Die Naturfreunde Leichlingen befürchten, dass der Verein vor die Hunde gehen könnte.
Streit mit „Crew“Naturfreunde Leichlingen bangen um ihre Existenz
Die Kombination erschien eigentlich ideal und wie der Beginn einer Symbiose: Der Verein Naturfreunde Leichlingen mit einer alternden Mitgliederschaft verpachtete eines seiner zwei Häuser auf dem Gelände Am Block ganz im Leichlinger Westen an den Verbund „Crew“. Das sind ein Verein (Erlebnis und Freizeit) und eine angeschlossene Firma (Crew-Kultur und Bewegung gUG) mit dem Geschäftsführer Alexander Quirl (40). Verein und Firma haben sich beide der Jugendarbeit verschrieben.
Inzwischen sprechen Crew und Naturfreunde hauptsächlich über Anwälte miteinander: Die Chemie zwischen Verpächter und Pächter ist derart zerrüttet, dass die inzwischen stark gebeutelten Leichlinger Naturfreunde alles versuchen, um die jugendliche Crew wieder loszuwerden, denn sie fürchten, dass sie andernfalls als Verein nicht überleben werden.
Reinhold Pupka als Vorsitzender der Naturfreunde macht die Probleme im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ maßgeblich am Geschäftsführer der Firma Crew gUG, Alexander Quirl, fest. Nach allen Erfahrungen mit der Crew unterstellt Pupka, dass Quirl aktiv am Ende des 110 Jahre alten Naturfreunde-Vereins arbeite.
Das ist ein schwerwiegender Vorwurf. Ein handfestes Motiv dafür hat die Crew laut dem Naturfreunde-Vorsitzenden Pupka: Zu Beginn herrschte noch eine regelrechte Vereinsfreundschaft zwischen den Naturfreunden und der Crew, sodass die Crew e.V. sogar in die Satzung der Naturfreunde e.V. aufgenommen wurde.
Bei einer eventuellen Vereinsauflösung der Naturfreunde fiele das Vereinsvermögen demnach an die Crew, also das Gelände und zwei Häuser aus den 1920er-Jahren. In den Augen Pupkas ist die Crew innerhalb weniger Jahre vom Hoffnungsträger zur sprichwörtlichen Laus im Pelz mutiert. Wiederholt hätten sich die Naturfreunde in letzter Zeit mit Anzeigen beim Ordnungsamt und Finanzamt herumschlagen müssen, so Pupka. Als Urheber nennt er Quirl.
Die Redaktion hat versucht, von Alexander Quirl, dem Geschäftsführer der Crew-Firma, eine Stellungnahme zu bekommen, damit er seine Version über die Probleme der beiden Vereine erklären kann. Er sagte, dass die Naturfreunde der Crew den Pachtvertrag über das Haus gekündigt hätten, dass jetzt gegen die Crew eine Räumungsklage offen sei. Weitere Fragen wollte er erstmal nicht beantworten, zog sich darauf zurück, dass es „laufende Verfahren“ gebe, und sagte nach einer Nachfrage: „Ich werde dieses Gespräch jetzt beenden, vielen Dank“ und legte auf.
Leichlingen: Quirl reagiert mit einstweiliger Verfügung
Die Naturfreunde haben versucht, den Passus in der Satzung zu heilen, nachdem die Crew Nutznießer einer Vereinsauflösung wäre. Dagegen hat Quirl mit einer einstweiligen Verfügung reagiert. Das Schriftstück liegt der Redaktion vor. Der Crew-Unternehmer ist in der Anfangszeit den Naturfreunden selbst beigetreten und hat den Beschluss als Mitglied beanstandet. Auch einen ersten Versuch der Naturfreunde, Quirl als Mitglied loszuwerden, konterte dieser mit juristischen Mitteln.
Die Crew hat beste Verbindungen in die Leichlinger Politik. Aber laut Pupka scheint weniger der direkte Draht zum Bürgermeister Frank Steffes (SPD) ein Problem zu sein. Dessen Sohn macht bei der Crew mit. Laut Pupka stellt eher die enge Verbindung Quirls mit der CDU-Fraktion eine Gefahr dar. Denn das Vereinsgrundstück Am Block mit seinen 27 Camping-Stellplätzen, das der Verein 1914 gekauft hatte, wurde 2002 unter Landschaftsschutz gestellt. Zwar habe die Stadtverwaltung nichts gegen eine weitere Duldung des Platzes, aber in der CDU-Fraktionsspitze sei man den Naturfreunden nicht gewogen, so Pupka.
Den 2017 gegründeten Verein Crew nannte der „Kölner Stadt-Anzeiger“ bei der Gründung „den Senkrechtstarter unter den Vereinen“. Auf seiner Webseite beschreibt der Verein seine Ziele so: „Wir schaffen es zusammen in ungeahnte Höhen. Wir sind CREW!“. Weiter unten heißt es: „Unsere Organisation agiert dabei nach dem Grundsatz: „Alles ist möglich, wenn wir wollen.“
Crew will das Jugendzentrum leiten
Am Freitag wurde bekannt, dass sich die Crew als privater Verein als Betreiber des seit der Hochwasser-Katastrophe vor zwei Jahren geschlossenen Leichlinger Jugendzentrums in der Balker Aue formlos bei der Stadt Leichlingen angeboten hat. Die Linke reagierte sofort. Sie schreibt: „Es ist mehr als nur ein Gerücht, denn längst haben sich die kommunalen Koalitionspartner CDU, Grüne und FDP abgesprochen und wollen das städtische Angebot in der offenen Kinder- und Jugendarbeit durch einen privaten Verein (Crew, d. Red.) ersetzen lassen. Die Linke kritisiert das Vorhaben.“ (rar)