Die A-cappella-Gruppe Quintense erobert auf dem Sesterhenn-Hof 120 neue Fans.
„Kultur auf dem Hof“Eine Leichlinger Bauernscheune als Konzertsaal
Der Duft von frischem Heu lag in der Luft und in der Ferne muhten einige Kühe. Vor der Scheune des Hofs Sesterhenn herrschte reges Treiben. Die letzten Handgriffe vor Beginn des Konzertes wurden gemacht, die Getränke im Eingangsbereich zurechtgestellt. Der Innenraum war liebevoll mit Sonnenblumen dekoriert, die in Milchkannen verteilt waren, der Boden war blank geputzt, die landwirtschaftlichen Maschinen weggestellt worden. Die Stühle waren in Reih und Glied vor der kleinen Bühne aufgestellt.
Die Atmosphäre passte in diesen lauen Sommerabend. Karne Matthiesen vom Leichlinger Kulturamt bereitete ihre Unterlagen am Eingang vor – bereit, die Gäste zu begrüßen. 120 Karten waren verkauft, lediglich fünf übergeblieben oder zurückgekommen. Aber auch die waren schnell weg. Gegen 18.30 Uhr kamen die ersten Gäste, nach und nach füllte sich die Scheune.
Glücklicherweise blieb es trocken: So konnte eine gegenüberliegende, bereits abgemähte Wiese als Parkplatz genutzt werden. In der Scheune reservierte sich mancher einen Platz mit einer Jacke und besorgte sich ein Getränk. Um 19 Uhr war es dann Zeit für die Begrüßungsworte von Karne Matthiesen und ein paar Angaben zum Veranstaltungsort des „Kultur auf dem Hof“: Er ist seit 1936 im Familienbesitz, heute verkaufen die Sesterhenns unter anderem Schnittblumen, die selbst auf dem Feld gepflückt werden können und Kartoffeln. Dazu kommen Fremdenzimmer. Aber das Scheunenkonzert war eine Premiere.
Und sie gelang. Die A-cappella-Gruppe Quintense eroberte das Publikum schon mit dem ersten Song. Bass Martin Lorenz, Alt Katrin Enkemeier, Tenor Stefan Intemann, Sopran Sabrina Häckel und Bariton Jonas Enseleit, der auch den Rhythmus vorgab, zeigten sich auch als charmante Moderatoren. Alle hatten Geschichten zu erzählen, die thematisch zu den Stücken passten.
Zum Beispiel, als der aus dem Osten stammende Martin Lorenz darüber philosophierte, dass in seiner Heimat die Uhrzeiten anders angesagt werden. Dreiviertel sieben ist für die einen eine völlig logische Zeitangabe, andere sind verwirrt. Das sei auch bei Quintense so gewesen, so Lorenz. Die Lösung: die Uhrzeiten so angeben, wie sie geschrieben werden. Das sorgte natürlich für Gelächter im Publikum.
So ging es weiter. Mal wurde gesungen, mal das Publikum befragt und so ins Geschehen einbezogen. Das lohnte sich: Denn bis zum Beginn des Konzerts kannte fast niemand im Publikum Quintense. Nach eine Dreiviertelstunde hatte die Gesangsgruppe 120 Fans mehr. Auch die in der Corona-Pandemie geborene Reihe „Kultur auf dem Hof“ kommt gut an. „Fantastisch“ fand eine Besucherin die Idee. Sie war schon auf dem Hof Meuthen und ist begeistert.
Rhythmus lässt Publikum nur schwer stillsitzen
Auch Hertha Breuhaus war voll des Lobes. „Einfach toll“, sagte sie. Die Moderation bringe viel Persönliches rüber. Und die Überleitungen erklärten vieles, weil die Texte Englisch sind. „Der Rhythmus reißt mit. Wir wippen schon die ganze Zeit und können nicht still sitzen.“ Auch die Umgebung findet Breuhaus gut.
Die Meinung zog sich quer durchs Publikum. Es gab offenbar niemanden, der keinen Spaß hatte. Aber auch Quintense war begeistert. „Wir kommen auf jeden Fall wieder nach Leichlingen“, versprachen sie. „Ob für ein Konzert oder für einen Urlaub, egal. Es ist toll hier.“