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LeichlingenDie Liebe auf den ersten Trecker-Blick galt der Wespentaille

Lesezeit 3 Minuten

Alexander Koch und Sven Weller fahren mit ihren Treckern auch zum Baumarkt oder zur Eisdiele. Nicht immer stoßen sie auf den Straßen dabei auf Begeisterung. Aber es entschleunigt.

  1. Ob Deutz oder Hanomag – am Naturfreundehaus fuhr am Wochenende so manches Schätzchen vor und die Fans konnten fachsimpeln

Leichlingen – Fast 60 Minuten hat Sven Weller aus Wermelskirchen nach Leichlingen mit seinem Traktor gebraucht. Dann fährt er mit seinem Hanomag Perfekt von 1962 beim Trecker-Treffen am Naturfreundehaus vor. Der Oldtimer schafft höchstens etwa 25 Kilometer in der Stunde. Schon mehr als sechs Jahre ist Weller im Besitz des Traktors und zeigte ihn am Wochenende den Besuchern.

Der blaue Traktor mit einer kleinen Blechbüchse am Gasgestänge als improvisierte Ölauffang-Anlage parkt auf der Wiese neben dem roten IHC 533 seines Freundes Alexander Koch. Zu viert feiern die Männer bei dem Treffen den Junggesellenabschied ihres Freundes Daniel Brade. Die Liebe zu den Fahrzeugen mit Geschichte verbindet die vier Männer.

Weller nutzt den Traktor zwar nicht mehr, fährt aber gerne einmal sonntags mit dem Gefährt spazieren. „Wir sind schon mit dem Hanomag zur Eisdiele oder zum Baumarkt gefahren“, sagt Weller. Oft werde er dann auf sein Fahrzeug angesprochen. Nicht jeder freut sich, manche seien über den langsamen Traktor vor ihnen verärgert. Auch Koch fährt so manches Mal mit dem Traktor durch die Stadt. Er braucht ihn allerdings auch öfters für verschiedene Arbeiten auf dem Hof. „Für ihn ist das eher sein Alltagsspielzeug und das sieht man auch“, sagt Koch und zeigt auf seinen eigenen Traktor, der deutlich schmutziger ist als der seines Freundes. Die heutigen Traktoren würden quasi wie von selbst fahren. Einen Oldtimer zu fahren, sei noch Arbeit. Dabei gebe es einiges zu beachten. Schon länger hatte Weller nach einem Oldtimer gesucht. Als ein Nachbar von Brade sich den Wunsch eines eigenen Traktors erfüllte, stand noch ein zweiter, kleinerer auf dem Hof des Verkäufers: das künftige Fahrzeug von Weller. Als dieser sich das Fahrzeug dann anschaute, war schnell klar: Es war Liebe auf den ersten Blick. „Die runde Form und Wespentaille sind schon etwas Besonderes. Das sieht man nicht überall“, schwärmt er.

Überschaubar ist die Technik - trotzdem bedarf es der Erfahrung.

Das Trecker-Faible habe er sich von seinen Freunden geholt. „Das ist wie Grippe – man läuft vorbei und infiziert sich sofort“. Schließlich holten die beiden gemeinsam den Traktor ab. Weller lernte schnell, dass es eben doch etwas anderes ist, den Oldtimer zu fahren. Der Blinker geht nicht von alleine aus. Um den Traktor zu starten, muss er eine Minute vorglühen. So fuhr er zu Beginn falsch an und hob aus Versehen mit der Vorderachse in die Luft ab. „Da ist mir das Herz in die Hose gerutscht.“

Schon seit über 20 Jahren organisieren Uwe Brüling, seine Familie und Bernd Schlieper von den Leichlinger Treckerfreunden das Treffen an wechselnden Standorten. „Man schaut sich die anderen Fahrzeuge an und spricht darüber, wie man was restauriert hat“, sagt Koch. Mit bis zu 130 Traktoren rechnet Organisatorin Simone Brüling. Es gibt ein Lagerfeuer, Planwagenfahrten für die Kinder, eine Ausfahrt mit den Traktoren und die Vorführung einer alten Dreschmaschine von 1946.