LeichlingenDiese Immobilien mit Gastronomie suchen Nachfolger

Ein Leerstand, der die Witzheldener schmerzt: Das Landhaus „Zum Herzbachtal“ in Herscheid.
Copyright: Britta Berg
Leichlingen – Dass die Gastronomiebranche im Ort in Bewegung geraten ist, wäre eine noch sehr untertriebene Formulierung für den massiven Umbruch, der sich zurzeit auf breiter Front im Leichlinger Gastgewerbe ereignet. Auf dem Immobilienmarkt stehen aktuell so viele Restaurants zum Verkauf und zur Neuverpachtung an wie wohl noch nie zuvor. In der Blütenstadt und im Höhendorf überschlagen sich die Offerten geradezu. Es sind überwiegend private Eigentümer, die Nachfolger suchen und ungewöhnlich viele Objekte auf den Markt bringen.
Dabei handelt es sich bemerkenswerterweise in keinem Fall um Zwangsversteigerungen wegen wirtschaftlicher Probleme. Die angestrebten Verkäufe beruhen auf unterschiedlichsten Interessenslagen. Häufig sind Generationswechsel und fehlende Nachfolger der Grund.
Das Spektrum reicht vom Imbiss bis zum riesigen Tourismus-Areal Diepentalsperre. Der komplette Fachwerkhof an der Solinger Straße führt neben dem Landhaus Zum Herzbachtal neuerdings die Liste in Witzhelden an. Im Zentrum sind gerade der Bergische Hof und das frühere Kartoffelhaus dazu gekommen. Auf dem lokalen Immobilien-Karussell sind etablierte Traditionshäuser ebenso wie problematische Standorte, altbergische Gasthöfe neben internationalen Küchen und Traditions-Kneipen.
Zum Teil sind es erfolgreich verpachtete Restaurants, die trotz Besitzerwechsel auch weiterhin geöffnet bleiben, aber es warten auch seit Jahren geschlossene Adressen auf eine neue Chance. Sechs prominente Beispiele:
Fachwerkhof in Witzhelden
Der Fachwerkhof in Witzhelden ist neben der Diepentalsperre das größte Objekt der Gewerbebörse. Für 799 000 Euro steht der gesamte Gewerbepark in der Dorfmitte neuerdings zum Verkauf. Renommierstück des 1996 komplett neu aufgebauten Gehöfts ist das auf zwei Etagen untergebrachte, rund 290 Quadrameter große Restaurant Fachwerk. 30 Sitzplätze gibt es im Schankraum, 80 im Restaurant. Die Fassade des historischen Komplexes steht unter Denkmalschutz.
Um den zur Solinger Straße hin offenen Hof, der im Sommer aus als Biergarten genutzt wird, gruppieren sich auf dem 950 Quadratmeter großen Grundstück sieben Ladenlokale von 34 bis 49 Quadratmetern. Hier sind Bäckerei, Versicherungsbüro, Computerfirma und Fahrschule untergebracht. Zwei Einheiten stehen derzeit leer. Der Makler stellt Interessenten auch eine Nutzung für Wohnzwecke oder als Hotelbetrieb in Aussicht.
Bergischer Hof
Der Bergische Hof an der Brückenstraße 2 im Herzen der Leichlinger Innenstadt steht ebenfalls unter Denkmalschutz. Er wird samt der betriebenen Speisewirtschaft jetzt für 499 000 Euro zum Kauf (oder wahlweise auch zur Miete) angeboten. Zu der traditionsreichen Gaststätte, die 1890 erbaut wurde, gehören sechs dauerhaft vermietete Fremdenzimmer und eine Wirtewohnung im Obergeschoss. Der Gastraum ist 140 Quadratmeter groß und verfügt über 60 Plätze. Vor der Türe hat sich in letzter Zeit die kleine Außengastronomie etabliert.
