Das „Alaaf“ müssen viele Jecken nach zwei ausgefallenen Sessionen wahrscheinlich noch ein bisschen üben. Ganz unbeschwert starten die Karnevalisten am 11.11. nicht in die rheinische fünfte Jahreszeit. Denn in vielen Gesellschaften herrschen finanzielle Sorgen und Unsicherheiten, was das von Corona-Infektionen immer noch verschreckte Publikum betrifft.

Die Aula fällt als Festsaal aus

Das gewohnte Sitzungsprogramm ist, auch weil seit der Überflutung der Aula Am Hammer beim Hochwasser 2021 Saal-Not herrscht, durchlöchert. Die Sockensitzungen fallen erneut aus, das Festkomitee verzichtet auf eine Kostümsitzung. Aber in Leichlingen wird der Fastelovend wieder aufleben. Die guten Nachrichten: Es wird ein Karnevalszelt geben, in dem ab Weiberfastnacht gefeiert werden kann, es wird einen Sturm aufs Rathaus geben und auch einen Blütensamstagszug.

Die große Sorge der organisierten Jecken ist der Mangel an geeigneten Sälen. Denn auch in Haus Klippenberg in Oberbüscherhof musste die erlaubte Personenzahl wegen neuer Brandschutzauflagen reduziert werden. Es wird in der Szene allgemein bedauert, dass die Stadt die Chance nicht genutzt hat, die neue Sporthalle in der Balker Aue so als Mehrzweckhalle zu planen, dass man dort künftig auch feiern könnte. Ob dies durch Anschaffung eines mobilen Bodens nachträglich vielleicht doch noch ermöglicht werden kann, will man besprechen.

Die 1. Kleine KG Kirchstraße hat sich schweren Herzens dazu entschieden, auch 2023 auf ihre beliebte Sockensitzung zu verzichten. Der Gesellschaft ist das Risiko, bei zu wenig Besuch auf immensen Kosten sitzen zu bleiben, nach den Erfahrungen der beiden vergangenen Jahre immer noch zu hoch. Um zwei Sitzungen ohne Verluste über die Bühne zu bringen, benötigt sie mindestens 900 Gäste. Ob die kommen, ist angesichts möglicher Krankheitswellen und Furcht vor Ansteckungsgefahren ungewiss.

Literat Winfried Reichwald: „Die Leute haben einfach Angst, in geschlossenen Räumen zu feiern.“ Er ist selbst bei der Nippeser Bürgerwehr aktiv und weiß, dass auch große Kölner Gesellschaften große Probleme beim Kartenverkauf haben. In der Session 23/24 soll die Sockensitzung aber wieder stattfinden, denn dann will die KG ihr 22-jähriges Bestehen feiern. Die Termine sind schon gebucht, 2. und 3. Februar 2024, und das Programm steht auch schon – in der Toscana-Festhalle, die entgegen zeitweiligen Gerüchten nach wie vor auch für den Karneval und andere Events zur Verfügung steht, wie Reichwald erklärt.

Für die 2022 abgesagten Sockensitzungen hat die KG Kirchstraße erfolgreich Ausfall-Anträge bei den Hilfsfonds von Bund und Land gestellt und nach Angaben Reichwalds den größten Teil ihrer Kosten, insgesamt 28.490 Euro, erstattet bekommen. Das Geld hat er inzwischen an 22 Auftrittskräfte und Organisationen ausgezahlt, die gebucht waren und denen abgesagt werden musste.

Werner Fuchs, der Präsident der Vereinigung Leichlinger Karneval (VLK) bestätigt, dass „die Menschen noch etwas zurückhaltend sind“, was den Besuch von Großveranstaltungen angeht. Er freut sich deshalb, dass der Vorverkauf für die Leichlinger Prinzenproklamation gut gelaufen ist und die 250 verfügbaren Plätze in der Stadthalle Bergisch Neukirchen ausgebucht sind.

Eine Übersicht über den närrischen Kalender:

Die Prinzenproklamation der Vereinigung Leichlinger Karneval, bei der die beiden Paare Mark und Tanja I. und Finya und Luna I. in Amt und Würden kommen, hält die Vereinigung Leichlinger Karneval (VLK) am Samstag, 12. November, in der Stadthalle im benachbarten Bergisch Neukirchen ab. Die Haltestelle der Linie 253 ist vor der Halle an der Wuppertalstraße. Für die Rückfahrt ist ein im Eintrittspreis enthaltener Shuttle-Bus organisiert worden, der um 23.45, 0.05 und 0.25 Uhr zum Leichlinger Busbahnhof fährt.

Die KG Rittergilde Grünscheid feiert ihre Karnevalsparty am Samstag, 7. Januar, ab 19 Uhr ebenfalls in der Stadthalle Bergisch Neukirchen. Auftreten werden unter anderem die Bands Tacheles und Zack, die Werstener Music Company, das Dreigestirn aus Dabringhausen und das Tanzcorps Agrippina Colonia. Wermutstropfen: Die Grünscheider Gesellschaft hat angekündigt, dass dies wegen der unsicheren Zeiten ihre vorerst letzte Sitzung sein wird. Wegen der in allen Bereichen gestiegenen Kosten und der gebremsten Ausgabenbereitschaft des Publikums scheut die Rittergilde das finanzielle Risiko und plant für 2024 derzeit keine weiteren Veranstaltungen ein.

Die KG Herrenelferrat organisiert unverdrossen gleich zwei Sitzungen und hat dafür die Toscana-Festhalle an der Opladener Straße gebucht: Die Damensitzung steigt dort am Samstag, 14. Januar, die Herrensitzung folgt am Abend darauf am Sonntag, 15. Januar.

Das Festkomitee Leichlinger Karneval veranstaltet seine Damensitzung am Samstag, 4. Februar, ab 14 Uhr in der Stadthalle Bergisch Neukirchen.

Das Karnevalszelt wird von der Agentur Ischerland wieder wie vor der Corona-Pandemie auf dem Rathaus-Parkplatz Am Büscherhof aufgebaut. Dort wird am Donnerstag, 16. Februar, der an Weiberfastnacht obligatorische Sturm aufs Rathaus mit nachfolgender Party inszeniert. Im bewirteten Festzelt steigt zudem am Samstag ab 16 Uhr die After-Zoch-Party und am Sonntag, 19. Februar, um 13 Uhr die Kinderkarnevals-Party der KG Blütenstädter.

Der Blütensamstagszug ist am 18. Februar Höhepunkt des Leichlinger Straßenkarnevals, und VLK-Chef Werner Fuchs ist angesichts der bisherigen Resonanz zuversichtlich, dass er lang und bunt wird. Eine besonders starke Truppe wird das FLK stellen, das endlich sein Jubiläum des 50-jährigen Bestehens nachfeiern will.

Trotz drohender Energie-Knappheit

Weihnachts-Beleuchtung in Leichlingen ist gerettet

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Der Sessionsauftakt wird in Leichlingen aktuell außerdem in zwei Gaststätten größer gefeiert: Im Restaurant „Zur Kutsche“ in Balken wird der 11.11. am Freitagabend ab 17 Uhr bei Live-Musik mit DJ und Tanz begangen. Und im Brauhaus Aloysianum am Bahnhof steigt am Samstag, 12. November, eine Ü-30-Karnevalsparty (Beginn: 20 Uhr).