Macht auch HausbesucheClaudia Wolf ist Senioren- und Pflegeberaterin in Leichlingen
Leichlingen – Der Paragraphen-Dschungel der Sozialgesetzbücher, Kriterien, Grade und Leistungskataloge der Pflegekasse, die Antragsflut für den Medizinischen Dienst, Zuschussgeber, Altenheime und Vorsorgeverfügungen sind für Claudia Wolf im Rathaus das tägliche Brot. Aber die 50-Jährige hat nicht nur mit Behörden, Papieren und Vorschriften zu tun, sondern vor allem mit Menschen. Besonders mit älteren, kranken, manchmal dementen, einsamen, hilfsbedürftigen Menschen. „Weinende Angehörige und Tränen gehören dazu“ sagt sie und meint damit ihre Arbeit.
Claudia Wolf ist seit 2008 Senioren- und Pflegeberaterin der Stadt Leichlingen. In dieser Funktion ist sie auch für die altersgerechte Wohnraumanpassung zuständig. „Der Klassiker ist: Badewanne raus und barrierefreie Dusche rein“, sagt sie. Dafür gibt es pauschal 4000 Euro Zuschuss von der Pflegekasse. Wenn der Vermieter mitspielt. Häufig besteht er aber auf einem späteren Rückbau des Badezimmers.
Eigenes Bild machen
Seniorenbüro
Offene Sprechzeiten von Claudia Wolf, der Senioren-, Pflege- und Wohnraumanpassungs-Beraterin der Stadt Leichlingen, sind montags, mittwochs und freitags von 8.30 bis 12 und montags von 14 bis 17.30 Uhr. Ihr Büro ist in Raum 113/114 auf der ersten Etage des Rathauses Am Büscherhof 1.
Für Auskünfte und die Absprache von Terminen und Hausbesuchen ist Wolf unter ☎ 02175 / 99 22 50 erreichbar. (hgb)
Ihren Aufgaben geht sie, wie alle ihre Kolleginnen und Kollegen, Kooperationspartner und Kunden loben, mit großer Leidenschaft und Empathie nach. Nicht nur vom Schreibtisch aus, sondern auch bei Hausbesuchen – auf die sie großen Wert legt, um sich ein Bild von den Lebensumständen machen zu können und um Bürgerinnen und Bürgern entgegen zu kommen, die nicht mehr so mobil sind.
Wolf, die jeden Tag aus Hagen nach Leichlingen pendelt, ist im Seniorenbüro des Rathauses Einzelkämpferin. Sie hat die einzige Vollzeitstelle für diesen Bereich. Lange wird das angesichts der demografischen Entwicklung wohl nicht mehr gut gehen, denn die Arbeit wird immer mehr. „Es nimmt stetig zu“, bestätigt sie: 2013 hatte sie 260 Fälle zu bearbeiten. Im Jahr 2018 waren es schon 377. Eine Zahl, hinter der sich jeweils sehr viele Telefongespräche und Besuche, Beratungen und Abstimmungen mit Diensten und Behörden verbergen. Und eine Zunahme um 45 Prozent in fünf Jahren.
Immer mehr pflegebedürftige Menschen
Im Rheinisch-Bergischen Kreis zeigt der Trend genauso steil nach oben: Von 2009 bis ’17 stieg die Zahl der pflegebedürftigen Personen kreisweit von 8187 auf 12 567 – ein Anstieg um mehr als 53 Prozent.
Im vergangenen Jahr hat Claudia Wolf 106 Hausbesuche absolviert. Bei 111 ihrer Klienten lagen Demenz-Erkrankungen vor. Man ahnt, was sie meint, wenn sie zu den nackten Zahlen ihrer Statistik bemerkt: „Da steckt eine Menge dahinter.“
Die Scheu, ihre Hilfe in Anspruch zu nehmen, habe sich inzwischen gelegt, ist Wolf froh. Durch Mund-zu-Mund-Propaganda habe sich verbreitet, dass die Seniorenberaterin kostenfrei, verschwiegen und trägerneutral berate. „Geh’ doch mal zur Frau Wolf“ habe sich in der Stadt als hilfreicher Tipp für Ratsuchende und mit der häuslichen Pflege überforderte Angehörige herumgesprochen.
Die Vernetzung und gute Kooperation mit Pflegediensten, Heimen, Vereinen und Initiativen vor Ort betreibt die gelernte Altenpflegerin perfekt. „Im Vergleich zur Großstadt funktioniert die Nachbarschaft hier besser. Es gibt auch kein Hauen und Stechen unter den Pflegediensten“, sagt sie: „Wenn das nicht klappen würde, könnte ich das alleine gar nicht schaffen“, ist sie dankbar, dass das soziale Netz in Leichlingen hält. Im Herbst beginnen neue Vortragsserien der beiden Netzwerke für Demenz und Depression. Für 2020 wird der nächste Generationen-Tag geplant, eine Gesundheitsmesse und der erste Letzte-Hilfe-Kurs des Hospizdienstes.