Restaurant Slada
Das Restaurant Slada in der Mittelstraße 17 residiert in einem Doppel-Fachwerkhaus im komplett unter Denkmalschutz stehenden alten Dorfkern. Die Immobilie, in der das urige Lokal auf 144 Quadratmetern auf zweieinhalb Etagen eingerichtet ist, ist für 208 000 Euro zu haben. 42 Gäste finden in dem 1985 vollständig sanierten Gebäude Platz, das früher als „Kartoffelhaus“ bekannt war.
Ehemaliges China-Restaurant
Das einstige China-Restaurant in der Bahnhofstraße 31 ist samt Einrichtung und Pächterwohnung für 190 000 Euro in der Vermarktung. Die „Goldene Sonne“, die noch auf der Außenreklame zu sehen ist, scheint in dem 1977 gebauten Wohn- und Geschäftshaus schon seit vielen Jahren nicht mehr. Das Restaurant verfügt über 70 Sitzplätze und Parkplätze auf dem Hinterhof.
Landhaus Zum Herzbachtal

Ein Leerstand, der die Witzheldener schmerzt: Das Landhaus „Zum Herzbachtal“ in Herscheid.
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Das Landhaus Zum Herzbachtal ist seit dem plötzlichen Tod von Wirt Heinz Lüsebrink im Jahre 2015 geschlossen. Das attraktive, verschieferte und voll eingerichtete Fachwerk-Ensemble geht aufs 18. Jahrhundert zurück. Der Komplex verfügt über 300 Quadratmeter Restaurantfläche, Wintergarten, Gewölbekeller, Gesellschaftsräume, eine Wohnung mit 140 Quadratmetern, mehrere Gästezimmer sowie Garagen. Ein Hotelbetrieb könnte nach Nachrüstung des Brandschutzes wieder aufgenommen werden. Auf 1850 Quadratmetern an der Hauptkreuzung in Witzhelden-Herscheid gelegen, wird der Privatbesitz für 520 000 Euro angeboten.
„al dente“
Das „al dente“ am Ostlandweg 24, mit seiner italienischen Landküche bei Gourmets hoch gehandelter Feinschmecker-Tipp, sucht einen Nachfolger. Piero Paggiotta, der seit 2005 hier wirkt, will sich zurückziehen und bietet einem Nachmieter das komplette Ristorante mit 80- bis 90-prozentiger Stammkundschaft aus der Region für einen Übernahmepreis von 149 000 Euro an. 40 Gäste können an den Tischen Platz nehmen. Auch die kleine Terrasse wird im Sommer bespielt.
Weitere Immobilien
Diese sechs Adressen sind noch längst nicht alles, was sich derzeit auf dem Immobilienmarkt abspielt. Zum Problemfall hat sich nach vielen Pächterwechseln in schneller Folge zum Beispiel die Gaststätte Am Heidchen 2 entwickelt, die mit ihrem Biergarten nur einen Steinwurf vom „al dente“ entfernt ist. Zuletzt, die Schilder stehen noch gut sichtbar am Parkplatz neben der viel befahrenen Opladener Straße, hatte es in dem einst bergischen Gasthaus „Bella Croatia“ versucht. Neue Pächter mit einem erfolgversprechenden Konzept werden gesucht.
Keine Zukunft mehr hat hingegen „Haus Stöcken“ an der Landesstraße 294 zwischen Leichlingen und Witzhelden. Das traditionsreiche Restaurant im verschieferten Fachwerk ist geschlossen worden und soll abgebrochen werden. Ohne gastronomische Perspektive wird stattdessen eine Wohnbebauung geplant. Mit ungewisser Zukunft geschlossen ist auch die „Haasenmühle“ an der Stadtgrenze zu Solingen.
Ganz zu schweigen vom einstigen gastronomischen Publikumsmagneten Leichlingens, der Ausflugs-Restauration Diepentalsperre. Sie liegt bis auf die geöffnete „Bauernstube“ im Dornröschenschlaf und wartet auf einen vermögenden Großinvestor, der sie mit vielen Millionen wachküsst.