem Jahr stattfindet, obwohl der Gründer leider nicht mehr unter uns weilt. Ich habe tiefen Respekt für seinen Sohn“, sagt Förter.
Auch Mers selbst wirkt zufrieden mit seiner Premiere. Freitag seien bis zu 300 Leute gleichzeitig auf dem Gelände gewesen, Samstagabend sogar etwa 500. Der Veranstalter rechnet damit, mit seinen Kosten und Einnahmen letztlich bei null rauszukommen. Alle Besucher hätten sich ihm zufolge an die Regeln gehalten, niemand habe Probleme bereitet – wovon sich das Ordnungsamt am Samstagabend noch einmal selbst überzeugte. „Trotz allem hat immer eine super Stimmung geherrscht“, freute Mers sich. Sobald es wieder möglich ist, möchte er zur ursprünglichen Idee seines Vaters zurückkehren und die Eintrittskosten wieder abschaffen.
Der Leichlinger, der aktuell im Vertrieb eines Kosmetikunternehmens arbeitet, hat noch viele Pläne. Ganz oben auf seiner Liste steht etwa Livelingen – eine Konzertreihe, bei der über mehrere Wochen hinweg einmal pro Woche eine Band im alten Stadtpark auftreten darf. Irgendwann – so träumt er – möchte Mers auch hauptberuflich Events wie das Grammo-Festival organisieren. „Ich finde es echt schön, den Menschen mit Musik eine Freude bereiten zu können“, sagt er.