Grammo-Festival in LeichlingenRock im Blut und das Regenradar im Blick
Leichlingen – Schon von weitem war die mitreißende Musik zu hören, zahlreich tummelten sich Menschen im alten Stadtpark. Das 14. Grammo-Musikfestival brachte vier Tage lang Live-Musik in die Blütenstadt. Vor einem Jahr noch mit Eingangsbeschränkungen, waren alle Wege in diesem Jahr offen. Und die Menschen, sie kamen zu Tausenden. Den Erfolg des Leichlinger Pfingst-Festivals konnte auch der verregnete Sonntag kaum trüben. Zusätzliche 80 Quadratmeter Zelt, ausgelassene Stimmung und drei Rockbands trotzten am dritten Tag des Festivals heftigem Platzregen und Gewitter.
Die Solinger Soul-, Blues- und Rockband „Down Town“ nahm den Stadtpark mit auf eine Reise in die Zeit großer Oldie-Hits und Rock-Klassiker. Für Kirsten Grzeschik passte genau dieser Auftritt an ihrem Geburtstag wie die Faust aufs Auge: „Es könnte doch nicht schöner sein. Überall Menschen, Musik und das Positive.“ Mit über 20 Familienmitgliedern, Freundinnen und Freunden hatte sie sich eine Bierbank in einem der neuen Zelte reserviert. „Wir genießen jetzt hier den Abend, da kann es noch so viel regnen“, erklärte sie.
Veranstalter Joshua Mers hatte das Regenradar zwar ständig im Blick, doch auch er war gut gestimmt: „Das Festival ist jetzt schon ein Erfolg. Die letzten beiden Tage war Traumwetter und Montag wird auch nochmal schön“, sagte er am Sonntag.
Gelungener Startabend
Mers war schon beim Auftakt zufrieden: „Für den Freitag läuft es richtig gut, auch wenn man aus Erfahrung sagen kann, dass es meist der schwächste Tag ist. Es ist mit 1200 Menschen voll, im letzten Jahr waren es nur etwa 800 Besucher. So ist die Stimmung auch automatisch besser.“
Trotz ernüchternder Nachrichten gleich zu Beginn blieb die Stimmung heiter. Das Akustik-Trio „Black Community“ aus dem Bergischen Land hatte seinen Auftritt, den ersten von zwölf Bands, in letzter Minute kurzfristig wegen familiärer Gründe abgesagt. Alternativ lief 80er-Jahre-Musik über die Lautsprecher, bis der Top-Act um 20 Uhr startete: Die Queen-Show.
Immer mehr füllte sich der alte Stadtpark bei freiem Eintritt. Alle Augen blickten nach vorne, als das erste Highlight des Open-Air-Programms die Bühne betrat: Die Coverband „Queen May Rock“ begeisterte das Publikum mit rockigem Gesang und mitreißender Show. Musikalisch ging es durch die Jahrzehnte: von den Siebzigern über die Achtziger mit „Under Pressure“ bewegte sich die Band nach vorne in der Musikgeschichte.
Ein Sprung ins Publikum
Die ersten wippten zunächst zögerlich mit, doch die energische Art der Truppe lockte auch Tanzmuffel aus der Komfortzone. Mit ihrer individuellen Note gaben die Profimusiker der Musik von Queen ihren eigenen Touch. Mit Lead-Sänger Michael Antony Austin als Frontmann stand ein wahrer Performer auf der Bühne. Mit einem Sprung ins Publikum überraschte der Musiker die Zuschauer.
„Seitdem ich Bier trinken kann, komme ich her. Es macht immer Spaß hier zu sein“, betont Felix Gutscher, der an diesem Abend mit seinen Freunden das Festival aufgesucht hat. Sie saßen gesellig an einem der begehrten Plätze: den Bierbanktischen. Tim Brüggemeier merkte an: „Jeder Leichlinger kommt her!“ Das würden auch Eva und Robert Adrion unterschreiben. Das Ehepaar ist immer dabei, wenn es zeitlich passt. Sie genossen den Abend bei guter Musik und einem kühlen Getränk, vor allem weil schon lange nicht mehr so viel los war in der Blütenstadt.
Der Westküsten-Blues-Rock aus den Vereinigten Staaten von Singer-Songwriter Jay Ottaway am Sonntag war genau Hans-Helmut Schuhmachers Ding: „Tolle Gruppe! Sehnsüchtig erwarte ich aber schon Mr. B. Fetch morgen,“ freute sich der Musikfan auf das Finale am Montagabend.
Vanessa Michel hatte sich einen Unterstand direkt am Tresen des Bierstandes gesichert. „Ich fand es gestern so schön hier – auch die UnArt-Coverband – da dachte ich: direkt nochmal hin.“
Westcoast-Gewittersturm
Da machte es auch nichts, dass mit den Beats von Jay Ottaway Gewitter-Grummeln einsetzte. Der Gitarrist aus Boston geht jedes Jahr mit Musikerfreunden aus Köln auf Tour. „Das darf man sich nicht entgehen lassen“, so Mers, „absolut hochkarätig“.
„Wir sind eigentlich nur zufällig hier und lassen uns mal überraschen“, sagte das Ehepaar Heidi und Thorsten Weiz. Spätestens beim finalen Auftritt des Sonntags stand für sie fest: Die Überraschung ist geglückt. „Natürlich freue ich mich auf alle Künstler, aber Triple Sec ist für mich persönlich das Highlight heute Abend – da hab ich richtig Bock drauf“, bekannte auch Festivalchef Mers. Angereist war die Gruppe mit Akustikgitarren, Piano und drei Gesangsstimmen, und einer breit gefächerten Set-List aus Hits und Klassikern der letzten 40 Jahre.
Das ließ Joachim Haeses Herz im Takt der Musik höher schlagen. Der Leichlinger wohnt um die Ecke und besucht das Grammo-Musik-Festival jährlich: „Das ist Tradition für mich.“ Er überlasse nichts dem Zufall und habe im Vorfeld genau geplant, welche Auftritte er hören möchte. Ihn begleiteten Tim und Jan-Niklas, und die beiden Solinger Jungs sind sich einig: „Die Bands halten für jeden Geschmack die richtigen Songs bereit – auch für uns.“
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Ketchup und Karussell
Neu in diesem Jahr: der Food-Truck „Potato & Cheese“. Im Angebot: Alles was das Pommes-Herz begehrt. Ob mit Käsesauce und Preiselbeeren oder doch ganz klassisch mit Ketchup und Mayo– für jeden Geschmack war etwas dabei. Aus dem Münsterland angereist, machte Besitzer Ansgar Plagge mit seinem Team einen Abstecher auf das Musikfestival. „Großes Lob an den Veranstalter. Das ist nicht selbstverständlich, so was mal eben auf die Beine zu stellen. Ich bin in vielen Städten unterwegs und die Stimmung hier ist wirklich gut“, resümierte der Food-Truck-Besitzer.
Auch in Sachen Kinder-Unterhaltung wurde Neues probiert: Für die Jüngsten wurden ein kleines Kettenkarussell und verschiedene Buden aufgebaut. Eigentlich waren noch weitere Attraktionen geplant, doch wegen des angekündigten Unwetters sah man von der Idee sicherheitshalber ab. Das Kinderprogramm will Mers in Zukunft weiter ausbauen, auch mit einer Riesenrutsche.