Leichlingens einziger Bioladen ist einer Automatensprengung zum Opfer gefallen – mit der Eröffnung der „Möhre“ wird die Lücke geschlossen.
„Die Möhre“ eröffnetIm neuen Leichlinger Bioladen kennt man jeden Käse persönlich
Mit der „Möhre“ schließen die Inhaberinnen Saskia und Ulrike Effey eine Lücke, die buchstäblich in die Leichlinger Innenstadt gesprengt wurde. Denn die Sprengung des Geldautomaten am Bahnhof im September 2021 hat nicht nur die Kreissparkasse beschädigt, sondern auch den benachbarten, langjährigen und einzigen Bioladen der Stadt, der in Folge der Schäden und einer fehlenden Nachfolge schließen musste.
Spontane Entscheidung
Nun müssen Leichlinger nicht mehr den Umweg zum nächsten Bioladen nach Burscheid in Kauf nehmen. Seit Kurzem bietet „Die Möhre“ am Marktplatz Produkten in Bio-Qualität. Ein Jahr war das Ehepaar Effey auf der Suche nach einem passenden Lokal, doch dann kam alles relativ spontan: Die befreundeten Betreiber des türkischen Supermarkts, den die Räumlichkeiten zuvor beherbergten, überlegten in Rente zu gehen. Da schlug Saskia Effey vor: „Gibt uns den Laden.“ Gesagt, getan.
Auf rund 100 Quadratmetern Verkaufsfläche ist eine Art Tante-Emma-Laden für alle Waren des täglichen Bedarfs entstanden. Saskia Effey hat bereits bei ihrer vorherigen Anstellung als Leiterin der Bio-Abteilung eines Obst- und Gemüsegroßhändlers in Leverkusen bemerkt: Bio wird immer stärker nachgefragt. Doch die 38-Jährige weiß auch, dass konventionelle Supermärkte solch ein Angebot nicht leisten können: „Es gibt einfach zu wenig Bioerzeuger. Solche Mengen können nicht produziert werden.“
Favorit: Vollkornbrot
Um so mehr freut sie sich, dass sie in ihrem kleinen Lokal im Brückerfeld 9 selbst bestimmen können, was sie anbieten: „Wir können aussuchen, von wem, was und in welcher Qualität wir Ware anbieten“, sagt Effey. Dabei beziehen sie viele Produkte aus der Region. Frisches Brot von einem Bio-Bäcker aus Köln, Fleisch, Kartoffeln und Obst vom Hof Nau aus Solingen gehören zu ihrem Sortiment. Eine persönliche Empfehlung von der Inhaberin: Das Vollkornbrot. Bei Obst und Gemüse legen die Betreiberinnen Wert auf Saisonalität.
Apropos Gemüse: Den Namen für das Geschäft dachte sich Ulrike Effey, die zuvor in der Gastronomie tätig war, aus. „Was ist typisch für die Region? Erdbeeren und Spargel“, waren ihre Gedanken. Da das beides aber nicht so schön klingt, wurde es letztlich „Die Möhre“, die für Bodenständigkeit stehen soll.
Ein echtes Highlight: Die 2,50 Meter lange Käsetheke mit knapp 100 Sorten. Dahinter steht eine wahre Käsekennerin: Monika Bergenroth, die 18 Jahre im Bioladen am Bahnhof gearbeitet hat. „Sie kennt jeden Käse persönlich“, soll ein Kunde einmal über sie gesagt haben. Doch nicht nur die Molkereierzeugnisse kennt sie in- und auswendig, viele Kunden begrüßt sie mit Namen, denn etwa 70 Prozent des Kundenstamms vom Bioladen am Bahnhof finden jetzt ihren Weg zum Marktplatz. Einige kommen auch einfach gerne zum Schwätzen mit bekannten Gesichtern vorbei.
Überraschungstüten mit passenden Rezepten
Eine weitere Besonderheit sind die „Green Bags“, abwechslungsreiche Tüten gefüllt mit Obst, Gemüse und passenden Rezepten. Sie müssen eine Woche im Voraus vorbestellt werden und können dann am darauffolgenden Freitag oder Samstag abgeholt werden.
Ein breites veganes Sortiment lockt auch zahlreich junge Menschen in den Bioladen. Saskia Effey bemerkt deutlich: „Jüngere Menschen essen häufiger bewusst und sparen dann eher woanders.“
Die Inhaberinnen sind zufrieden mit dem Start ihres Geschäfts. Anders als in anderen Bioläden in der Region scheint die Nachfrage nach Bioprodukten in Leichlingen trotz der Inflation und Energiekrise weiterhin groß zu sein. Für die Zukunft ist das Aufstellen einer Ladestation für E-Bikes vor dem Geschäfte geplant.