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HochwasserschutzkonzeptLeichlingen geht weiteren Schritt in Richtung Schwammstadt

Lesezeit 3 Minuten
Am Wilhelm-Gödders-Weg soll Leichlingens erste blau-grüne Klimaachse entstehen.

Am Wilhelm-Gödders-Weg soll Leichlingens erste blau-grüne Klimaachse entstehen.

NRW-Umweltminister Oliver Krischer informierte sich über die blau-grüne Klimaachse und weitere Zisternen in Leichlingen.

Nicht nur vom Springwasserbrunnen im Leichlinger Stadtpark ist Oliver Krischer begeistert, auch das aktuelle Projekt der Stadt Leichlingen, den Hochwasserschutz neu zu konzipieren, sagt ihm zu. Bürgermeister Frank Steffes und sein Team wollen eine blau-grüne Klimaachse sowie drei weitere Zisternen in der Stadt anlegen. Alle diese Projekte sollen den Weg zur Schwammstadt ebnen. Krischer zeigt sich bei seinem Besuch am Mittwoch begeistert. „Heutzutage haben viele verstanden, was eine Schwammstadt ist, aber machen tut es noch lange nicht jeder“, sagt er, „das ist genau der richtige Ansatz.“

Insgesamt vier Projekte sind im Rahmen des neuen Hochwasserschutzkonzepts der Stadt in Planung beziehungsweise bereits umgesetzt. Neben dem Ziel, eine erneute Flut zu verhindern, geht es den Beteiligten auch darum, das Wasser in Leichlingen zu halten, anstatt es schnellstmöglich in die Kläranlage zu leiten. Häufig wird das Regenwasser in Leichlingen noch verunreinigt, weil es in Mischwasserkanälen mit dem Abwasser zusammenfließt. Bei den neuen Projekten werden Schmutz- und Regenwasser jedoch getrennt voneinander gesammelt. Das gesammelte Regenwasser will die Stadt dann sinnvoll für die Bewässerung von Grünflächen nutzen: Die Zisternen sollen das Wasser speichern, bis es in Trockenperioden benötigt wird.

Heutzutage haben viele verstanden, was eine Schwammstadt ist, aber machen tut es noch lange nicht jeder.
Oliver Krischer, NRW-Umweltminister

Tycho Kopperschmidt, Leiter des Abwasserbetriebs in Leichlingen, und Bürgermeister Steffes präsentieren Oliver Krischer das erste abgeschlossene Teilprojekt des Konzepts: die Zisterne am Stadtpark. 65.000 Liter Wasser kann das Reservoir speichern. Als Nächstes soll die Turnhalle Balker Aue sowohl ein Gründach als auch eine Zisterne mit einem Fassungsvermögen von 130.000 Litern bekommen. Am Schulbusch ist darüber hinaus noch eine weitere Zisterne mit einer Speicherkapazität von 150.000 Litern geplant.

Ein wichtiger Teil des Leichlinger Hochwasserkonzepts ist außerdem die blau-grüne Klimaachse. Entlang des Wilhelm-Gödders-Wegs soll es in Zukunft eine offene, begrünte Entwässerungsmulde geben, in die das Wasser von den umliegenden Dächern fließt. Von dort wird es in den Boden oder in eine weitere unterirdische Zisterne geleitet, die 150.000 Liter Wasser speichern kann.

Bürgermeister Frank Steffes (l.), Abwasserbetriebsleiter Tycho Kopperschmidt und NRW-Umweltminister Oliver Krischer im Gespräch.

Bürgermeister Frank Steffes (l.), Abwasserbetriebsleiter Tycho Kopperschmidt und NRW-Umweltminister Oliver Krischer im Gespräch.

Wenn die Zisterne voll ist, soll das Wasser in Versickerungsmulden laufen und zur Durchfeuchtung des Bodens dienen. Ist die Zisterne dann immer noch überfüllt, möchte die Stadt das Wasser gerne in die Wupper leiten. Dieses Vorhaben ist allerdings noch nicht endgültig beschlossen, denn zwischen Zisterne und Fluss liegen einige private Grundstücke. Mit den vier Projekten ist das Hochwasserschutzkonzept der Stadt noch nicht abgeschlossen, Steffes kündigt an: „Die blau-grüne Klimaachse soll ein Pilotprojekt sein, um in anderen Siedlungen ähnlich vorzugehen.“

Leichlingen erhielt knapp eine Million Euro Projektförderung vom Bund

Leichlingen hatte in den vergangenen Jahren immer wieder Probleme mit Extremwetterlagen, bedingt durch den Klimawandel. Mit der Planung der blau-grünen Klimaachse hatte die Stadt eigentlich schon 2021 begonnen, in diesem Jahr sollte sie fertig sein, doch es kam anders. Die Flut im Sommer 2021 und ihre Folgen kamen dazwischen. Und so geht es 2024 mit der Ausführungsplanung weiter. „In circa einem Jahr soll der Spatenstich erfolgen“, prognostiziert Tycho Kopperschmidt. Bis dahin gibt es allerdings noch jede Menge zu tun: Der Bau der Kanäle ist mit den Eigentümern abzustimmen, außerdem bringt das Wasserrecht laut Kopperschmidt noch eine Hürde mit sich.

Wer baulich etwas an einem Kanal verändern möchte, müsse sich eine spezielle Genehmigung einholen, verrät der Abwasserbetriebsleiter, schließlich haben man das Wasserrecht im vergangenen Jahrhundert konzipiert, da gab es noch keine Nachhaltigkeit. Unterstützung für ihr Projekt fand die Stadt Leichlingen beim Bund, der die blau-grüne Klimaachse mit 800.000 Euro fördert.

Damit könnte es laut Kopperschmidt trotzdem knapp werden, die Kosten für das neue Konzept zu decken. Darum appelliert Steffes zum Abschied scherzhaft an Krischer: „Sorgen Sie dafür, dass wir in Zukunft ein bisschen mehr Kohle kriegen.“ Kopperschmidt schließt später mit den Worten: „Das Projekt kostet natürlich ein bisschen Geld, aber es schützt auch. Die Bewässerung würde sonst auch Geld kosten.“ Und sie wäre in jedem Fall nicht so nachhaltig.